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       # taz.de -- Konflikt zwischen USA und Nordkorea: Bizarrer Anruf aus Washington
       
       > Die verbale Aufrüstung zwischen den USA und Nordkorea bietet immer wieder
       > neue Pointen. Das sieht skurril aus, birgt aber große Gefahren.
       
   IMG Bild: In der Kirche der heiligen Barbara auf der Insel Guam wird für den Frieden gebetet
       
       Seoul taz | Der Atomstreit zwischen den USA und Nordkorea nimmt inzwischen
       bizarre Züge an. Am Samstag erhält Eddie Calvo, Gouverneur der
       US-Pazifikinsel Guam, unverhofft einen Anruf aus dem Weißen Haus. „Guten
       Morgen, guten Morgen! Großartig, mit dir zu reden“, grüßt Donald Trump
       überschwänglich seinen Gesprächspartner, als würden hier zwei alte
       Schulfreunde miteinander palavern. Calvo entgegnet nicht minder
       bauchpinselnd: „Als Bürger Amerikas habe ich mich noch nie so sicher und so
       zuversichtlich gefühlt – mit einem Präsidenten wie dir am Ruder.“
       
       Es ist ein befremdliches Gespräch, das der Gouverneur Guams auf seine
       Facebook-Seite hochgeladen hat. Denn der US-Präsident hat für Calvo noch
       ein Geschenk parat: Die mediale Aufmerksamkeit durch die Nordkorea-Krise
       werde die lokale Tourismusbranche pushen. „Ihr werdet ungefähr zehnmal so
       viel Tourismus haben, ohne dafür Geld ausgeben zu müssen.“
       
       Etwa 160.000 Leute leben auf der paradiesischen Insel Guam, die kaum zwei
       Drittel der Größe Berlins hat. Für die Japaner und Südkoreaner ist sie ein
       beliebtes Reiseziel, für das US-Militär gilt ihre Lage zwischen Westküste
       und Ostasien als strategisch bedeutsam.
       
       Rund sechstausend US-Soldaten sind dort stationiert, 30 Prozent der
       Landfläche sind mit Militärbasen bebaut. Für Guam selbst sind Bedrohungen
       durch Nordkorea nichts Neues, doch so konkret wie derzeit wurden sie
       bislang noch nie formuliert: Über die staatliche Nachrichtenagentur KCNA
       veröffentlichte die nordkoreanische Volksarmee detaillierte Pläne für einen
       Raketenangriff auf das Eiland. Die Lokalregierung Guams hat nun ihre
       Bewohner mit einem Flugblatt für den Ernstfall vorbereitet. Im Falle eines
       Alarms hätte man 14 Minuten Zeit bis zum Einschlag.
       
       Bis dahin sollen die Bewohner rasch in einem festen Gebäude Unterschlupf
       suchen. Ebenso wird zum Packen eines „Notfallkoffers“ geraten. Für den Fall
       eines Atomschlags heißt es: „Wenn möglich, duschen Sie mit viel Seife und
       Wasser, um die radioaktive Kontaminierung zu entfernen.“ Haarshampoo sei
       jedoch kontraproduktiv, denn das „bindet radioaktives Material“.
       
       ## Improvisierter Freestyle
       
       Dass es tatsächlich zum Ernstfall kommt, ist jedoch trotz der Hysterie
       überaus unwahrscheinlich. Das nordkoreanische Regime will zwar um jeden
       Preis von seinem Erzfeind Amerika ernst genommen werden, die Regierung
       legitimiert sich schließlich als militärische Schutzmacht vor der
       feindlichen Außenwelt. Dass Pjöngjang jedoch ernsthaft daran glaubt, bei
       einen militärischen Konflikt gegen die USA standhalten zu können, ist
       abenteuerlich.
       
       Die größte Gefahr birgt eine Fehlkalkulation der gegenseitigen
       Eskalationen. In dieser Hinsicht hat sich Trump als Alptraum
       herausgestellt: Seine Nordkorea-Strategie lässt sich bestenfalls als
       improvisierter Freestyle umschreiben – unkoordiniert, widersprüchlich,
       affektiv.
       
       Sieben Monate nach Trumps Amtsübernahme ist noch immer kein neuer
       US-Botschafter nach Seoul entsandt worden. Auch im Außenministerium sind
       nach wie vor viele Kernposten noch immer nicht besetzt, darunter der
       Chefbeamte für Ostasien. Oftmals muss die offizielle Position zwischen den
       verbalen Ausrutschern des Präsidenten und seinem zurückrudernden
       Außenminister dechiffriert werden.
       
       14 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Fabian Kretschmer
       
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