URI: 
       # taz.de -- Politische Krise in Venezuela: Generalstaatsanwältin entlassen
       
       > Die Verfassungsgebende Versammlung enthebt Luisa Ortega Díaz ihres Amtes.
       > Die kritische Juristin weigert sich jedoch, diesen Schritt anzuerkennen.
       
   IMG Bild: Generalstaatsanwältin Luisa Ortega Díaz (dritte von links) am Samstag in Caracas
       
       Caracas ap | Der Machtkampf in Venezuela spitzt sich zu. [1][Die
       Verfassungsgebende Versammlung] enthob am Samstag Generalstaatsanwältin
       Luisa Ortega Díaz ihres Amtes. Diese weigerte sich aber, den Schritt
       anzuerkennen. Die Nationalgarde riegelte Ortegas Büro ab und ließ die
       Juristin nicht in ihre Amtsräume. Die südamerikanische
       Wirtschaftsorganisation Mercosur suspendierte Venezuela auf Dauer als
       Mitglied.
       
       Die Verfassungsgebende Versammlung soll Venezuelas Grundgesetz umschreiben
       und hat weitreichende Befugnisse. Präsident Nicolás Maduro will die
       Versammlung nach eigener Aussage auch nutzen, um die Immunität von
       Oppositionspolitikern aufzuheben. Das hat zu Befürchtungen geführt, der
       Präsident werde das Land in eine Diktatur treiben.
       
       Angesichts der politischen Krise und der miserablen Wirtschaftslage kommt
       es seit Monaten zu Protesten, bei denen mindestens 120 Menschen getötet
       wurden. Maduro sagte, 580 Sicherheitskräfte seien von „terroristischen“
       Demonstranten schwer verletzt worden.
       
       [2][Ortega hatte mit juristischen Mitteln versucht, die Verfassungsgebende
       Versammlung gar nicht erst zusammentreten zu lassen.] Am Samstagmorgen
       (Ortszeit) umstellten knapp 30 Sicherheitskräfte ihren Bürokomplex im
       Stadtkern von Caracas und versperrten den Zugang. Ortega veröffentlichte
       auf Twitter offenbar von Sicherheitskameras aufgenommene Fotos, die die
       Gardisten zeigten. Sie sprach von einer willkürlichen „Belagerung“ ihres
       Büros. Die Sicherheitskräfte hätten sie mit Schutzschilden angegriffen und
       sie nicht in ihre Amtsräume gelassen, sagte sie.
       
       ## Vorwurf des Staatsstreichs
       
       Anschließend beschloss die Verfassungsgebende Versammlung einstimmig,
       Ortega durch den strammen Regierungsanhänger Tarek William Saab zu
       ersetzen. Während der Abstimmung riefen regierungstreue Anhänger
       „Verräterin“ und „Gerechtigkeit ist da“. Saab wurde inzwischen vereidigt.
       
       Ortega warf Maduro vor, einen Staatsstreich gegen die Verfassung
       anzustreben. Das Vorgehen gegen sie sei nur ein kleines Beispiel dafür, was
       jedem drohe, der es wage, sich gegen „diese Form totalitärer Herrschaft zu
       stellen“. Sie werde bis zum letzten Atemzug gegen die Ungerechtigkeiten der
       Regierung zu kämpfen.
       
       Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte bewilligte
       Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz Ortegas. Sie schwebe in unmittelbarer Gefahr,
       nachdem Regierungsbeamte ihr Verbindungen zum Terrorismus vorgeworfen
       hätten, hieß es.
       
       Die Mercosur-Außenminister beschlossen im brasilianischen São Paulo, die
       Mitgliedschaft Venezuelas in dem Wirtschaftsbund dauerhaft auszusetzen. Das
       Land halte sich nicht an demokratische Normen. Eine Rückkehr sei nur
       möglich, wenn die demokratische Ordnung wiederhergestellt sei. Im Dezember
       war Venezuelas Mercosur-Mitgliedschaft bereits vorläufig suspendiert
       worden.
       
       Auch in einem weiteren Fall gab es neue Entwicklung. Der führende
       Oppositionelle Leopoldo López wurde nach einer mehrtägigen Inhaftierung
       zurück in den Hausarrest entlassen. Das teilte seine Frau Lilian Tintori am
       späten Samstagabend via Twitter mit. Am vergangenen Dienstag war López
       ebenso wie der Ex-Bürgermeister von Caracas, Antonio Ledezma, von
       Sicherheitskräften in ein Militärgefängnis abgeführt worden. Die Festnahmen
       waren im Ausland verurteilt worden.
       
       6 Aug 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Krise-in-Venezuela/!5432528
   DIR [2] /Venezuelas-Verfassungsversammlung/!5438499
       
       ## TAGS
       
   DIR Venezuela
   DIR Nicolás Maduro
   DIR Luisa Ortega Díaz
   DIR Venezuela
   DIR Venezuela
   DIR Jeremy Corbyn
   DIR Venezuela
   DIR Venezuela
   DIR Nicolás Maduro
   DIR Venezuela
   DIR Die Linke
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Venezuelas Ex-Generalstaatsanwältin: „Sie werden mich foltern“
       
       Luisa Ortega Díaz wirft ihrer Regierung vor, Attentäter auf sie angesetzt
       zu haben, um sie zu töten. Sie reichte in ihrem Zufluchtsort Costa Rica
       Klage gegen Maduro ein.
       
   DIR Krise in Venezuela: Alleinherrschaft übernommen
       
       Der Verfassungsgebenden Versammlung sind jetzt alle staatlichen Gewalten
       unterstellt. Aus dem Ausland kommt heftige Kritik.
       
   DIR Maduros Politik in Venezuela: Corbyn träumt weiter
       
       Labour-Chef Jeremy Corbyn tut sich schwer damit, Maduros Politik zu
       kritisieren. Der Wunsch nach einem funktionierenden Sozialismus scheint zu
       groß.
       
   DIR Angriff auf eine Kaserne in Venezuela: Militär und Staatsgewalt
       
       Militäraufstand oder Wiederherstellung der Demokratie? Ein ehemaliger
       Kommandant lehnt sich in Venezuela gegen Präsident Nicolás Maduro auf.
       
   DIR Kommentar Krise in Venezuela: Nicht einfach den Hahn zudrehen
       
       Venezuela wird von einer machtgierigen Clique beherrscht. Um sie zur
       Vernunft zu bringen, bräuchte es intelligente Sanktionen.
       
   DIR Krise in Venezuela: Durchmarsch zur Verfassung
       
       Trotz internationaler Kritik, Protesten und Vorwürfen der Wahlfälschung:
       Die Verfassungsgebende Versammlung konstituiert sich.
       
   DIR Venezuelas Verfassungsversammlung: Ein Eilantrag in letzter Minute
       
       Mit einem Eilantrag versucht die Generalstaatsanwältin Venezuelas
       Verfassungsversammlung noch zu stoppen. Doch Präsident Maduro scheint
       unbeirrbar.
       
   DIR Linkspartei und Präsident Maduro: Lasst die Finger von Venezuela!
       
       Die erste Reihe der Linken hält sich zu Venezuela zurück. Die zweite Reihe
       weiß genau, wer an der Krise in Caracas schuld ist: Opposition und Ausland.