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       # taz.de -- Nato-Stützpunkt in Konya: Türkei verhindert Abgeordneten-Reise
       
       > Nach dem Incirlik-Streit dürfen deutsche Abgeordnete nun auch den
       > Nato-Stützpunkt in Konya nicht besuchen. Die Absage könnte eine
       > Retourkutsche Erdoğans sein.
       
   IMG Bild: Neues Reizthema: Awacs-Aufklärungsflugzeug bei Konya
       
       Berlin dpa/afp | Die Türkei hat einen für Montag geplanten Besuch von
       Bundestagsabgeordneten auf dem Nato-Stützpunkt im türkischen Konya
       untersagt. Das Auswärtige Amt teilte am Freitag den Obleuten des
       Verteidigungsausschusses mit, dass die türkische Regierung unter Hinweis
       auf den derzeitigen Zustand der bilateralen Beziehungen um eine
       Verschiebung gebeten habe – ohne einen neuen Termin zu nennen. „Wir sind
       mit allen Beteiligten, auch der Nato, in intensiven Gesprächen, um
       möglichst bald einen neuen Termin zu vereinbaren“, hieß es aus dem
       Ministerium.
       
       Die Absage erfolgt weniger als eine Woche nach dem Besuch des türkischen
       Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Die Bundesregierung hatte dem
       Staatsoberhaupt verboten, um den G20-Gipfel herum zu seinen Landsleuten in
       Deutschland zu sprechen. Das jetzige Besuchsverbot könnte also eine
       Retourkutsche sein.
       
       In Konya sind 10 bis 15 deutsche Soldaten stationiert, die sich am Einsatz
       von „Awacs“-Aufklärungsflugzeugen der Nato im Kampf gegen die
       Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) beteiligen. Wegen eines
       Besuchsverbots für Abgeordnete auf dem türkischen Luftwaffenstützpunkt
       Incirlik hatte die Bundesregierung im Juni entschieden, die dort
       stationierten 260 Soldaten mit ihren „Tornado“-Aufklärungsflugzeugen
       abzuziehen. Die Verlegung nach Jordanien hat bereits begonnen.
       
       Anders als Incirlik ist Konya ein Nato-Stützpunkt. Die Türkei hatte Anfang
       Juni bei einem Besuch von Außenminister Sigmar Gabriel ausdrücklich
       zugesagt, dass die Abgeordneten die deutschen Soldaten in Konya besuchen
       dürfen. „Mit dem jetzigen Zeitpunkt ist es möglich, die Nato-Basis in Konya
       zu besuchen, nicht Incirlik“, hatte der türkische Außenminister Mevlüt
       Çavuşoğlu persönlich versichert.
       
       Daraufhin wurde der Besuch von sieben Abgeordneten für den 17. Juli
       geplant. Sie wollten mit einer Maschine der Bundeswehr von Berlin direkt
       nach Konya fliegen. Obwohl die Luftwaffenbasis dort ein Nato-Stützpunkt
       ist, handelt es sich um türkisches Territorium. Die türkische Regierung
       kann den Besuch daher untersagen. Der Streit wird damit aber zu einem Fall
       für die Nato. Die „Awacs“-Besatzungen bestehen zu einem Drittel aus
       deutschen Soldaten. Ohne sie könnte der Einsatz nur schwer fortgesetzt
       werden.
       
       ## Abstimmung im Bundestag Ende des Jahres
       
       Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sei „in der Frage in Kontakt“ mit
       seinen Ansprechpartnern „in der türkischen und deutschen Regierung“, sagte
       ein Bündnissprecher. Die Luftwaffenbasis Konya sei „unerlässlich für
       Nato-Operationen zur Unterstützung der Türkei“ sowie der Koalition gegen
       die Dschihadistenmiliz IS.
       
       Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Wolfgang Hellmich, pochte
       darauf, dass Bundestagsabgeordnete das Recht haben müssten, die Soldaten im
       Einsatz zu besuchen. Dieses Besuchsrecht könne nicht davon abhängig gemacht
       werden, wie die Türkei die bilateralen Beziehungen einschätze, sagte er.
       „Unter diesen Bedingungen, sehe ich keine Möglichkeit, das Mandat zu
       verlängern.“ Der Bundestag stimmt Ende des Jahres über eine Verlängerung
       des Bundeswehreinsatzes im Kampf gegen die Terrororganisation IS ab.
       
       Der Linken-Abgeordnete Alexander Neu nannte das Verhalten der türkischen
       Regierung „unerträglich“. „Die Linke fordert die Bundesregierung auf, dafür
       Sorge zu tragen, dass die Abgeordneten bis September Konya besuchen
       dürfen“, sagte er. „Sollte dies fortgesetzt nicht möglich sein, müssen alle
       Bunderwehrsoldaten aus der Türkei bis Jahresende abgezogen werden.“
       
       14 Jul 2017
       
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