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       # taz.de -- Bremer AfD ist pleite: AfD bettelt um Geld
       
       > Weil der Landesverband der Bremer AfD kaum noch Geld hat, sollten die
       > Mitglieder in ihrem persönlichen Umfeld um Spenden betteln. Offenbar ohne
       > Erfolg
       
   IMG Bild: Am notverglasten AfD-Büro steht „Merkel-Jugend in Aktion“: Waren es Steinewerfer der Jungen Union?
       
       Bremen taz | Die AfD Bremen ist fast pleite. Das geht aus internen Mails
       der rechten Partei hervor, die der taz vorliegen. Darin bittet der
       Landesvorstand Frank Magnitz seine Mitglieder darum, in ihrem persönlichen
       Umfeld um Spenden zu betteln. Zudem hat die AfD wohl eine Adressensammlung
       mit potentiellen Spendern angelegt, die mit einem Rundbrief um Geld gebeten
       werden sollten.
       
       In der Mail aus dem März schrieb der damals frisch gewählte
       Landesvorsitzende Frank Magnitz: „Unsere finanzielle Ausstattung für den
       Bundestagswahlkampf ist mehr als katastrophal, ganze 10.000 Euro sind uns
       als Bundeszuschuss zugedacht.“ Mit dieser Summe sei „kein Wahlkampf zu
       machen“. Vier Wahlkampfveranstaltungen mit „A-Prominenz“ stünden dem
       Landesverband zu. Das vorhandene Geld reiche jedoch für höchstens eine
       Veranstaltung, da man mit Saalmiete, Werbung und Security schnell bei 8.000
       Euro sei.
       
       Deswegen bat Magnitz in der Mail „Mitglieder, Förderer und Parteifreunde“,
       in ihrem persönlichen Umfeld um Spenden zu betteln: Jeder solle „intensiv
       überlegen, welche Personen aus allen Feldern des persönlichen Umfeldes
       (Familie, Freunde, Bekannte, Nachbarn, Arbeitskollegen, Sport- Gesang-
       Kegelverein …) mittels eines persönlichen Anschreibens angesprochen werden
       könnten, uns mit einer Spende zu unterstützen.“
       
       Darüber hinaus bat Magnitz die etwa 150 AfD-Mitglieder in Bremen, eine
       Liste mit Adressen und Personen zusammenzustellen – „durch Nachfragen,
       Google-Recherche oder was auch immer“. Insgesamt sollte es so „ohne
       Probleme möglich sein, 3000 bis 4000 Adressen zusammenzutragen“. Darunter
       sollten auch Leute außerhalb des persönlichen Umfelds sein – etwa
       „Geschäftsführer“ bestimmter Firmen.
       
       ## „Das würde zu teuer werden.“
       
       Sie alle wollte Magnitz per Rundbrief anschreiben. Dazu sollten möglichst
       „viele Helfer mit schöner Handschrift, vielleicht vorzugsweise Frauen, da
       deren Handschrift meistens netter ausfällt“, Briefumschläge und
       Begrüßungszeile handschriftlich adressieren. „Auf gutem Papier“ wollte man
       so einen „möglichst individuellen Gesamteindruck“ erwecken – das Material
       für die Rundbriefe sollte 2000 Euro kosten.
       
       Am Ende der Mail fällt Magnitz noch ein, dass man die Personen, die spenden
       wollen, auch gleich nach einem Parteieintritt fragen könne. Er schreibt:
       „Bitte nutzt diese Chance, die Mitgliederzahl des Landesverbandes deutlich
       zu erhöhen!“
       
       Beide Anliegen – Spendenakquise und die Rekrutierung neuer Mitglieder –
       scheinen dennoch gescheitert zu sein. Laut Magnitz liegt die Mitgliederzahl
       seit Anfang des Jahres bei konstant 150. Auf Nachfrage der taz, ob es denn
       nun Veranstaltungen mit „A-Prominenz“ aus dem Bundesvorstand geben werde,
       sagt er: „Das würde zu teuer werden. In Anbetracht der finanziellen
       Möglichkeiten scheint es uns wichtiger, unser Geld für andere Dinge
       auszugeben.“
       
       Ein Posten könnten dabei die Fenster der [1][neuen Parteizentrale] sein:
       Unbekannte hatten vor knapp zwei Wochen die Scheiben des neuen Parteibüros
       in der Falkenstraße eingeschlagen. Die Polizei bezifferte den Sachschaden
       auf 5.000 Euro.
       
       Der Betrag dürfte existentielles Ausmaß haben. Magnitz beziffert den
       Schaden auf drei bis fünftausend Euro. Neue Fenster werde man vorerst nicht
       einsetzen: „Derzeit haben wir eine Notverglasung. Die behalten wir aus
       kaufmännischer Vorsicht“, sagt Magnitz, „wer die zerbrochenen Fenster
       zahlt, klären wir gerade mit der Versicherung.“ Magnitz, der selbst
       Hausverwalter des Gebäudes ist, hatte einem Afro-Shop im selben Haus die
       Erstattung zerbrochener Scheiben infolge eines Einbruchs zuletzt verwehrt
       ([2][taz berichtete]).
       
       Wie viele Briefe die AfD verschickt hat, will Magnitz nicht verraten. Dass
       eine solche Liste jedoch angefertigt wurde, bestätigt Magnitz indirekt. Als
       die taz ihn nach den Datenschutzmaßnahmen in Bezug auf die Adressliste
       fragt, antwortet er: „Wir wollten mit der Aktion Leute ansprechen, die eine
       Affinität zur AfD haben“ und „wer sagt denn, dass wir diese Daten
       ungeschützt verbreiten? Das sind ja nur Daten, die ungeschützt vorhanden
       sind. Es gibt keinen schützenswerten Anspruch.“ Das dürften Empfänger der
       AfD-Bettelschreiben anders sehen.
       
       17 Jul 2017
       
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