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       # taz.de -- Kommentar Rechte der Ur-Brasilianer: Etappensieg für Indígenas
       
       > Das Oberste Gericht in Brasília stärkt die Rechte der indigenen
       > Bevölkerung. Und das ist ein Rückschlag für die Landoligarchie und die
       > Rohstoffindustrie.
       
   IMG Bild: Mitglieder der Munduruku besetzen die Baustelle des Sao-Manoel-Kraftwerks
       
       Gute Nachrichten aus Brasilien sind leider rar geworden. Meist ist von
       zunehmender Gewalt, Wirtschaftskrise, Korruption und einem rasanten
       Rollback bei den sozialen Errungenschaften die Rede. Da ist es geradezu
       überraschend, dass das Oberste Gericht in Brasília jetzt in einem
       Grundsatzurteil die Rechte von Indígenas stärkt. Einstimmig wiesen die
       Richter Entschädigungsforderungen wegen angeblicher Enteignung bei der
       Einrichtung von Schutzgebieten zurück und bestätigten das Recht der
       ursprünglichen Bewohner auf heutige Besitztitel.
       
       Es ist ein Rückschlag für die Landoligarchie und die Rohstoffindustrie,
       die die Krise im Land zu einer Offensive gegen Schutzgebiete aller Art und
       andere Hindernisse ihrer weiteren Ausbreitung in der Amazonasregion
       nutzen.
       
       Der Export von Soja oder Eisenerz hat für die Regierung Priorität, um das
       Wachstum anzukurbeln. Zudem ist der mehr als umstrittene Präsident Michel
       Temer angesichts einer Beliebtheitsquote von gerade mal fünf Prozent auf
       politische Rückendeckung der mächtigen Agrarierfraktion im Kongress
       angewiesen. Ende Juli gab er sogar die Devise aus, dass die Politik zu
       Schutzgebieten in Zukunft so restriktiv wie möglich gehandhabt werden
       solle.
       
       Leidtragende dieser Offensive, die immer wieder zu gewaltsamen
       Auseinandersetzungen um Land führen, sind Indígenas, Kleinbauern – und auch
       die Natur. Das Urteil bedeutet für sie eine Verschnaufpause. Doch weitere
       strittige Verfahren stehen an. Die Behauptung, dass indigener Lebensstil
       ein Hemmnis für ökonomische Entwicklung ist, hat im konservativ gewendeten
       Brasilien geradezu Hochkonjunktur.
       
       Der Oberste Richter Gilmar Mendes deutete in seiner Urteilsbegründung
       bereits an, dass das Entgegenkommen Grenzen habe müsse. Wenn nicht, dann
       müssten „wir eines Tages wohl auch die Copacabana den Indios zurückgeben“,
       warnte Mendes.
       
       18 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Behn
       
       ## TAGS
       
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