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       # taz.de -- Kommentar Bildungsplan der SPD: Ein bisschen weniger ungerecht
       
       > Die SPD will drei Millarden Euro pro Jahr an die Länder geben. Wo, wenn
       > nicht bei Bildung, will die Partei punkten? Doch ihr Plan ist zu
       > vorsichtig.
       
   IMG Bild: Will drei Milliarden Euro pro Jahr an die Länder geben: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz
       
       Deutschland ist, was Bildung und Aufstiegschancen angeht, eine
       Klassengesellschaft. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind von
       Akademikereltern auch AkademikerIn wird, ist viermal höher als bei einem
       Kind aus einem Facharbeiterhaushalt. Das war nicht immer so.
       
       Die SPD hatte mit den Bildungsreformen der 70er und 80er Jahre dafür
       gesorgt, dass sich die Schranken im Bildungssystem hoben. Doch seit drei
       Jahrzehnten gibt es eine Rolle rückwärts. Wer arm geboren ist, bleibt arm.
       Das ist eigentlich für feudale Gesellschaften typisch und müsste auch Fans
       der Leistungsgesellschaft beunruhigen.
       
       Die SPD fordert kostenfreie Bildung von der Kita bis zur Hochschule. Das
       ist richtig, weil es die Hemmschwelle, Abitur und Uni anzustreben, für
       Kinder aus ärmeren Schichten senkt. Doch um mehr soziale Aufwärtsmobilität
       zu schaffen und die unterschiedlichen Startbedingungen auszugleichen, wären
       viel besser ausgestattete Kitas und Ganztagsschulen nötig.
       
       Die SPD zielt in die richtige Richtung. Allerdings ist die donnernd
       „nationale Bildungsallianz“ getaufte Initiative wie vieles bei Schulz recht
       vorsichtig. Ein den Arbeitgebern nahestehendes Institut hat kürzlich
       geschätzt, dass Kitas, Unis und Berufsschulen pro Jahr mindestens 12
       Milliarden Euro mehr brauchen – viermal so viel wie Schulz & Co
       lockermachen wollen.
       
       Was sagt die Union in ihrem Wahlprogramm eigentlich zur Bildung? Das Wort
       Kooperationsverbot, das die Finanzierung der Länder durch den Bund
       verhindert und das die SPD zu Recht abschaffen will, kommt ebenso wenig vor
       wie die Frage, wie viel Geld Bildung braucht. Dafür beteuert die Union
       treuherzig, man setze sich „für die leistungsschwächeren Schülerinnen und
       Schüler ebenso wie für die leistungsstarken ein“.
       
       Mag sein, dass die SPD bei der Bildung sich schnell den Vorwurf einhandelt,
       zentralistisch und bevormundend zu sein. Aber wo, wenn nicht hier, will sie
       Punkte sammeln?
       
       29 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Reinecke
       
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