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       # taz.de -- Kommentar Fall Oury Jalloh: Was stinkt, soll nicht so riechen
       
       > Den Eindruck eines Mordes im Fall Oury Jalloh wollten die Behörden bisher
       > vermeiden. Nun kommt Bewegung rein – aber warum dauerte das so lange?
       
   IMG Bild: Linke Gruppen fordern seit Jahren, den Fall Oury Jalloh neu zu untersuchen
       
       Oury Jalloh verbrannte am 7. Januar 2005 in einem Dessauer Gefängnis. Er
       habe sich selbst angezündet, hieß es zunächst. Zweifel bestehen bis heute.
       Am Donnerstag berichtete die Welt, [1][dass eine „spektakuläre Wende“
       bevorstehe], dass Oury Jalloh sich nämlich doch nicht selbst umgebracht
       haben könnte. Ein nachgestellter Brandversuch legt dies nahe. Also kein
       Selbstmord, sondern Mord.
       
       Mord. Diesen Eindruck wollten die Behörden vermeiden. Mord in einer
       Polizeizelle. Das Opfer ein Schwarzer. Ein Flüchtling. Was geradezu nach
       Rassismus stinkt, soll bloß nicht so riechen.
       
       Dass die Wende nun als „spektakulär“ bezeichnet wird, veranschaulicht das
       ganze Dilemma an Oury Jallohs Tod. Obwohl so vieles an dem Fall gewaltige
       Zweifel am Rechtsstaat aufkommen lässt, will es die Gesellschaft nicht
       wirklich wahrhaben. Mord, noch dazu ein rassistisch motivierter? Das
       verdrängt man besser. Und hakt lieber nicht haarklein nach. Dabei gab es
       viele Indizien darauf, vor Jahren schon, dass Oury Jalloh ermordet worden
       sein könnte.
       
       Reste des Feuerzeugs, mit dem sich Jalloh angezündet haben soll, werden
       erst nachträglich in der Zelle entdeckt, Überwachungsvideos verschwinden.
       Eine Richterin stellt sogar fest, dass es Ermittlungsfehler gegeben habe.
       Und was ist die Konsequenz aus alldem? Nichts. Von einem Mord wollte
       niemand etwas wissen.
       
       Was deutsche Ermittlungsresultate nicht nahelegten, brachte ein britisches
       Brandgutachten 2015 ins Rollen. Nun kümmert sich auch nicht mehr die
       Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau um den Fall, [2][sondern die in Halle].
       Von einem Mordverdacht will aber offiziell trotzdem niemand sprechen.
       „Verdichtende Zweifel“, „kein einheitliches Bild“, schreibt die
       Pressestelle. Und davon, „ob genügende Tatsachen vorhanden sind, die den
       Verdacht einer kausalen Beteiligung Dritter begründen oder ausschließen
       können“. Warum nur ist das nicht schon viel früher und viel energischer
       geprüft worden?
       
       17 Aug 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.welt.de/politik/deutschland/article167740454/Der-Fall-von-Oury-Jalloh-ist-wieder-offen.html
   DIR [2] /Ermittlungen-zum-Tod-Oury-Jallohs/!5440060
       
       ## AUTOREN
       
   DIR David Joram
       
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