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       # taz.de -- Leichtathletik-WM in London: Vetter ist Speerwurf-Weltmeister
       
       > Für Olympiasieger Thomas Röhler reichte es im Speerwurf-Finale nur für
       > den undankbaren vierten Platz. Johannes Vetter hingegen holt Gold.
       
   IMG Bild: Johannes Vetter in Aktion
       
       London dpa | Speerwerfer Johannes Vetter hat das erste Gold für das
       deutsche Team bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London gewonnen
       und noch vor dem letzten Durchgang Freudentränen vergossen. Vor 56.000
       Zuschauern verpasste Olympiasieger Thomas Röhler am vorletzten WM-Tag als
       Vierter hingegen eine Medaille. Der 24 Jahre alte Offenburger Vetter kam am
       Samstagabend auf 89,89 Meter und war danach sichtlich erleichtert.
       
       „Ich dachte, ich kann weiter werfen. Aber es kommt nicht darauf an, wie
       weit ich geworfen habe. Es war weit genug für eine Goldmedaille“, sagte der
       dritte deutsche Speerwurf-Weltmeister. „Am Ende des Wettkampfs war es sehr
       emotional für mich. Der Druck in den letzten Wochen und Tagen war sehr
       hoch.“ Er siegte vor dem Tschechen Jakub Vadlejch mit 89,73 und dessen
       Landsmann Petr Frydrych mit 88,32 Metern.
       
       Röhler musste sich mit 88,26 Metern begnügen, nahm es aber sportlich,
       obwohl der Karbonspeer des Jenaers nur sechs Zentimeter zu kurz für Bronze
       flog. „Das war mal wieder ein perfektes Beispiel, wie Sport funktioniert.
       Es muss halt auch den einen Menschen geben, der den vierten Platz belegt
       bei Weltmeisterschaften“, sagte der 25-Jährige. „Den hab ich wieder
       ausgelost heute. Die Leistungen waren wirklich sehr, sehr dicht
       beieinander.“
       
       „Jetzt ist endlich alles raus, ich bin froh, dass es Johannes geschafft
       hat. Leider hat es nicht zu den zwei Medaillen gereicht, von denen wir
       geträumt hatten, vielleicht sogar drei“, meinte Bundestrainer Boris
       Obergföll. Der Mannheimer Andreas Hofmann belegte mit 83,98 Metern den
       achten Platz und war weit vom Podium entfernt.
       
       ## Nummer 1,2 und 3 der Weltbestenliste
       
       Das Trio Vetter/Röhler/Hofmann war als Nummer 1,2 und 3 der Weltbestenliste
       in London angereist. Vetter hatte am 11. Juli in Luzern den deutschen
       Rekord auf 94,77 Meter geschraubt, zudem in der WM-Ausscheidung am
       Donnerstag mit 91,20 geglänzt. Einzige deutsche Speerwurf-Weltmeister waren
       bislang Linkshänder Matthias de Zordo aus Saarbrücken 2011 und der Berliner
       Detlef Michel 1983.
       
       Vetter übernahm gleich im ersten Versuch mit 89,89 Metern die Führung. So
       richtig kam das deutsche Trio vor den Augen von Weltrekordler Jan Zelezny
       (Tschechien) aber nicht in Schwung. Zudem warf Mitfavorit Vadlejch im
       zweiten Durchgang mit 89,73 Metern so weit wie nie zuvor. Im letzten
       Durchgang schob sich Frydrych an Röhler vorbei auf Rang drei.
       
       Vetter fiel danach erst einmal seinem Trainer Obergfäll in die Arme. „Jojo“
       gilt als das Kraftpaket unter den deutschen Speer-Assen. Nach seinem Abwurf
       legt der Schützling von Obergföll, der unter seinem alten Namen Henry 1995
       und 2003 WM-Bronze gewonnen hatte, meist eine Bauchlandung hin. Im
       Vergleich zum Techniker Röhler sei er „mehr der Hau-Drauf-Typ“, erklärte
       Vetter mal. „Ich werfe viel mit der Kraft.“
       
       Vor drei Jahren zog der gebürtige Dresdner extra in die Ortenau, um bei
       Obergföll, dem Ehemann der früheren Weltmeisterin Christina Obergföll,
       trainieren zu können. Seitdem hat sich Vetter fast um 15 Meter verbessert.
       
       ## Der große Tüftler
       
       Röhler gilt mehr als der große Tüftler – und hat es damit 44 Jahre nach dem
       Triumph von Klaus Wolfermann 1972 in München zum Olympiasieg gebracht. In
       Rio warf der Thüringer 90,30 Meter, im Mai dieses Jahres startete Röhler in
       Doha (Katar) mit dem deutschen Rekord von 93,90, der später von Vetter
       überboten wurde, furios in die Saison.
       
       Weiter als Röhler und Vetter hat in der Leichtathletik-Geschichte nur der
       dreimalige Olympiasieger und Weltmeister Jan Zelezny gebracht: Der Tscheche
       warf seinen noch heute gültigen Weltrekord von 98,48 Meter am 25. Mai 1996
       – in Röhlers Heimatstadt Jena.
       
       Trotz der Konkurrenz haben Röhler, Vetter und Hofmann einen guten Umgang
       untereinander gefunden. Das gemeinsame Kaffeetrinken vor einem Wettkampf
       gehört dazu. „Der Gemeinschaftsgedanke treibt einen auch nach vorne“,
       erklärte Hofmann, der als WM-Sechster von 2015 und nun Achter klar im
       Schatten von Röhler und Vetter steht.
       
       13 Aug 2017
       
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