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       # taz.de -- Kommentar ARD und Mehmet Scholl: Eigenmächtiger Entertainer
       
       > Die ARD hat sich von Kommentator Mehmet Scholl getrennt. Für den Sender
       > ist das eine Möglichkeit, eine neue Richtung einzuschlagen.
       
   IMG Bild: Mehmet Scholl in den Neunzigern. Links im Bild: ein Titan
       
       Wie soll man sich von einem Fußballfachmann verabschieden, dessen
       Expertisen sich stets auf Stammtischhöhe bewegten, der Taktik für
       überbewertet und Doping für sinnlos hielt, ein Thema, über das man an
       schönen Tagen sowieso nicht zu sprechen braucht? Die ARD hat die richtigen
       Worte zum dann doch etwas überraschenden Abschied von Mehmet Scholl
       gefunden. Sie bedankte sich bei ihrem „meinungsstarken, streitbaren und
       originellen Experten“.
       
       Deutlich über eine Million Euro jährlich sollen dem öffentlich-rechtlichen
       Sender die originellen Bauchkommentare des früheren Bayern-Profi wert
       gewesen sein. Er wurde als Experte präsentiert und honoriert, wie man eben
       einen Entertainer honoriert. Der Nachfolger soll in den nächsten Wochen
       bekannt gegeben werden. Kommt jetzt ein Experte, der etwas von Fußball
       versteht? Einer, der sich mit den strategischen Entwicklungen des Spiels
       auseinandersetzt, statt stets auf den nächsten Schenkelklopfer abzuzielen.
       Nutzt die ARD die günstige Gelegenheit, ihre Analysen künftig mit
       Fachkompetenz aufzuwerten?
       
       Die Verbindung zwischen der ARD und Scholl scheiterte auch daran, dass
       Letzterer seine ihm zugewiesene Rolle als Entertainer zu eigenmächtig
       interpretierte. Er glaubte, er könne auch jenseits aktueller sich
       aufdrängender Fragen sein eigenes Programm fahren. Kein Wunder, dass er im
       Juni das Studio verließ, weil ihm das Dopingthema beim Confed Cup nicht
       schmeckte. Die ARD verpasste es, Signale zu setzten, dass ihr die kritische
       Auseinandersetzung mit dem aktuellen sportlichen Zeitgeschehen, dass ihr
       also Journalismus etwas wert ist.
       
       Und der lange Abwägungsprozess bei der ARD, der erst jetzt zur
       Verabschiedung von Scholl führte, zeigt, wie stark die Beharrungskräfte bei
       dem Sender sind. Man lotete intensiv aus, ob man mit Scholl die
       Spaßberichterstattung und den Duz-Journalismus nicht doch fortsetzen soll.
       Man darf auf seinen Nachfolger gespannt sein.
       
       10 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kopp
       
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