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       # taz.de -- Schwimm-Weltmeisterschaft: Bloß keine Experimente!
       
       > Lagenspezialist Philip Heintz ist die größte Hoffnung des deutschen
       > Teams. Er besticht mit guten Zeiten und stets guter Laune.
       
   IMG Bild: Schwamm über 200 Meter Lagen in Jahresweltbestzeit: Philip Heintz hier bei den nationalen Meisterschaften in Berlin
       
       Budapest taz | Gut eine Woche ist es her, dass Stefan Hansen Deutschlands
       aktuell besten Schwimmer zum ersten Mal live erlebte. Bei der
       WM-Vorbereitung in Heidelberg traf der neue Cheftrainer am Bundesstützpunkt
       in Berlin auf Philip Heintz – und war sofort ausgesprochen angetan von dem
       26-Jährigen. „Er ist ein sehr spaßiger Typ, immer froh und lustig“, erzählt
       Hansen, dessen positives Naturell dem von Heintz in nichts nachsteht.
       
       Mit einem gemütlichen Dauergrinsen im Gesicht steht der 35-jährige Däne am
       Dienstagmorgen in der Duna Arena, sieht dabei aus wie der jüngere Bruder
       von Hape Kerkeling – und betont sofort: „Ich kann auch streng sein.“
       
       Erfolgreich war er als Coach in seinem Heimatland allemal, feierte mit
       seinen Schwimmern große internationale Erfolge. Pernille Blume etwa kraulte
       in Rio zu olympischem Gold über 50 Meter Freistil, und nun sollen
       ambitionierte Athleten wie Philip Heintz von Hansens Fähigkeiten
       profitieren. Nicht bei der täglichen Arbeit – Heintz trainiert in
       Heidelberg, Hansen wirkt seit dem 1. März in der Hauptstadt. Sondern durch
       die verbindende, ausgleichende Art des Skandinaviers, der rasch erkannt
       hat: „Die Trainer in Deutschland wollen alles ein bisschen so wie vorher
       machen. Aber jetzt gibt es frischen Wind. Denn eigentlich muss es in
       Deutschland so sein – ein Team, ein Ziel.“
       
       Bei den Titelkämpfen am Ufer der Donau sind die Ziele des DSV erst einmal
       sehr bescheiden. Zumindest bei einem Starter aber hegt Chefbundestrainer
       Henning Lambertz berechtigte Hoffnungen auf ein Stück Edelmetall: bei
       Philip Heintz, der über 200 Meter Lagen bei der WM-Qualifikation vor gut
       fünf Wochen mit einer beeindruckenden Jahresweltbestzeit glänzte.
       
       ## Heißestes Eisen im Feuer
       
       Am Mittwoch geht der gebürtige Mannheimer auf seiner Spezialstrecke ins
       Wasser, morgens stehen die Vorläufe auf dem Programm, abends die
       Halbfinals. „Es ist etwas Neues, wenn man als Medaillenkandidat gilt“,
       räumt Heintz ein. „Aber wenn ich rausgehe, bin ich 100-prozentig der
       Meinung, dass ich es schaffe.“
       
       Der Meinung war er auch schon im letzten Sommer. Vier Jahre lang sei er mit
       dem Gefühl eingeschlafen, eine olympische Medaille zu holen, erzählte er in
       Rio – als er seine verheulten Augen ein wenig getrocknet hatte. Tränen nach
       einem deutschen Rekord und Platz sechs unter den Besten der Besten. Die
       Enttäuschung war so groß, dass er dem Spitzensport schon adieu sagen
       wollte.
       
       Doch Heintz, der bereits ein abgebrochenes Studium der Geowissenschaften
       hinter sich und inzwischen auf Betriebswirtschaft umgesattelt hat, fand die
       passende Lösung: einen Arbeitgeber im Finanzwesen, der ihm nicht nur die
       freie Ausübung seines Sports ermöglicht – sondern vor allem auch eine
       Anstellung in der Firma nach dem Karriereende zugesagt hat.
       
       Die Umstände sind also günstig, und das merkt man Philip Heintz in Budapest
       auch an. Abteilungsleiter Lambertz nennt ihn kurzum Deutschlands „heißestes
       Eisen im Feuer“, zum eigenen Schutz wiegelt der Hochgelobte aber ein
       bisschen ab. „So würde ich mich nicht bezeichnen. Bei Franziska Hentke
       sieht es ebenfalls gut aus. Und auch Marco Koch weiß, wie es geht“,
       erinnert er an das WM-Gold des Darmstädters über 200 Meter Brust vor zwei
       Jahren.
       
       ## Heintz muss sein Selbstbewusstsein mittlerweile bremsen
       
       Zugleich haben die tränenreichen Spiele in Brasilien aber auch ein Gefühl
       von Sicherheit in ihm verankert. Ob Michael Phelps oder wer auch immer
       neben mir schwimmt: Ich kann meine Leistung trotzdem abrufen – das ist für
       mich der größte Gewinn von Rio“, sagt er.
       
       Heintz’Selbstbewusstsein ist mittlerweile so prall, das er sich nun selbst
       gezielt einbremst. „Ich muss mir einreden, dass ich nicht fit bin, dass das
       hier kein Selbstläufer ist“, beschreibt er seine Taktik, zu der er nicht
       zuletzt durch die regelmäßige Zusammenarbeit mit einem Psychologen gelangt
       ist. Von seinem Auftreten unmittelbar vor dem Rennen sollte sich jedoch
       keiner täuschen lassen, warnt er die Konkurrenz.
       
       „Viel Körpersprache ist da nicht, wenn ich auf dem Startblock stehe. Da
       sehe ich eher aus wie ein Schluck Wasser, mit hängenden Schultern, den Kopf
       unten“, witzelt Heintz – ehe er sich für den bevorstehenden Wettkampf ganz
       seriös auffordert: „Ich muss einfach das machen, was ich bei der
       WM-Qualifikation gemacht habe.“ Denn das Gebot der Stunde für ihn lautet:
       „Bloß nichts ausprobieren.“
       
       25 Jul 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Morbach
       
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