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       # taz.de -- heute in hamburg: „Man muss sich reinfuchsen“
       
       > Barrierefreiheit Heiko Kunert gibt Tipps zur Social-Media-Nutzung für
       > Blinde und Sehbehinderte
       
       taz: Herr Kunert, ich möchte Ihnen das Interview nachher zur Autorisierung
       schicken. Wie machen wir das? 
       
       Heiko Kunert: Sie schicken mir eine ganz normale Email, so wie Sie das bei
       einem sehenden Interviewpartner auch machen würden. Dann liest mein
       Computer mir das vor – mit einer synthetischen Sprachausgabe. An meinem
       Computer ist zusätzlich eine Leiste angeschlossen. Da poppt der
       Bildschirminhalt zeilenweise hoch, dann kann ich das mit meinen Fingern
       abtasten.
       
       Klingt die Computerstimme blechern? 
       
       Naja, sie ist sehr schnell eingestellt. Aber ich hab mich da so mit den
       Jahren reingehört.
       
       Ich spreche Ihnen jetzt also zu langsam? 
       
       (Lacht.) Im menschlichen Kontext ist das natürlich okay. Ich kenne auch
       blinde Menschen, die ihre Hörbücher auf doppelter oder mehr Geschwindigkeit
       einstellen. Aber das mache ich nicht.
       
       Sie sind der Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg
       e.V. Was macht dieser Verein? 
       
       Wir kommen aus der Selbsthilfe, also von Blinden für Blinde. Wir machen
       Beratung von Menschen, die blind werden oder schon blind sind. Die Leute
       kommen also zu uns in Krisen. Wenn man zum Beispiel die Diagnose bekommt,
       blind zu werden, ist das ein tiefer Einschnitt im Leben. Dann zu sehen, wie
       die Leute durch die Beratung nach und nach wieder selbstständiger werden
       und Mut fassen, das ist eine große Freude.
       
       Sind blinde Menschen in den sozialen Medien unterrepräsentiert, gerade weil
       viele die Möglichkeiten nicht kennen? 
       
       Ich kenne einige blinde Menschen, die sagen: Das ist mir alles zu
       kompliziert. Deswegen machen wir auch die Veranstaltung heute. Wenn man die
       sozialen Medien nutzen will, muss man sich da reinfuchsen. Man muss ab und
       zu andere Wege gehen, als ein sehender Mensch. Zum Beispiel nutzen viele
       blinde Menschen an ihren Rechnern die mobile Facebook-Seite. Die ist
       deutlich schlanker. Das muss man erstmal wissen.
       
       Und das stellen Sie heute vor?Genau. Ich will ein bisschen Mut machen und
       die Angst nehmen. Weil das iPhone eine standardmäßige Sprachausgabe hat,
       ist es sehr barrierefrei. Jetzt haben wir im Verein eine Gruppe von
       Senioren. Die tauschen sich zum Thema iPhone-Nutzung aus. Das finde ich
       beachtlich.
       
       Interviewdaniel TROMMER 
       
       „Social Media: Neue Chancen, neue Barrieren“, 18 bis 21 Uhr, Blinden- und
       Sehbehindertenverein, Holsteinischer Kamp 26
       
       22 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Trommer
       
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