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       # taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: Pirelli goes Gegenwart
       
       > Pirelli lichtet für den Kalender 2018 ausschließlich People of Color ab.
       > Das Unternehmen will damit nur Geld verdienen? Lasst es doch!
       
   IMG Bild: Ein Anfang, Pirelli, immerhin
       
       Bisher lief das so: Top-Fotografen lichten Top-Stars ab. Alle weiß, alle
       dünn, alle Models. Der Pirelli-Kalender war lange nicht unbedingt Vorreiter
       in Sachen Diversity. Die Bilder sind bekannt: Gisele Bündchen, die sich,
       ölig wie eine Sardine, das Höschen zurecht rückt. Oder Cindy Crawford, die
       sich gänzlich unbekleidet um einen Kettenvorhang wickelt.
       
       Neuerdings aber gibt sich Pirelli anders. Am Mittwoch stellte der
       italienische Reifenhersteller [1][seinen neuen Kalender für 2018] vor. Die
       Models: ausschließlich People of Color. Das Motto: Alice im Wunderland. Im
       surrealistischen Märchenstil posieren zum Beispiel Schauspielerin Whoopi
       Goldberg, Feministin Adwoa Aboah und Drag-Queen RuPaul. Sogar der ein oder
       andere männliche Statist taucht auf.
       
       Kostümiert wurden alle vom neuen Chefredakteur der britischen Vogue, Edward
       Enninful; dem ersten dunkelhäutigen Mann an der Spitze eines britischen
       Modemagazins. Geknipst hat die Bilder der Modefotograf Tim Walker. „Die
       Geschichte von Alice ist so oft und auf so unterschiedliche Weisen erzählt
       worden“, erklärt er [2][in der New York Times] – „aber immer mit weißer
       Besetzung.“
       
       Eben jene Zeitung attestiert dem Kalender denn auch eine „Transformation
       vom gehobenen Porno-Sammlerstück zum kulturellen Barometer“. Schon in den
       vergangenen beiden Jahren hatte sich Pirelli in Richtung Zeitgeist bewegt.
       2016 [3][fotografierte Annie Leibovitz] Frauen, die für mehr bekannt sind,
       als Brust und Hintern: Tennisspielerin Serena Williams etwa, oder
       Künstlerin Yoko Ono. Vergangenes Jahr überraschte Peter Lindbergh mit
       No-Make-Up-Fotos von Helen Mirren und Nicole Kidman – mit Klamotten.
       
       „Maaarketing!“, „Pures Kalküüüül!“, alarmiert nun die kritische Stimme im
       Kopf. „So what?“, ist man gewillt zu antworten. Mit Sicherheit zielt die
       Diversity-Offensive auf Aufmerksamkeit und Profit. So weit, so wenig
       überraschend bei einem Reifenunternehmen. Der Ansatz bleibt trotzdem
       richtig: Pirelli goes Gegenwart. Vielleicht werden dann ja bald auch Männer
       abgebildet – nicht nur als schmückendes Beiwerk.
       
       21 Jul 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.independent.co.uk/life-style/pirelli-calendar-2018-all-black-cast-models-nude-naked-photographs-naomi-campbell-edward-enninful-a7850396.html
   DIR [2] https://www.nytimes.com/2017/07/20/fashion/pirelli-2018-calendar-black-alice-in-wonderland.html
   DIR [3] /!5252975
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kathrin Müller-Lancé
       
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