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       # taz.de -- Trumps späte Reaktion zu Charlottesville: Rassismus ist jetzt doch böse
       
       > Erst am Montag hat sich US-Präsident Donald Trump klar von der
       > rechtsextremen Gewalt in Charlottesville distanziert. Auch dafür hagelt
       > es Kritik.
       
   IMG Bild: Racism? So mad
       
       Washington epd/afp/dpa | Nach heftiger Kritik an der ersten Reaktion von
       US-Präsident Donald Trump auf die rechtsextreme Gewalt in Virginia steht
       sein Chefstratege Steve Bannon einem Fernsehbericht zufolge möglicherweise
       kurz vor der Entlassung. Bannon könnte schon zum Ende der Woche seinen Job
       los sein, berichtete der Sender CBS am Montag unter Berufung auf eine nicht
       näher genannte Quelle.
       
       Laut einem Bericht der New York Times soll Medienmogul Rupert Murdoch
       bereits vor der Gewalt in Charlottesville Trump aufgefordert haben, seinen
       Chefstrategen zu feuern. Der US-Präsident widersetzte sich demnach nur
       halbherzig Murdochs Rat. Gleichzeitig habe er sich enttäuscht über Bannon
       geäußert. Stabschef John Kelly soll demnach gewarnt haben, er werde die
       Intrigen im Weißen Haus nicht weiter dulden.
       
       Bannon, der rechtsnationalistische ehemalige Chef des Portals „Breitbart
       News“, gilt als einer der Köpfe hinter den Machtkämpfen im Weißen Haus.
       Bannons einstiges Internet-Portal soll zum Erstarken der antisemitischen
       und rassistischen Alt-Right-Bewegung beigetragen haben.
       
       Trump hatte erst mit zwei Tagen Verspätung die rassistischen
       Ausschreitungen in Charlottesville (Virginia) verurteilt. Rassismus sei
       böse, sagte Trump am Montag im Weißen Haus. Diejenigen, die im Namen des
       Rassismus Gewalt ausübten, seien „Kriminelle und Schläger“, einschließlich
       des Ku-Klux-Klan, der Neo-Nazis und anderer Hassgruppen. Trump hatte nach
       den Ausschreitungen am Samstag zunächst lediglich von Gewalt „auf vielen
       Seiten“ gesprochen, was auch in seiner eigenen Partei auf massive Kritik
       gestoßen war.
       
       In der Universitätsstadt Charlottesville 180 Kilometer südwestlich von
       Washington hatten sich am Wochenende mehrere hundert zum Teil bewaffnete
       Rechtsextreme, Anhänger der Terrororganisation Ku-Klux-Klan und Neo-Nazis
       zu einem Fackelzug und zu Kundgebungen versammelt. Zahlreiche Menschen
       wurden bei Zusammenstößen mit Gegendemonstranten verletzt. [1][Eine
       32-jährige Frau kam ums Leben], als ein Pkw offenbar gezielt in
       Gegendemonstranten raste. Der Fahrer wurde verhaftet. Laut Medienberichten
       kommt er aus der rechtsextremen Szene. Zwei Polizisten starben beim Absturz
       ihres Hubschraubers, der wegen der Lage in Charlottesville im Einsatz war.
       
       ## „Rassistisch und bigott“
       
       Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, begrüßte Trumps
       Statement vom Montag. Es sei richtig, dass der Präsident „die Vorfälle als
       genau das klassifiziert hat, was sie waren – rassistisch und bigott“.
       
       Dass Präsident Trump unmittelbar nach den Ausschreitungen nicht explizit
       den Rechtsextremismus verurteilt hatte, sorgte für heftige Empörung in den
       USA. Die Gewalt sei nicht von „vielen Seiten“ ausgegangen, worden, erklärte
       der Justizminister von Virginia, der Demokrat Mark Herring, sondern von
       Rassisten. Die Bürgerrechtsorganisation „Southern Poverty Law Center“
       kritisierte Trumps „leere“ Aussage.
       
       Auch Kirchen meldeten sich zu Wort. Der Bischofsrat der mehrheitlich
       schwarzen African Methodist Episcopal Kirche verurteilte „Hassverbrechen“
       und Terrorismus in Charlottesville. Trump hätte von Anfang an den
       rassistischen Hintergrund der Vorfälle ansprechen müssen. Der katholische
       Kardinal Charles Chaput bezeichnete Rassismus als „Gift für die Seele“.
       Rassismus sei die „Erbsünde der USA“, die nie ganz verheilt sei.
       
       Baptistenprediger Franklin Graham hingegen verteidigte Trump. Es sei
       absurd, dem Präsidenten Schuld zu geben. Trumps Gegner wollten Trump „für
       alles verantwortlich machen“, schrieb Graham auf Facebook. Schuld an
       derartigen Beschuldigungen sei „das Böse in den Herzen“.
       
       Anlass der Demonstration war die vom Stadtrat von Charlottesville
       angeordnete Entfernung einer Statue von General Robert E. Lee, der im
       amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) die Südstaaten angeführt hatte. Der
       Süden kämpfte für den Erhalt der Sklaverei.
       
       Der ehemalige [2][Ku-Klux-Klan-Anführer David Duke] erklärte bei der
       Kundgebung, die Teilnehmer seien „gekommen, um die Versprechen von Donald
       Trump zu erfüllen“. Trump sei gewählt worden, „weil er gesagt hat, dass er
       uns unser Land zurückgibt“.
       
       ## Wirtschaftsführer kehren Trump den Rücken
       
       Unterdessen verliert Donald Trump weiter an Rückhalt unter wichtigen
       Wirtschaftsführern des Landes. Nachdem sich bereits viele Konzernchefs nach
       seinem umstrittener Einreisestopp für Muslime und der Abkehr vom
       Klimaabkommen von Trump abgewendet hatten, zogen jetzt weitere
       Unternehmenslenker ihre Konsequenzen aus seiner Reaktion auf rechtsextreme
       Gewalt in der US-Stadt Charlottesville.
       
       Nach dem Rücktritt des Merck & Co-Chefs Kenneth Frazier am Montag folgten
       jetzt die Unternehmenslenker von Intel und Under Armour, Brian Krzanich und
       Kevin Plank. Die beiden Vorstandschefs teilten ihren Rückzug aus einem
       Gremium, das den Präsidenten in Industriefragen („American Manufacturing
       Council“) berät, mit.
       
       Intel-Chef Krzanich schrieb im Firmen-Blog, dass er mit dem Schritt den
       Blick auf den „ernsthaften Schaden“, den das politische Klima anrichte,
       lenken wolle. „Ich trete zurück, weil ich Fortschritte machen möchte,
       während viele Leute in Washington mehr damit beschäftigt zu sein scheinen,
       jeden zu attackieren, der nicht mit ihnen übereinstimmt.“ Plank teilte auf
       Twitter mit, dass er „sein Land und seine Firma liebe“ und sich nun ganz
       auf „die inspirierende und vereinende Kraft des Sports“ konzentrieren
       wolle.
       
       Der Afroamerikaner Frazier hatte seinen Rückzug via Twitter begründet: „Ich
       fühle mich verantwortlich, Stellung gegen Intoleranz und Extremismus zu
       beziehen.“ Trump attackierte den Merck-Chef und das Unternehmen auf Twitter
       scharf. Der Pharma-Manager habe nun mehr Zeit, die Wucherpreise für
       Medikamente zu senken.
       
       15 Aug 2017
       
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