# taz.de -- Der Hafen verliert: Stahlkisten im Sinkflug
> Hamburgs Hafen dümpelt weiter stabil in der ökonomischen Flaute herum.
> Besserung durch mehr Ladung und mehr Umschlag ist nicht in Sicht
IMG Bild: Mitunter tuckert auch mal ein volles Schiff in Hamburgs Hafen. Aber immer seltener
HAMBURG taz| Axel Mattern sagt, was er schon seit Jahren immer wieder im
August sagt. „Der Hafen hat sich im ersten Halbjahr insgesamt gut in einem
schwierigen Umfeld behaupten können“, verkündet der Vorstandschef des Hafen
Hamburg Marketings (HHM) am Mittwoch bei der Präsentation der
Umschlagszahlen für das erste Halbjahr 2017. Voriges Jahr hatte er das
ebenfalls gesagt, und schon damals stimmte das bestenfalls nur beim Blick
durch die rosarote Brille. Der Hamburger Hafen, das ist die harte Realität,
dümpelt seit zehn Jahren in der ökonomischen Flaute.
2007 hatte der Containerumschlag die Traummarke von zehn Millionen
Standardcontainern (TEU) nur um wenige hundert Stahlkisten verpasst, dann
begann der Sinkflug. Waren es voriges Jahr nur noch 8,8 Millionen TEU,
rechnet Mattern für 2017 nun mit 8,9 Millionen TEU – stabil in der
Talsohle.
Wachstumskritiker mag das vordergründig nicht bekümmern, doch die
Konsequenzen liegen auf der Hand. Noch ist Hamburg Deutschlands größter
Universalhafen mit Bruttowertschöpfung von 21,8 Milliarden Euro im Jahr und
über 155.000 Arbeitsplätzen in der Metropolregion Hamburg – noch.
Ein Drittel des Umschlags entfällt auf das Massengut: Kohle, Öl, Getreide
oder Futtermittel. Dieses Segment legte zwar im ersten Halbjahr 2017
gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,0 Prozent zu, doch wahrscheinlich
schon zum letzten Mal. Der Import von Öl für Heizungen und Automotoren ist
bereits tendenziell rückläufig, die Einfuhr billiger Steinkohle für
klimamordende Kraftwerke hat keine Zukunft mehr. Und der Umschlag von
Stückgut – vor allem Autos und Anlagenteile – stagniert seit Langem.
Bei einem Containerisierungsgrad im Warenverkehr von 98,4 Prozent im
vorigen Jahr bleibt das wichtigste Segment: der Transport von Smartphones,
Shirts und Schuhen vor allem aus Ostasien nach Hamburg. Mit 4,45 Millionen
TEU blieb er im ersten Halbjahr exakt auf dem Niveau des Vorjahres,
lediglich die Marktanteile verschoben sich etwas zugunsten der größeren
Handelspartner China, Russland und Ostseestaaten, weg von Malaysia,
Singapur oder den USA.
Und während Hamburg stagniert, legten die beiden großen europäischen
Konkurrenten in der ersten Hälfte von 2017 deutlich zu: Rotterdam
(Niederlande) um neun Prozent auf 6,66 Millionen TEU, Antwerpen (Belgien)
um knapp zwei Prozent auf 5,14 Millionen TEU.
Hamburg ist weiterhin nur die Nummer drei in Europa, und die Hauptschuld
dafür liegt natürlich bei der noch immer nicht vollzogenen Elbvertiefung,
wodurch die „Wettbewerbsfähigkeit und Leistungsfähigkeit“ des Hafens massiv
beeinträchtigt sei. Aber das sagt Axel Mattern auch schon seit Jahren.
16 Aug 2017
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DIR Sven-Michael Veit
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