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       # taz.de -- Finanzierung der Energiewende: Wenig Energie im Wahlkampf
       
       > Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung will die Energiewende über Steuern
       > finanzieren. Sie stellt sich damit hinter eine Forderung von Grünen und
       > Linken.
       
   IMG Bild: Energiewende anpacken: Davon ist bei der SPD noch nichts zu spüren
       
       Berlin taz | Wenige Wochen vor der Bundestagswahl hat die
       Friedrich-Ebert-Stiftung die bisherige Finanzierung der Energiewende
       kritisiert – und damit auch die Politik der ihr nahestehenden SPD, die in
       der Bundesregierung die Energiepolitik verantwortet. „Die Energiewende im
       Stromsektor wird vor allem von den VerbraucherInnen sowie von Handel und
       Gewerbe über Umlagen und Entgelte auf den Strompreis finanziert“, heißt es
       in einer Studie, die die Stiftung am Montag veröffentlicht hat.
       
       „Durchsetzungsstarke Akteure wie die Industrie“ hätten sich hingegen
       „weitgehend aus der gemeinsamen Finanzierung verabschieden können“,
       kritisiert die Ebert-Stiftung. Nach Berechnungen der Studie wurden
       Industrie, Verkehr und Gewerbe im vergangenen Jahr durch diverse
       Privilegien bei den Stromkosten um 17 Milliarden Euro entlastet. Das sind
       63 Prozent mehr als im Jahr 2010. Diese von der Industrie gesparten Kosten
       müssen vor allem die privaten VerbraucherInnen zusätzlich tragen.
       
       Als Konsequenz aus dieser Entwicklung fordert die Friedrich-Ebert-Stiftung
       eine neue Verteilung der Kosten. „Wenn ein Teil der Energiewendekosten
       anstatt über strombezogene Umlagen aus Steuermitteln bezahlt würde, wäre
       die Finanzierung deutlich gerechter“, sagt Robert Philipps, der bei der
       Stiftung für Verbraucherpolitik zuständig ist. Konkret schlägt die
       Ebert-Stiftung vor, die EEG-Umlage, die derzeit bei 6,88 Cent pro
       Kilowattstunde liegt, auf 2,5 Cent zu reduzieren; finanziert werden soll
       diese durch die Anhebung von Einkommen-, Vermögen- und Unternehmensteuer.
       
       „Wir wollen vor der Wahl noch mal einen Impuls geben“, sagt Philipps zum
       Zeitpunkt der Veröffentlichung. Als Kritik an der bisherigen Energiepolitik
       der Bundesregierung und der SPD im Speziellen will er die Studie aber nicht
       verstanden wissen. Tatsächlich waren alle bisherigen Vorschläge, Ausnahmen
       für die Industrie zu begrenzen und die Kosten der Energiewende statt über
       Abgaben teilweise über Steuern zu finanzieren, von der Regierung
       zurückgewiesen worden.
       
       ## Keine konkreten Vorschläge der SPD
       
       Und der Wahlkampf macht bisher wenig Hoffnung, dass sich daran etwas
       ändert: Das Thema Energiepolitik spielt bei der SPD praktisch keine Rolle –
       weder auf Plakaten noch in den Reden von Spitzenkandidat Martin Schulz. Im
       SPD-Wahlprogramm findet sich lediglich die Aussage, die Partei wolle
       „alternative Finanzierungsmöglichkeiten der Energiewende prüfen“ – wie
       diese aussehen könnten, bleibt offen. Zulasten der Industrie dürfen die
       Änderungen aber offenbar nicht gehen, denn der versprechen die
       Sozialdemokraten, dass sie „international wettbewerbsfähig bleibt“.
       
       Die Ebert-Stiftung fordert hingegen, die bisherigen Privilegierungen beim
       Strompreis sollten „auf Unternehmen beschränkt werden, die nachweislich im
       internationalen Wettbewerb stehen“. Diese Forderung findet sich fast
       wortgleich im Wahlprogramm – allerdings nicht dem der SPD, sondern der
       Grünen. Noch mehr Übereinstimmung gibt es mit der Linkspartei: Die fordert
       im Wahlprogramm nicht nur wie die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Abschaffung
       von „unberechtigten Industrierabatten“, sondern auch einen
       „Energiewendefonds“ zur Senkung der EEG-Umlage.
       
       15 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
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