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       # taz.de -- Diplomatenkrimi zwischen USA und Kuba: Rätselhafte Krankheiten
       
       > US-Diplomaten zeigen mysteriöse Krankheitssymptome. Washington weist
       > kubanische Botschaftsmitarbeiter aus, da ein Angriff möglich scheint.
       
   IMG Bild: Die US-Botschaft in Havanna
       
       Berlin taz | Der Kalte Krieg ist zurück im amerikanisch-kubanischen
       Verhältnis. Wie am Mittwoch herauskam, haben die USA schon im Mai zwei
       kubanische Botschafter des Landes verwiesen.
       
       Damit stehen die diplomatischen Beziehungen, die Washington und Havanna
       unter US-Präsident Donald Trumps Amtsvorgänger Barack Obama erst 2015
       wiederaufgenommen haben, möglicherweise vor dem erneuten Abbruch. Als Grund
       für die Ausweisung führte das US-amerikanische Außenministerium „Vorfälle“
       an, „die eine Reihe körperlicher Symptome“ bei US-Diplomaten auf Kuba
       hervorgerufen hätten.
       
       Um welche Symptome es sich konkret handelt und wie viele
       Botschaftsangehörige davon betroffen sind, wollten die USA nicht offen
       legen. Nur, dass das FBI die Fälle seit Monaten untersuche – und sich die
       USA weitere Schritte vorbehalten. „Wir haben keine endgültigen Antworten
       auf die Frage, woher die Symptome kommen und wer für sie verantwortlich
       ist“, sagte Sprecherin Heather Nauert. Sie seien aber nicht
       lebensbedrohlich. Die Betroffenen befänden sich in ärztlicher Betreuung.
       
       Gegenüber US-Medien konkretisierten Regierungsmitarbeiter aber, dass es
       sich bei dem mysteriösen Leiden um den unerklärlichen Verlust des Gehörs
       handele, der seit Herbst 2016 bei mehreren Botschaftsangehörigen
       festgestellt worden sei. In manchen Fällen sei die Beeinträchtigung so
       stark gewesen, dass die US-BürgerInnen zur medizinischen Behandlung zurück
       in die USA reisen mussten.
       
       ## Unklarheit über genauen Hergang
       
       Die Ermittlungen hätten ergeben, dass die Diplomaten über einen gewissen
       Zeitraum einer nicht hörbaren Schallfrequenz ausgesetzt worden sein
       müssten. Diese hätten zu den Hörstürzen geführt. Ob das Signal innerhalb
       oder außerhalb ihrer Wohnungen gesendet wurde – und ob man von einer
       „Waffe“ und einem „gezielten Angriff“ auf US-Diplomaten sprechen kann, sei
       jedoch noch nicht klar.
       
       Offiziell haben die USA Kuba keine Beteiligung an den Vorkommnissen
       unterstellt, stellten aber klar: „Kuba ist dafür verantwortlich und dazu
       verpflichtet, US-Diplomaten zu schützen“. Eine entsprechende Erinnerung an
       das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen von 1961, das
       Diplomaten Immunität zusichert, sei Kuba übermittelt worden.
       
       Das kubanische Außenministerium wies den Vorwurf zurück und betonte, dass
       Kuba „es niemals zugelassen hat, noch jemals zulassen werde, dass
       kubanisches Territorium für Aktionen gegen zugelassene ausländische
       Diplomaten oder deren Familien genutzt werde“. Kuba komme „in aller Strenge
       und Ernsthaftigkeit“ seinen diplomatischen Verpflichtungen nach.
       
       Dass das in der Vergangenheit nicht immer so war, dürfte beiden Seiten
       bewusst sein. Einen Angriff per Schallfrequenz gab es aber wohl noch nie.
       Vielleicht erklärt der lange nicht publik gewordene Vorfall, warum Trump im
       Juni die Annäherung mit Kuba als „bad deal“ bezeichnet hat. Das ist aber
       genauso unklar wie der ganze Fall.
       
       10 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Pauli
       
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