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       > Liste Zehn Berliner Straßen sollten nach Bestreben mehrerer Initiativen
       > umbenannt werden, damit sie statt an koloniale Täter an
       > Widerstandskämpfer*innen erinnern
       
   IMG Bild: Gustav Nachtigal
       
       Berühmtestes Beispiel für geforderte Straßenumbenennungen ist sicher die
       Mohrenstraße – mitsamt gleichnamiger U-Bahn-Station in Mitte gelegen und
       1706 benannt nach der damaligen Bezeichnung für schwarze Menschen. Der
       Begriff wird heute als kolonialrassistische Fremdbezeichnung abgelehnt.
       
       Gleich zwei Mal gibt es in Berlin die Wissmannstraße – seit 1890 in
       Neukölln und seit 1898 in Grunewald. Benannt sind die beiden Straßen nach
       dem Gouverneur und Begründer der „Schutztruppen“ in der Kolonie
       Deutsch-Ostafrika, Hermann von Wissmann.
       
       Die Lüderitzstraße, benannt 1902, liegt im „Afrikanischen Viertel“ im
       Wedding: Der Kaufmann Adolf Eduard Lüderitz betrog die Nama im großen Stil,
       als er ihnen Land abkaufte, und trieb den deutschen Kolonialismus in
       Südwestafrika voran.
       
       Auch im Wedding: Der Nachtigalplatz, benannt 1910 nach Gustav Nachtigal,
       dem Begründer Kolonien Togo und Kamerun. Er gilt als Wegbereiter des
       deutschen Kolonialismus.
       
       Und noch einmal „Afrikanisches Viertel“: Die Petersallee wurde 1939 nach
       Carl Peters benannt, der sich als Reichskommissar zahlreicher Verbrechen im
       Gebiet des Kilimandscharo schuldig machte und dort wegen seines brutalen
       Auftretens gefürchtet war. 1986 widmete der Bezirk die Straße deswegen um:
       Sie soll seitdem an den NS-Widerstandskämpfer und späteren CDU-Politiker
       Hans Peters erinnern. Für die Aktivist*Innen ist das kein geeigneter Umgang
       mit Erinnerungskultur.
       
       Die Lansstraße und Iltisstraße in Dahlem, benannt 1906, erinnern an den
       Kapitän Wilhelm Lans, der mit dem deutschen Kanonenboot „Iltis“ an dem
       Überfall der Großmächte auf China 1900 beteiligt war. Eine Stele weist seit
       2011 darauf hin, dass dieser Angriff aus „wirtschaftlichen und
       militärischen Interessen“ und „zivilisatorischen und rassistischen
       Überlegenheitsgefühlen“ des Deutschen Reichs erfolgte.
       
       Der Maerckerweg in Lankwitz ist seit 1936 nach dem von den Nazis verehrten
       Kolonialoffizier Georg Maercker benannt, der unter anderem am Völkermord an
       den Herero und Nama beteiligt war.
       
       In Neukölln erinnert die erst 1975 so benannte Woermannkehre an einen der
       größten Profiteure des Kolonialismus: Adolph Woermann verdiente mehr als
       jeder andere am Handel mit den Kolonien, setzte sich daher auch als
       Politiker für eine koloniale Expansion des Deutschen Reichs ein. Mit seiner
       Schiffslinie transportierte er Soldaten nach Südwestafrika, wurde so zum
       größten Privatreeder der Welt. Gefangene Herero und Nama setzte er als
       Zwangsarbeiter*innen ein. Die Firma mit Sitz im Afrika-Haus in Hamburg gibt
       es noch heute.
       
       Uta Schleiermacher
       
       19 Aug 2017
       
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