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       # taz.de -- Mauer an der Grenze zum Iran: Erdoğan macht dicht
       
       > Die Türkei hat mit dem Bau der Mauer an der Grenze zum Iran begonnen. Vor
       > allem PKKler sollen damit am Übertritt in die Türkei gehindert werden.
       
   IMG Bild: Türkische Soldaten suchen im Südosten der Türkei nach PKK-Kämpfern
       
       Berlin taz | Die türkische Regierung hat am Dienstag mit dem Bau einer
       Mauer entlang der Grenze zum Iran begonnen. Fernsehwirksam reiste der
       zuständige Gouverneur der Provinz Ağrı, Süleyman Elba, zu der Baustelle und
       ließ sich filmen, während die ersten Mauerblöcke in die Erde gerammt
       wurden.
       
       Der Bau beginnt am nordöstlichen Ende der türkischen-iranischen Grenze, wo
       die aserbaidschanische Exklave sich zwischen Armenien und Iran schiebt. Die
       Mauer soll drei Meter hoch werden. Etwas südwestlich der jetzigen Baustelle
       liegt der größte Grenzübergang der Türkei nach Iran, Doğubeyazıt.
       
       Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hatte Anfang Juni angekündigt, dass im
       Anschluss an die Mauer, die in den letzten Monaten entlang der syrischen
       Grenze gebaut worden ist, auch die Grenze zum Iran durch eine Mauer
       geschützt werden soll.
       
       Mit der Mauer zum Iran sollen Guerilleros der kurdischen Arbeiterpartei PKK
       daran gehindert werden, unkontrolliert in den Iran auszuweichen, um sich so
       einer Verfolgung durch das türkische Militär zu entziehen. Außerdem
       operiert auf der iranischen Seite ein Ableger der PKK, die iranische
       Kurdenorganisation PJAK, deren Zusammenarbeit mit der PKK durch die Mauer
       zumindest erschwert werden soll.
       
       ## Grenze geht durch ein Gebirge
       
       Ob diese Mauer entlang der iranischen Grenze allerdings wirklich gebaut
       wird, ist stark zu bezweifeln. Denn die Grenze zum Iran geht mitten durch
       ein Gebirge.
       
       Schon ohne Mauer ist es deshalb für die PKK, aber auch für Flüchtlinge, die
       über den Iran in die Türkei gelangen wollen, sehr schwierig, diese
       Grenzregion zu passieren.
       
       Noch schwieriger dürfte es allerdings werden, eine wirkungsvolle Mauer
       durch die Berge zu bauen. Außerdem hat sich schon an der türkisch-syrischen
       Grenze gezeigt, dass eine Mauer nur bedingt dazu beiträgt, unerwünschte
       Grenzübertritte zu verhindern.
       
       Entlang der 828 Kilometer langen Grenze zu Syrien ist die Mauer nach
       offiziellen Angaben auf 680 Kilometer fertiggestellt. Trotzdem kommen nach
       wie vor Flüchtlinge, aber auch syrische Kämpfer über die Grenze in die
       Türkei. Selbst Angehörige des sogenannten Islamischen Staats (IS) sollen
       nach Medienberichten noch regelmäßig der Grenze passieren.
       
       ## Korruption macht Mauer durchlässig
       
       Gründe dafür gibt es viele. Die Mauer nutzt nur etwas, wenn sie von starken
       Militärverbänden abgesichert wird, die aber für die fast 900 Kilometer auf
       türkischer Seite nicht zur Verfügung stehen. Außerdem macht Korruption die
       Mauer durchlässig. Gegen entsprechende Summen kann nahezu jeder passieren.
       
       Mit dem Mauerbau entlang der iranischen Grenze will die Regierung deshalb
       vor allem zeigen, wie energisch sie die kurdisch militante PKK bekämpft.
       Denn trotz Erfolgsmeldungen über die „Neutralisierung“ kurdischer Kämpfer
       nehmen die Kampfhandlungen im Südosten der Türkei kein Ende.
       
       9 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Gottschlich
       
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