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       # taz.de -- Kommentar Autobahnprivatisierung: Unten mit den ÖPP
       
       > Öffentlich-Private Partnerschaften (ÖPP) funktionieren nicht, sie richten
       > Schaden an. Politik und Wirtschaft müssen klarer getrennt sein.
       
   IMG Bild: Brückenbauarbeiten beim Ausbau der A1 im Jahre 2010
       
       Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass privat finanzierte
       öffentliche Bauvorhaben Unfug sind, so wäre er jetzt anscheinend erbracht.
       Das Betreiberkonsortium aus Baufirmen und Finanzinvestoren, das die A1
       zwischen Hamburg und Bremen ausgebaut hat, verklagt den Bund. Denn die
       Einnahmen aus der Lkw-Maut, mit denen die Investitionen und der Gewinn der
       Investoren bezahlt werden sollen, reichen nicht aus.
       
       Ein Argument für öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) war stets, dass
       Privatunternehmen besser wirtschaften könnten. Können sie offenkundig
       nicht. Die zweite Zusicherung, die schon mehrere Bundesregierungen unters
       Volks streuten, zielt auf eine Entlastung des Bundeshaushalts ab.
       Tatsächlich übernehmen die „Partner“ erst einmal die Kosten. Doch im Falle
       der A1 könnte die Rechnung am Ende doch beim Bund landen. Dann stehen beide
       Seiten als Verlierer da. Finanziell, weil die Bilanz des Projekts mies ist,
       politisch, weil die Befürworter der ÖPP keine schlüssigen Argumente mehr
       vortragen können.
       
       Auf Dauer können ÖPP schon rechnerisch nicht günstiger sein als ein
       direktes Engagement des Staates. Schließlich müssen mit einem
       Infrastrukturprojekt neben den Baukosten auch die Erträge der Unternehmen
       erwirtschaftet werden. Der Staat aber muss keine Gewinne erzielen. So ist
       der Einsatz öffentlicher Mittel günstiger. Das gilt gerade in der
       Niedrigzinsphase, in der Kredite die öffentliche Hand kaum etwas kosten.
       
       Statt auf ÖPP zu setzen, ist eine klare Abgrenzung zwischen Staat und
       Wirtschaft gefragt. Wenn ein privater Betrieb politisch gewollt ist, sollte
       es eine echte Privatisierung geben. Unter dem Gesichtspunkt der
       Daseinsvorsorge ist das aber nicht erstrebenswert. Alternativ bleibt die
       Infrastruktur in öffentlicher Hand. Damit fahren die Bürger in der Regel
       besser. Das gilt nicht nur für die Verkehrswege, sondern auch für andere
       Infrastruktureinrichtungen.
       
       23 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Wolfgang Mulke
       
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