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       # taz.de -- Berliner Wochenkommentar II: Selbstironisch zum Einschalten
       
       > Mutiger, kantiger, auffälliger, relevanter: das alles will der RBB mit
       > seiner Programmreform werden.
       
   IMG Bild: Soll Quote bringen: die neue „Abendshow“ im RBB, für die Moderatorin Britta Steffenhagen posiert
       
       Der RBB will, dass sich seine ZuschauerInnen in Zukunft „Bloß nicht
       langweilen“. Dass die Berlin-Brandenburgische ARD-Anstalt ihrer
       Programmreform dieses Motto anheftet, ist fast schon genial. Zwar ist das
       in etwa so, als würde Edeka mit „Hauptsache, nicht verhungern“ werben oder
       Car2Go mit „Immerhin besser als zu Fuß“ – aber schließlich spielt der
       Slogan auf das trutschige Image des RBB an.
       
       Dem versucht Intendantin Patricia Schlesinger mit ihrer Programmreform zu
       entkommen. „Mutiger, kantiger, auffälliger, relevanter“ wolle sie den
       Sender, sagte sie diese Woche bei einem Pressetermin.
       
       Bisher ist der RBB der quotenschwächste ARD-Sender: Von den Menschen, die
       in seinem Sendegebiet fernsehen, schalten verhältnismäßig wenige ein. Das
       soll zum einen am Mangel an Identifikation liegen (was nicht so leicht zu
       ändern ist), zum anderen daran, dass es zu wenige frische Eigenproduktionen
       gibt (was sich jetzt ändern soll). Im Mai startete so „Super.Markt“, ein
       neues Verbrauchermagazin, und „Täter-Opfer-Polizei“ bekam ein neues fancy
       Studio. Als Nächstes startet am Donnerstag um 20.15 Uhr die „Abendshow“,
       eine Satiresendung, direkt aus dem BER, in der „sogar über Spandau“
       berichtet werde. Bei so viel Selbstironie sollte es zumindest die
       Identifikation der BerlinerInnen stärken – Ironie können die ja ganz gut.
       
       Am Montag startet außerdem ein neues Geschichtsmagazin. In der ersten Folge
       geht es um Pracht, in der zweiten um Herkunft: „Waschechte Berliner und
       Brandenburger haben oft schwäbische, sächsische oder schlesische
       Vorfahren.“ Ach ja? Da sollte jemand noch mal genauer nachschauen – so in
       Sachen Identifikation mit dem Sender. Aber bestimmt ist eine Folge über die
       schwäbischen, türkischen, französischen und vietnamesischen Vorfahren der
       nicht so ganz „waschechten“ Berlin-Brandenburger schon geplant.
       
       2 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Peter Weissenburger
       
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