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       # taz.de -- Terror-Attacke in Spanien: Polizei geht von drei Tatorten aus
       
       > Nachdem in Barcelona mindestens 13 Menschen starben, vereitelte die
       > Polizei offenbar einen weiteren Anschlag. Fünf mutmaßliche Täter wurden
       > erschossen.
       
   IMG Bild: Nach dem Anschlag auf den Ramblas
       
       Barcelona/Berlin taz/dpa/reuters | Stunden des Terrors in Spanien: Nur kurz
       nach dem islamistischen Anschlag mit einem Lieferwagen in Barcelona mit
       mindestens 13 Toten hat die Polizei in einem katalanischen Touristenort
       vermutlich eine zweite Terrorattacke verhindert. In der Stadt Cambrils rund
       100 Kilometer südwestlich von Barcelona erschossen die Einsatzkräfte in der
       Nacht zu Freitag fünf mutmaßliche Terroristen. Sie sollen Sprengstoffgürtel
       getragen haben, die sich allerdings später als Attrappen herausstellten.
       
       Möglicherweise wollten sie den Anschlag auf der Touristenmeile Las Ramblas
       in Barcelona nachahmen. Über das Schicksal des Fahrers ist noch nichts
       Näheres bekannt. Das ZDF berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise,
       unter den Toten seien drei Deutsche.
       
       Bei dem Einsatz in Cambrils wurden sieben Menschen verletzt, zwei davon
       schwer, wie der katalanische Zivilschutz auf Twitter schrieb. Unter den
       Verletzten war auch ein Polizist. Nach spanischen Medienangaben seien die
       Täter in einem Wagen von der Polizei kontrolliert worden. Als dieser nach
       einer Verfolgung umgekippt sei, seien sie geflohen und dann
       niedergeschossen worden. Zuvor hätten sie noch Menschen angefahren.
       
       Nach Angaben der Behörden besteht wahrscheinlich ein Zusammenhang zwischen
       den Taten in Barcelona und Cambrils sowie in der Stadt Alcanar, wo am
       Mittwoch bei einer Explosion in einem Wohnhaus ein Mensch umkam. Dort
       sollen nach Informationen der Zeitung El Pais etwa 20 Gasflaschen gelagert
       worden sein.
       
       Drei Verdächtige, die in Verbindung mit dem Angriff in Barcelona stünden,
       seien festgenommen worden, berichtete die Zeitung El País unter Berufung
       auf das katalanische Innenministerium. Einer der beiden Männer sei ein
       Marokkaner, der andere komme aus der spanischen Exklave Melilla. Ein bei
       einer Polizeikontrolle erschossener Verdächtiger habe nach bisherigen
       Erkenntnissen keine Verbindungen zu der Tat gehabt. Er hatte nach
       Medienberichten versucht, eine Polizeikontrolle zu durchbrechen.
       
       ## Pakt gegen den Terrorismus
       
       Nach Einschätzung des Innenministeriums könnte die Zahl der Todesopfer des
       Anschlags in Barcelona weiter steigen. Rund 100 wurden verletzt, einige
       davon sehr schwer, sagte der Innenminister der katalanischen
       Regionalregierung, Joaquim Forn. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS)
       reklamierte den Anschlag laut ihrem Sprachrohr Amak für sich.
       
       Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy beriet sich vor Ort mit
       hochrangigen Vertretern des Sicherheitsapparats. Er kündigte bei einer
       Pressekonferenz einen Pakt gegen den Terrorismus an. „Es ist eine globale
       Bedrohung und die Antwort muss global sein“, sagte er laut der Zeitung La
       Vanguardia. Die Regierung rief drei Trauertage aus. Heute soll auch König
       Felipe zu einer Gedenkminute nach Barcelona kommen.
       
       Nach Angaben des IS-Sprachrohrs Amak waren mehrere Täter an dem Anschlag
       beteiligt. Sie seien „Soldaten des Islamischen Staates“, meldete Amak unter
       Berufung auf nicht näher genannte Sicherheitsquellen. Sie hätten mit der
       Operation auf Aufrufe reagiert, die Staaten der „internationalen Koalition“
       anzugreifen. Die Echtheit der Nachricht ließ sich zunächst nicht
       verifizieren. Sie wurde aber über die üblichen Kanäle von Amak im Internet
       verbreitet.
       
       Fotos aus Barcelona zeigten Leichen am Straßenrand. Augenzeugen
       berichteten, das Fahrzeug sei mit hohem Tempo auf die Promenade im Zentrum
       der Stadt gefahren. Ein Tourist sagte, das Fahrzeug sei Zickzack gefahren,
       „um ein Maximum an Fußgängern zu erwischen“. Berichten zufolge liefen
       Menschen panisch über die Straßen.
       
       ## Ungebremst in die Menge gerast
       
       Viele Menschen hätten geschrien und sich in Hauseingängen wie Geschäften in
       Sicherheit gebracht, berichteten Augenzeugen. Ein deutscher Tourist sagte,
       es sei wie in einer „Kriegszone“ gewesen. „Polizisten mit Maschinengewehren
       und Gewehren im Anschlag kamen in der Straße auf mich zu gerannt.“ Der
       Verkehr im Zentrum der Stadt sei zusammengebrochen. Die Geschäfte auf der
       Flaniermeile hätten geschlossen und ihre Fensterläden heruntergelassen.
       
       Augenzeugen sprachen im staatlichen spanischen Fernsehen von einem
       Einzeltäter, der Anfang 20 gewesen sein soll. Der weiße Lieferwagen sei
       ungebremst mit etwa 80 Stundenkilometern in die Menge gerast. Der Fahrer
       des Lieferwagens soll ein Mann von etwa 1,70 Meter Größe gewesen sein und
       ein weißes Hemd mit blauen Streifen getragen haben, wie die Zeitung El
       Periódico de Catalunya berichtete.
       
       Die Polizei war mit einem Großaufgebot auf der berühmten Flaniermeile vor
       Ort und forderte die Bevölkerung auf, das Viertel zu meiden. Die betroffene
       Gegend wurde weiträumig abgesperrt. Zahlreiche Krankenwagen waren im
       Einsatz. Naheliegende U-Bahn-Stationen und andere öffentliche
       Verkehrsmittel seien geschlossen worden, hieß es.
       
       Seit vergangenem Sommer war es in Europa wiederholt zu Anschlägen mit
       Fahrzeugen gekommen. Im Juli 2016 raste ein Attentäter mit einem Lkw in
       Nizza in eine Menschenmenge. 86 Menschen starben. Beim Anschlag mit einem
       gekaperten Laster auf den Berliner Weihnachtsmarkt wurden im Dezember 2016
       zwölf Menschen getötet. Im Frühjahr 2017 gab es zudem tödliche Attacken mit
       Fahrzeugen in London und Stockholm.
       
       18 Aug 2017
       
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