# taz.de -- Bahn-Konkurrent kehrt zurück: Zweite Chance für die Billigschiene
> Zwischen Berlin und Stuttgart rollen jetzt wieder Locomore-Züge. Nach der
> Insolvenz kooperiert der neue Eigentümer mit Flixbus.
IMG Bild: Diesmal leider ohne Strickabteil, aber die Bahn kriegt wieder Schienenkonkurrenz
Berlin taz | Für 9,90 Euro von Berlin nach Stuttgart rollen, und das in
knapp sieben Stunden. Klingt unwahrscheinlich, ist aber bald immer mal
wieder möglich: Ab dem 24. August sollen die Züge des alternativen
Bahnanbieters Locomore wieder Fahrt aufnehmen.
Das insolvente Fernzug-Start-up wurde vom tschechischen Verkehrsunternehmen
Leo Express übernommen, das künftig den Betrieb regelt. Es kooperiert mit
dem Fernbusbetreiber Flixbus, der für Ticketvertrieb, Marketing und Service
zuständig ist.
Am 24. August soll es losgehen. Die Tickets kosten für Schnellbucher 9,90
Euro, auch später soll es einige dieser Spartickets geben. Nach der
Startphase soll der Preis steigen, noch ist unklar, wie hoch. Zunächst
fährt Locomore nur einmal täglich von Donnerstag bis Montag, ab September
werde das Angebot erweitert, sagte Flixbus-Pressesprecherin Bettina Engert.
Locomore hatte seit Dezember letzten Jahres Fahrten auf dem deutschen
Streckennetz angeboten. Das Konzept klang zu schön, um wahr zu sein:
deutlich billiger als die Deutsche Bahn, dazu kostenloses WLAN, Ökostrom
und Bio-Catering. Im Mai hatte das Unternehmen Insolvenzantrag gestellt,
weil die verkauften Bahntickets nicht die hohen Kosten decken konnten. Als
sich kein neuer Investor fand, war der Betrieb im Mai eingestellt worden.
## Optimismus der Betreiber, Skepsis vom Fahrgastverband
Der neue Kooperationspartner Flixbus ist überzeugt, mit dem Konzept mehr
Erfolg zu haben. Die Ticketnachfrage bei Locomore sei schon ziemlich hoch
gewesen, über die Flixbus-Plattform könne man die nötige Zahl an Kunden
gewinnen, um einen nachhaltigen Betrieb bei günstigen Ticketpreisen zu
ermöglichen, sagte Flixbus-Geschäftsführer André Schwämmlein.
Auch beim privaten Bahnunternehmen Leo Express, das in Tschechien bereits
länger mit Flixbus kooperiert, zeigt man sich optimistisch: „Wir glauben an
das Produkt Locomore“, sagte Geschäftsführer Peter Köhler.
Kritischer sieht das Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverbands Pro Bahn. Er
ist skeptisch, ob die neuen Eigentümer das Unternehmen langfristig
finanzieren können. „Die Rahmenbedingungen für alternative Bahnanbieter
sind sehr schlecht“, sagte Naumann. Grund seien zum Beispiel die hohen
Trassenkosten und der immense Organisationsaufwand im Bahnvertrieb.
Trotzdem begrüßt Naumann die Übernahme: „Wir würden uns freuen, wenn es mit
Locomore klappt.“
Wer sich jetzt schon auf Pläuschchen über US-Präsident Donald Trump oder
Häkelrunden im Zugabteil freut, wird allerdings enttäuscht: Einer der Clous
der Locomore-GründerInnen, Abteile in Themen wie Politik, Stricken oder
Kaffeeklatsch zu unterteilen, wird von den neuen Eigentümern nicht
übernommen. „Wir teilen die Vision von nachhaltigem Bahnverkehr, aber unser
Schwerpunkt liegt auf der bezahlbaren Mobilität“, sagte Bora Mickowa von
Leo Express. „Nicht alle Elemente können übernommen werden.“
16 Aug 2017
## AUTOREN
DIR Lucia Heisterkamp
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