# taz.de -- US-Film von 1943: 70 Jahre alter Antifa-Clip geht viral
> Nach der Neonazi-Demo in Charlottesville wird auf Twitter ein Film
> geteilt, der 1943 vor den Nazis warnte. Man solle nicht auf Trump
> hereinfallen.
IMG Bild: Rechte Trump-Wähler*innen erinnern manche US-Amerikaner an den Zweiten Weltkrieg
Berlin taz | Nachdem am Samstag mehrere tausend Rechte in Charlottesville
demonstrierten und [1][eine Gegendemonstrantin getötet wurde], fühlen sich
einige an den Nationalsozialismus erinnert. Twitter-Nutzer*innen greifen
auf einen Propagandafilm des US-Kriegsministeriums von 1943 zurück, der die
US-amerikanische Bevölkerung vor der Denkweise der Nazis warnen soll.
Am Sonntagmorgen teilte Michael Oman-Reagan, Anthropologe an der Memorial
University of Newfoundland, [2][einen Ausschnitt des Kurzfilms „Don't be a
sucker“ auf Twitter]. „Antifaschistisches Video des US-Militärs […], das
Bürgern beibringt wie man nicht auf Menschen wie Trump hereinfällt, ist
wieder relevant“, schreibt Oman-Reagan. Der Beitrag wurde über
hunderttausend Mal geteilt.
Im Videoauschnitt sieht man einen Mann, der zu einer Gruppe anderer Männer
spricht. „Ich sehe Schwarze, die Jobs haben, die mir und dir gehören“,
schreit er. „Wenn wir das weiter zulassen, was passiert mit uns echten
Amerikanern?“
Zwei Zuhörende kommen ins Gespräch. „Ich habe solche Reden schon gehört,
aber ich habe nie erwartet, sie in Amerika zu hören“, sagt ein älterer Mann
mit Brille. Sein jüngerer Gesprächspartner scheint dem Redner eher zugetan.
Zumindest, bis dieser sagt: „Wir werden dieses Land nicht unser eigenes
nennen können, bis es ein Land ohne ist. Ohne was? Ohne Schwarze, ohne
fremde Ausländer, ohne Katholiken, ohne Freimaurer.“
Da schaut der junge Zuhörer auf. Freimaurer? Das ist er doch selbst: „Der
Typ redet über mich!“ Belehrend antwortet ihm der ältere Herr: „Und das
macht einen Unterschied, nicht wahr?“
Im Anschluss erzählt der Herr, der ursprünglich aus Ungarn kommt und nun
US-amerikanischer Staatsbürger ist, dass er solche Reden schon in Berlin
gesehen hat. „Aber ich war damals ein Narr. Ich dachte, Nazis seien
Verrückte, dumme Fanatiker. Leider war es nicht so“, erzählt er. „Sie
wussten, dass sie kein vereintes Land erobern könnten, also haben sie
Deutschland in kleine Gruppen augespalten. Sie haben Vorurteile als Waffe
benutzt, um das Land lahmzulegen.“
An dieser Stelle endet der Clip auf Twitter. [3][Im originalen Kurzfilm]
geht es mit der Geschichte der NSDAP in Deutschland weiter. Man sieht einen
Nazi, der zu deutschen Männern spricht. Polizisten, die einen jüdischen
Ladenbesitzer verprügeln und einen katholischen Pfarrer abführen. Bilder
von Hitler.
Am Ende des Kurzfilms belehrt der ältere Mann den jüngeren noch einmal:
„Hier haben wir persönliche Freiheit. Das sind nicht nur schöne Worte. Es
ist eine praktische, unbezahlbare Lebensweise. Aber wir müssen daran
arbeiten. Wir müssen jedermanns Freiheit beschützen, oder wir verlieren
unsere eigene.“
14 Aug 2017
## LINKS
DIR [1] /Getoetete-Anti-Nazi-Aktivistin-in-den-USA/!5439525
DIR [2] https://twitter.com/OmanReagan/status/896563796071731201
DIR [3] https://archive.org/details/DontBeaS1947
## AUTOREN
DIR Belinda Grasnick
## TAGS
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