URI: 
       # taz.de -- Identitäre scheitern im Mittelmeer: Rechte in Seenot
       
       > Ein von Identitären gechartertes Schiff saß auf Zypern fest. Die zunächst
       > festgenommenen Crewmitglieder sind inzwischen wieder freigelassen.
       
   IMG Bild: Beihilfe zur illegalen Einreise? Ein Teil der Crew der Identitären beantragte Asyl
       
       Intrigen, alles Intrigen. Aber die Mission geht weiter: So reagierte die
       Identitäre Bewegung am Mittwochabend auf den wohl spektakulärsten Crash,
       den ihr „Defend Europe“-Projekt noch vor dem Start hätte erleiden können.
       Das von ihnen gecharterte Schiff „C-Star“, mit dem die Neonationalisten
       Rettungs-NGOs im Mittelmeer behindern wollten – [1][es liegt an der Kette
       im Hafen von Famagusta], Nordzypern. Vizekapitän, Eigner und Teile der
       Besatzung: im Knast.
       
       Die Polizei von Nordzypern bestätigte der taz am Donnerstag: Bei dem
       festgenommenen Vizekapitän handelt es sich um den Deutschen Alexander
       Schleyer, einen ehemaligen Bundeswehr-Marinesoldat, der auf der „Gorch
       Fock“ und in der Unifil-Marinemission vor Libanon gedient hat. Heute lebt
       Schleyer in Wien und steht den Identitären nahe. Bis 2016 arbeitete er für
       den FPÖ-Abgeordneten Christian Höbart. Dann tauchten Bilder von Schleyer
       vor einer Reichskriegsflagge auf. Nach Angaben der Recherchestelle
       Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands gehört Schleyer der
       Burschenschaft Corps Hansea Wien an.
       
       Ebenfalls festgenommen wurde der schwedische Schiffseigner Sven Tomas
       Egerstrom. Der Reeder hatte noch in der vergangenen Woche der britischen
       NGO Hope not Hate gesagt, er sehe kein Problem darin, dass sein Schiff von
       „Defend Europe“ vor Libyen für „Recherchen“ genutzt werde.
       
       Beide wurden am Donnerstag einem Richter vorgeführt. Der ordnete weitere
       Untersuchungshaft bis zum nächsten Gerichtstermin am Freitag an. Der
       Vorwurf laute „Fälschung der Papiere der Crewmitglieder“ und „Benutzung der
       gefälschten Papiere“, sagte ein Sprecher der Polizei in Nicosia. Der
       Vorwurf des Menschenschmuggels werde „geprüft“.
       
       Am Donnerstagabend dann ließ die Polizei von Nordzypern die Crew, den
       Vizekapitän und den Eigner des Identitären-Schiffs „C Star“ wieder frei.
       Der Verdacht der „Fälschung der Papiere der Crewmitglieder“ habe nicht
       erhärtet werden können, sagte ein Sprecher der Polizei in Nicosia zur taz.
       Ein für Freitag angesetzter Gerichtstermin sei abgesagt worden.
       
       Der schwedische Eigner sei in den griechischen Teil Zyperns ausgereist. Das
       gleiche gelte für fünf Mitglieder der Trainingscrew der C Star. Die aus Sri
       Lanka stammenden Männer wollen dort Asyl beantragen, sagte der
       Polizeisprecher. Der aus 20 Männern aus Sri Lanka stammende Rest der
       Trainingscrew werde in ihr Heimatlad ausreisen.
       
       Der aus Deutschland stammende Vizekapitän Alexander Schleyer und die
       Kerncrew der „C Star“ konnten ihre Reise am Donnerstagabend fortsetzen.
       
       Das „Defend Europe“-Projekt der Identitären hatte sich zum Ziel gesetzt,
       NGOS zu stören, die vor Libyen Schiffbrüchige retten. Im Spendenaufruf
       verspracht Defend Europe, „alles“ zu tun, damit die Flüchtlinge „an die
       afrikanische Küste zurückgebracht“ werden. Mit Horrorzahlen hatten die
       Identitären in den letzten Tagen die Propagandatrommel für ihre Aktion
       geschlagen: „6,6 Millionen Menschen warten auf die Überfahrt über das
       Mittelmeer. Dies gilt es zu stoppen“, twitterten sie immer wieder.
       
       ## „Kostenpflichtiger Trainingseinsatz“
       
       Am Donnerstag stellte sich Defend Europe als Opfer von Sabotage durch linke
       NGOs dar. Sie sehen in den Seerettern ein „kriminelles Netzwerk“, das mit
       Schleppern kooperiert. Besonders wurmte sie offenbar, dass am Mittwoch im
       Internet zu lesen war, die tamilische Crew der „C Star“ habe Geld für die
       Passage nach Zypern bezahlt – und dort Asyl beantragt.
       
       Auf der „C Star“ sollen angehende Seemänner einen „kostenpflichtigen
       Trainingseinsatz“ absolviert haben, heißt es in einer Erklärung der
       Identitären. Diese Seeleute hätten eigentlich bereits in Ägypten regulär
       von Bord gehen sollen, um heimzukehren. „Intrigen“ von NGOs hätten das
       jedoch unmöglich gemacht, so die Erklärung.
       
       Tatsächlich steckte das Schiff aus bislang ungeklärten Gründen über eine
       Woche vor dem Suezkanal fest. Laut Hope Not Hate wurde es von den
       Sicherheitsbehörden aufgehalten, weil Papiere der Crew fehlten. Die
       Identitären hatten das als Fake News zurückgewiesen.
       
       Deshalb seien die Seeleute nun in Zypern von Bord gegangen. Dort seien die
       Seeleute von „organisierten Kommandos der NGO empfangen“ worden. Die hätten
       ihnen Geld, Essen und Unterkünfte geboten, wenn sie Asylanträge in der
       Türkei stellen. Fünf Männer seien auf das „Bestechungsangebot“ eingegangen,
       schreibt Defend Europe. Sie hätten sich in die Obhut der NGOs begeben und
       „urplötzlich Anschuldigungen gegen den Vizekapitän und die restliche
       Mannschaft“ erhoben. Warum die zypriotische Polizei gefälschte Papiere auf
       der „C Star“ entdeckte, dazu schreiben die Identitären nichts.
       
       Rein finanziell profitieren die Rechten von der Aufmerksamkeit: Seit dem
       Wochenende bekamen sie rund 20.000 Euro zusätzliche Spenden. Sie wollen ihr
       Projekt fortsetzen. Auf eine europäische Identität ihres Schiffs verzichten
       sie dabei: Die „C Star“ wurde am Mittwoch umgeflaggt. Statt unter der Fahne
       von Dschibouti läuft sie jetzt unter jener der Mongolei.
       
       Korrekturhinweis: Alexander Schleyer wurde in einer früheren Version dieses
       Beitrags als Kapitän des Schiffes bezeichnet. Das ist falsch. Er ist
       Vizekapitän.
       
       27 Jul 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Anti-Fluechtlings-Mission-der-Identitaeren/!5437440/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Jakob
       
       ## TAGS
       
   DIR Identitäre Bewegung
   DIR Flüchtlinge
   DIR Defend Europe
   DIR Schlepper
   DIR Schwerpunkt Flucht
   DIR Identitäre Bewegung
   DIR Schwerpunkt Flucht
   DIR Schwerpunkt Flucht
   DIR Identitäre Bewegung
   DIR Seenotrettung
   DIR Identitäre Bewegung
   DIR Junge Alternative (AfD)
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Neonazis gegen Flüchtlinge im Mittelmeer: C-Star-Mission beendet
       
       Die „Identitären“ haben ihren Anti-Flüchtlings-Einsatz vor Libyen beendet.
       Obwohl sie nicht viel erreichten, bezeichnen sie ihn als vollen Erfolg.
       
   DIR Identitäre im Mittelmeer: C-Star manövrierunfähig
       
       Die Flüchtlingsaufhalter von der C-Star sind womöglich vor Libyen in Seenot
       geraten. Laut eigenen Angaben haben sie nur technische Probleme.
       
   DIR Identitäre auf Anti-Flüchtlingsmission: C-Star verfolgt Rettungsschiff
       
       Das Schiff der Gruppe „Defend Europe“ fährt vor Libyens Küste hinter einem
       Rettungsschiff her. Dann nimmt es Kurs auf Tunesien. Dort ist es nicht
       erwünscht.
       
   DIR Deutsche Seenotretter im Mittelmeer: Italien beschlagnahmt NGO-Schiff
       
       Die Staatsanwaltschaft beschlagnahmt ein Schiff von „Jugend rettet“. Das
       Parlament in Rom stimmte indes für einen Militäreinsatz vor Libyen.
       
   DIR Anti-Flüchtlings-Mission der Identitären: Wegen Schlepperei festgenommen
       
       Rechte charterten ein Schiff, um im Mittelmeer Flüchtlinge zu stoppen. Doch
       ein Teil der Crew lief davon und beantragte Asyl auf Zypern.
       
   DIR Identitäre gegen Flüchtlingsrettung: Rumschwimmen, bis das Geld alle ist
       
       Rechte Gruppen wollen die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer behindern.
       Doch dümpelt ihr Schiff seit einer Woche vor Suez herum.
       
   DIR Kolumne „Lügenleser“: Blockierte Spartaner
       
       Die Identitäts-Faschisten kamen in Berlin keinen Fußbreit voran. Nun lügen
       sie sich im Netz ihre Niederlage zurecht.
       
   DIR „Junge Alternative“ in Bremen: Seit' an Seit‘ mit Identitären
       
       Die AfD-Jugendorganisation JA distanziert sich offiziell von der extrem
       rechten „Identitären Bewegung“. Die Bremer JA-Vorsitzenden kümmert das
       wenig