# taz.de -- Tour de France: Rudern auf Rädern
> Warum sinkt die Popularität der Tour de France? Die erhitzten Debatten
> fehlen, die aus einem Sport erst ein gesellschaftliches Ereignis machen.
IMG Bild: Marcel Kittel (l.) und Julien Vermote bei der … ach, laaaaangweilig
„Mittelmäßig“ und „gerade mal Durchschnitt“. Erfolgsmeldungen bezüglich der
TV-Einschaltquoten hat die Tour de France nicht gerade produziert. Aber
dafür gibt es in diesem Jahr, soweit man weiß, noch keinen großen
Dopingskandal.
Aber? Nun, der Profiradsport fiel in den vergangenen Jahren mit Bemühungen
auf, vom Image des verseuchten Spektakels wegzukommen. Das schadete ihm:
Fernsehanstalten diskutierten, ob man so etwas noch zeigen dürfe. Das
brachte die Rennställe, hinter denen an gutem Image interessierte Konzerne
stehen, dazu, sich um Antidoping zu kümmern. Heraus kam, dass kaum noch
Repräsentanten des alten, verrufenen Radsports mitradeln.
Einerseits ist das, von dem es jahrzehntelang hieß, es mache den Sport
kaputt, weitgehend überwunden. Andererseits interessieren sich immer
weniger Menschen für das Neue, auf das doch angeblich alle gewartet haben.
Gerade aus Deutschland gibt es neue Gesichter, die, ohne im Dopingverdacht
zu stehen, das Bild der Tour prägen, und medial alte Vertreter wie Jan
Ullrich oder Erik Zabel ersetzen könnten. Marcel Kittel, der fünffache
Etappensieger, der verletzt ausscheiden musste, ist der aktuell
Erfolgreichste.
Was wir derzeit erleben, ist ein Radsport ohne Skandale, ohne umstrittene,
gerüchteumwehte Fahrerpersönlichkeiten und ohne die ganzen erhitzten
Debatten, die doch aus einem Sport erst ein gesellschaftliches Ereignis
machen. Was wir also gerade erleben, ist die Verwandlung des
Profiradsports, der Intellektuelle wie Roland Barthes und Albert Camus in
den Bann zog, in eine Art Rudern auf Rädern: Anständige junge Männer, die
wissen, was sich gehört, geben im Zielraum brave Interviews.
Das im konkurrenzbedingten Zwang zum Betrug aufscheinende Dilemma des
Radsports ist durch Antidopingerfolge nicht gelöst. Hat er ein Problem
gelöst, droht das andere: langweilige Normalität.
23 Jul 2017
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DIR Martin Krauss
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