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       # taz.de -- Boko Haram in Nigeria: Massaker an einem Ölforscherteam
       
       > Immer wieder meldet das Militär, die dschihadistische Miliz sei besiegt.
       > Nach einem neuerlichen Überfall mit Dutzenden Toten ist das Makulatur.
       
   IMG Bild: Immer wieder sind Opfer der Boko Haram zu beklagen (Bild vom 12. Juli 2017, Maiduguri)
       
       Berlin taz | Es ist der spektakulärste Schlag von Boko Haram in Nigeria in
       diesem Jahr, und es beweist, dass die islamistische Terrortruppe längst
       nicht geschlagen ist. Mindestens 50 Menschen sollen bei einem Überfall auf
       ein Geologenteam im Nordosten des Landes und anschließenden Kämpfen getötet
       worden sein. Der Vorfall ereignete sich am Dienstag, aber erst am
       Donnerstag und Freitag wurden Details bekannt.
       
       Die Geologen der Universität Maiduguri waren im Auftrag der staatlichen
       nigerianischen Ölgesellschaft NNPC unterwegs, um Untersuchungen im Becken
       des Tschadsees vorzunehmen. Nigerias Regierung vermutet, dass das
       Tschadseebecken, das sich Nigeria, Kamerun, Niger und Tschad teilen,
       fantastische Ölvorräte enthalten könnte, und betreibt seit November
       ernsthafte Ölsuche. Nigerias Regierung will damit auch unter Beweis
       stellen, dass der Nordosten des Landes jetzt tatsächlich befriedet ist,
       nach Jahren des Boko-Haram-Terrors.
       
       Nigerianischen Berichten zufolge wurde das Forscherteam aus neun
       NNPC-Mitarbeitern und neun Universitätsangehörigen, dazu Wach- und
       Fahrpersonal, am Dienstag auf der Rückfahrt von einem ungenannten Ort nach
       Maiduguri gekidnappt. Die begleitende Armeepatrouille wurde überwältigt,
       berichtete ein Überlebender gegenüber Journalisten. Das Militär schickte
       nach eigenen Angaben Verstärkung los, begleitet von einem
       Kampfhubschrauber, und es gab weitere heftige Kämpfe. Am Mittwoch kehrten
       die Soldaten nach Maiduguri zurück und sagten, sie hätten die Geiseln
       mitgebracht. Dass viele davon tot waren, stellte sich offenbar erst heraus,
       als ihre Universitätskollegen sie in Empfang nehmen wollten.
       
       Insgesamt 48 Leichen brachten die Soldaten nach Maiduguri – 18 militärische
       und 15 zivile Angehörige der Joint Task Force (JTF) des Militärs gegen Boko
       Haram, fünf Universitätsmitarbeiter und vier Fahrer, dazu sechs andere
       Tote. Laut dem Augenzeugenbericht wurden 14 weitere JTF-Angehörige an Ort
       und Stelle bestattet, weil von ihnen keine identifizierbaren Leichenteile
       mehr übrig waren.
       
       ## Mehrere Anschläge im Juli
       
       Auf einem Krisengipfel ordnete der amtierende Staatschef Yemi Osinbajo, der
       seit Mai aufgrund der Dauerkrankheit von Präsident Muhammadu Buhari das
       Land regiert, die Verlegung des Generalstabs nach Maiduguri an. In den
       letzten Monaten hatte Nigerias Regierung immer wieder behauptet, Boko Haram
       sei so gut wie besiegt. Aber im Juli hat es in der Provinzhauptstadt
       Maiduguri bereits mehrere Selbstmordanschlägen gegeben, nach Monaten der
       Ruhe. Und die Islamisten sollen auch in ihre einstigen Hochburgen im
       Sambisa-Wald an der Grenze zu Kamerun zurückgekehrt sein. Seit April habe
       man schon wieder 108 Luftangriffe auf Boko Haram im Sambisa-Wald geflogen,
       enthüllte ein Sprecher der Luftwaffe am Donnerstag.
       
       Die Eskalation, sagte der Sprecher weiter, sei auf die Regenzeit
       zurückzuführen, da sich Terroristen jetzt in der üppigen Vegetation
       verstecken könnten. Für die Betroffenen dürfte diese Erklärung nicht
       ausreichend sein.
       
       28 Jul 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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