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       # taz.de -- Kommunalwahl in Brandenburg: Linke an der Oder
       
       > Frankfurt an der Oder wählt erstmals in Brandenburg einen Linken zum
       > Oberbürgermeister – mit Unterstützung der Grünen.
       
   IMG Bild: Der neue linke OB von Frankfurt/Oder: René Wilke (Linkspartei)
       
       Berlin taz | Bei den Oberbürgermeisten in Frankfurt/Oder setzte sich am
       Sonntag der 33-jährige Landtagsabgeordnete der Linken René Wilke durch. In
       der Stichwahl distanzierte er den parteilosen Amtsinhaber Martin Wilke klar
       mit 63,1 Prozent. Erstmals seit 1990 schaffte es die Linke damit, einen der
       Oberbürgermeister in einer der vier kreisfreien Städte zu stellen.
       
       Was diese Oberbürgermeisterwahl darüberhinaus ungewöhnlich macht, ist nicht
       nur die Namensgleichheit der Kandidaten, sondern die Tatsache, dass
       Wahlsieger René Wilke auch von den Grünen unterstützt wurde. Noch vor
       einigen Jahren wäre eine solche Kooperation zwischen den aus der
       Bürgerbewegung in der DDR hervorgegangenen Ost-Grünen und der
       SED-Nachfolgepartei nicht möglich gewesen. Häufig gab es in Brandenburg bei
       Oberbürgermeister- oder Landratswahlen Bündnisse mehrerer Parteien, um den
       Sieg eines Linke-Kandidaten zu verhindern.
       
       Diesmal hatte sogar anfangs die SPD damit geliebäugelt sich anzuschließen,
       dann aber doch einen eigenen Kandidaten ins Rennen geschickt. Das war nicht
       von Erfolg gekrönt: Sozialdezernent Jens-Marcel Ullrich holte in der ersten
       Wahlrunde vor zwei Wochen nur mickrige fünf Prozent.
       
       2018 ist in Brandenburg ein kleines Superwahljahr. In drei der vier
       kreisfreien Städte werden neue Oberbürgermeister gewählt – ein
       Stimmungstest vor der Landtagswahl im nächsten Jahr. In Brandenburg/Havel
       hatte sich vor rund drei Wochen CDU-Kandidat Steffen Scheller mit 66,6
       Prozent der Stimmen gegen seinen parteilosen Mitbewerber Jan van Lessen in
       der ersten Runde deutlich durchgesetzt. Potsdam wählt am 23. September
       einen neuen Oberbürgermeister. Amtsinhaber Jann Jakobs (SPD) tritt nach 16
       Amtsjahren nicht mehr an.
       
       Der Wahlsieg in Frankfurt (Oder) kommt für die Brandenburger Linke zur
       rechten Zeit: Am Samstag erst hatte sie sich auf einem Parteitag in Potsdam
       eine neue Doppelspitze gewählt. Die bisherige Landesgeschäftsführerin Anja
       Mayer soll gemeinsam mit Sozialministerin Diana Golze die Partei in die
       Landtagswahl führen. Sie lösen Finanzminister Christian Görke ab.
       
       Die neue Doppelspitze kann den Rückenwind gut gebrauchen. Denn für eine
       Fortsetzung der rot-roten Regierungskoalition sieht es schlecht aus. Vor
       wenigen Wochen hatte Landesfraktionschef Ralf Christoffers eingeräumt, dass
       es in Brandenburg wohl künftig keine stabile Regierungskoalition mehr mit
       nur zwei Partnern geben werde. Mit der CDU gebe es jedoch keine
       inhaltlichen Schnittmengen, hieß es. Mit den Grünen sieht das freilich
       anders aus: Die stützten sogar die umstrittene und letztlich gescheiterte
       Kreisreform, gegen die die CDU erfolgreich mit einer Volksinitiative mobil
       gemacht hatte.
       
       19 Mar 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Zschieck
       
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