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       # taz.de -- Militär in Deutschland und Österreich: Zwei tödliche Märsche
       
       > In Deutschland und Österreich sterben junge Rekruten. Das Bundesheer
       > weist jede Schuld von sich. Der Fall bei der Bundeswehr ist komplett
       > ungeklärt.
       
   IMG Bild: Rekruten der Bundeswehr in der Grundausbildung
       
       Berlin taz | Die beiden Todesfälle ähneln sich: Je ein Rekrut, im ersten
       Monat beim Militär, bricht bei Sommerwetter mit seinen Kameraden zu einem
       Fußmarsch auf. Nach einigen Kilometern kollabiert er. Die Ausbilder
       versorgen ihn zunächst selbst. Dann übernehmen Rettungskräfte, die den
       Soldaten ins Krankenhaus einliefern. Dort stirbt der junge Mann.
       
       Der erste Fall, geschehen am 19. Juli bei der Bundeswehr im
       niedersächsischen Munster, ist bislang nicht aufgeklärt. Der zweite Fall
       ereignete sich zwei Wochen später beim Bundesheer im niederösterreichischen
       Horn. Dort gab die Staatsanwaltschaft am Dienstag, fünf Tage nach dem
       Vorfall, das vorläufige Obduktionsergebnis bekannt – und leitete wegen
       fahrlässiger Tötung Ermittlungen gegen unbekannt ein. Der 19-Jährige starb
       laut Bericht durch einen Herzstillstand, ausgelöst durch Überhitzung. Ob es
       Vorerkrankungen gab, wird noch untersucht.
       
       Das Bundesheer hatte unmittelbar nach dem Todesfall eine mögliche Mitschuld
       von sich gewiesen. Zwar betrugen die Temperaturen am Tag des Marsches bis
       zu 37 Grad, die Ausbilder hätten aber „vorbeugende Maßnahmen zur Linderung
       der Hitzebelastung befohlen“: mehr Trinkpausen, mehr Proviant und weniger
       Gepäck. Inzwischen berichten österreichische Medien unter Berufung auf
       andere Rekruten jedoch von Schikanen bei Hitzemärschen. Das
       Verteidigungsministerium hat eine Sonderkommission eingesetzt, die die
       Ausbildungsvorschriften überarbeiten soll.
       
       Woran der deutsche Offiziersanwärter in Munster starb, ist dagegen
       vollkommen offen. In seinem Fall führt die Staatsanwaltschaft Lüneburg
       Vorermittlungen durch. Die Behörde ließ die Leiche des Soldaten in der
       vergangenen Woche obduzieren, das schriftliche Gutachten dazu liegt ihr
       nach eigenen Angaben aber noch nicht vor. Die Bundeswehr hat eine eigene
       Untersuchungsgruppe zur Aufklärung eingesetzt, gibt bislang aber auch keine
       Erkenntnisse über die Todesursache bekannt.
       
       ## Kameraden lange im Krankenhaus
       
       In Munster betrug die Temperatur am Tag des Marschs nur 28 Grad. Die
       Bundeswehr spricht ebenfalls von Vorsichtsmaßnahmen: leichtem Gepäck und
       niedrigem Tempo. Dennoch kollabierten insgesamt vier Soldaten. Am Vormittag
       des 19. Juli brach der Offiziersanwärter zusammen, der zehn Tage später im
       Krankenhaus starb. Am Nachmittag, als die Übung weiterging, sackten drei
       seiner Kameraden zusammen.
       
       Auch sie kamen ins Krankenhaus. Über ihre Symptome gibt die Bundeswehr
       keine Auskunft, offenbar sind aber auch diese drei ernsthaft erkrankt:
       Einer von ihnen liegt nach Bundeswehrangaben noch in der Klinik. Die beiden
       anderen wurden nach 12 Tagen entlassen, sind aber nicht zurück im Dienst.
       
       9 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schulze
       
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