# taz.de -- Tempelberg in Jerusalem: Mehrere Tote bei Anschlag
> In Ost-Jerusalem haben drei Angreifer zwei Polizisten erschossen, bevor
> sie selbst getötet wurden. Der Tempelberg wurde abgeriegelt.
IMG Bild: Israelische Forensiker nach dem Schusswechsel am Tempelberg am Freitagmorgen
BERLIN taz | Bei einem Anschlag am Tempelberg sind zwei israelische
Polizisten erschossen worden. Ein dritter Polizist trug leichte
Verletzungen davon, als sich am frühen Freitagmorgen drei
israelisch-arabische Attentäter mit Schusswaffen dem Plateau vor dem
Felsendom näherten und das Feuer auf Sicherheitskräfte eröffneten. Die
Polizei erschoss die Attentäter und sperrte anschließend die Zugänge zum
Tempelberg ab.
„Zentrales Ziel ist es, die Lage zu beruhigen“, erklärte Gilad Erdan
(Likud), Israels Minister für Innere Sicherheit und Strategische
Angelegenheiten, vor Journalisten am Tatort. Die drei 19- bis 29-jährigen
Attentäter kommen aus der israelisch-arabischen Stadt Umm al-Fahm und
gehörten offenbar derselben Familie an. Bei den beiden tödlich verletzten
Grenzpolizisten handelt es sich um Drusen, Anhänger einer
Religionsgemeinschaft, die ihre Wurzeln im Islam hat.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte das Attentat in einem
Telefonat mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. Agenturberichten
zufolge nahm die Polizei den Großmufti von Jerusalem, Scheich Mohammed
Hussein, fest, der gegen die Sperrung des Tempelbergs protestiert hatte. Um
eine weitere Eskalation zu verhindern, fanden offenbar Beratungen zwischen
Israel und Jordanien statt. Das jordanische Religionsministerium hat die
Oberaufsicht über sämtliche muslimische und christliche Pilgerstätten im
Heiligen Land.
## Angreifer mit Schusswaffen
Der Anschlag hat eine andere Qualität als viele Anschläge der vergangenen
Jahre. Bei dem jüngsten Angriff handelt es sich um die Tat von drei mit
Schusswaffen ausgestatteten Attentätern, nicht um die Aktion eines
üblicherweise mit einem Messer bewaffneten „einsamen Wolfes“, eines
Einzeltäters.
Der Streit um die Besuchsrechte auf dem Tempelberg hatte im Herbst vor drei
Jahren eine Serie von zumeist mit Messern oder Pkw ausgeübten Anschlägen
ausgelöst. Der seit dem [1][Sechstagekrieg 1967] geltende Status quo räumt
Juden und Muslimen Besuchsrechte ein, wobei nur Muslime auf dem Gelände
auch beten dürfen. Israels Regierung betonte wiederholt, an der bestehenden
Regelung nichts verändern zu wollen, während Aktivisten der
rechts-radikalen Tempelberg-Initiative den Bau eines dritten jüdischen
Tempels auf dem Areal propagieren.
[2][Laut der Tageszeitung Haaretz] besteht nun die Befürchtung, dass die
Schließung des Tempelbergs, die „unüblich“ sei, „zu neuer Anspannung führen
kann“. Einer Mitteilung aus dem Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu
zufolge sei die Sperre beschlossen worden, „um sicherzustellen, dass keine
weiteren Waffen auf dem Tempelberg“ versteckt sind.
Minister Erdan kritisierte am Freitag die „Hetze“ der arabisch-israelischen
„Islamischen Bewegung“, die einer Beruhigung der Lage „nicht dienlich ist“.
Der Anschlag werde „keine politischen Folgen haben“, betonte Erdan. Nötig
sei jedoch eine Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen auf dem Tempelberg.
Mit dem Anschlag sei „eine rote Linie überschritten“ worden. Jetzt gelte
es, „sicherzustellen, dass so etwas nicht mehr passiert“.
Sami Abu Suhri, Sprecher der Hamas im Gazastreifen, bezeichnete den
Anschlag als „natürliche Reaktion auf den israelischen Terror und die
Schändung der Al-Aksa-Moschee“. Der Widerstand gegen die Besatzung dauere
an und werde vom gesamten „palästinensischen Volk unterstützt“.
Dieser Artikel wurde um 16 Uhr aktualisiert.
14 Jul 2017
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## AUTOREN
DIR Susanne Knaul
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