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       # taz.de -- Visionen in der Raumfahrt: Ein Hochhaus auf dem Asteroiden
       
       > Satelliten oder Marsmission? Langweilig. Es gibt viel spannendere Ideen
       > für das Weltall, von Post über Bergbau zu Nationbuilding.
       
   IMG Bild: Solche Bilder gehören womöglich bald der Vergangenheit an: Soyuz MS-05 beim Start
       
       ## 1. Post will Mondlieferung
       
       In mehr als 220 Länder verschickt DHL Pakete – kaum ein Fleck auf der Erde
       also, den die Post-Tochter nicht erreicht. Doch DHL will mehr: außerirdisch
       werden. Ab 2019 will DHL Pakete auf den Mond liefern. Dafür arbeitet der
       Konzern mit dem US-Unternehmen Astrobotic zusammen, das Mondlandefähren
       baut. Privatpersonen können dann Eheringe, Babylocken oder das Bild der Ex
       auf den Mond schießen. Hauptsache winzig, denn die kleinste Box (kleiner
       als ein Fingernagel) kostet schon 460 Dollar, die größte (immer noch
       deutlich kleiner als eine Streichholzschachtel) 12.950 Dollar.
       
       ## 2. Luxemburg will Rohstoffe
       
       Luxemburg will nicht Weltraumlogistiker werden, sondern Weltraumbergbauer.
       2016 hat das Land als erstes in Europa ein Gesetz vorgelegt, das den Abbau
       von Rohstoffen auf Himmelskörpern wie Asteroiden regelt. Am Dienstag trat
       es in Kraft. Damit wolle man sich nicht das Eigentum an Himmelkörpern
       sichern, sondern an den Rohstoffen. Die von Luxemburg gegründete Initiative
       „Space Resources“, der sieben Unternehmen angehören, will im All Metalle
       und Mineralien abbauen.
       
       ## 3. Architekten wollen Asteroiden-Hochhaus
       
       Die auf Asteroiden abgebauten Rohstoffe könnte man direkt vor Ort nutzen,
       um einen Wolkenkratzer zu bauen. Im Frühjahr hat das New Yorker
       Architektenbüro Clouds AO die Pläne für den „Analemma Tower“ vorgelegt.
       Dieser soll rund 30 Kilometer hoch sein, über der Erde schweben und an
       einem Asteroiden hängen, der in 50.000 Kilometern Höhe in der Umlaufbahn
       platziert wird. Der Tower würde sich auf einer festen Achterroute bewegen.
       Morgens könnten die Bewohner in New York aussteigen, ihre irdische Arbeit
       verrichten und abends, nachdem der Tower einmal um Südamerika wanderte,
       wieder zusteigen.
       
       ## 4. US-Repräsentantenhaus will Weltraum-Militär
       
       Pakete, Rohstoffe, Wolkenkratzer. Viel los im All. Da braucht es eine
       Schutzmacht. Die USA? Mitte Juli beschloss das US-Repräsentantenhaus die
       Gründung einer eigenständigen Weltraum-Truppe. Die „Space Corps“ sollen
       nicht nur Satelliten beschützen, sondern auch Weltraumsoldaten stellen, die
       kämpfen und Kriege gewinnen sollen, heißt es in der Gesetzesvorlage. Trump
       ist allerdings ebenso dagegen wie der US-Senat und die Air Force.
       
       ## 5. Wissenschaftler wollen Weltraumnation
       
       Ob die Einwohner von Asgardia auch eine eigene Armee aufstellen? Ein Team
       aus Wissenschaftlern und Forschern hat 2016 jedenfalls Pläne für die
       Gründung der ersten „Space Nation“ vorgestellt – eigene Flagge, eigene
       Hymne, eigene Gesetze, eigenständiges UN-Mitglied. Über 500.000 Menschen
       haben sich für eine Staatsbürgerschaft registriert, rund 200.000 sind
       Mitglieder. Noch 2017 soll ein kleiner Satellit starten, eine Art
       symbolischer Außenposten als Auftakt für Asgardia. Anmeldungen unter
       [1][https://asgardia.space].
       
       7 Aug 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://asgardia.space
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Paul Wrusch
       
       ## TAGS
       
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