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       # taz.de -- Urteil gnadenlos
       
       > G20-Prozesse 
       
       Das erste Urteil zum G20-Gipfel ist verkündet und der Richter war nicht
       gerade zimperlich. Zwei Jahre und sieben Monate soll der 21-jährige
       Niederländer Peike S. ins Gefängnis gehen, ohne Bewährung. Das sind zehn
       Monate mehr, als die Staatsanwaltschaft ursprünglich gefordert hatte.
       
       Am Abend des 6. Juli soll S. bei einer Spontandemo zwei Flaschen auf
       Polizisten geworfen haben. Als diese ihn verhaften wollten, lag S. schon am
       Boden und zog sich in Embryonalstellung zusammen, vermutlich um sich zu
       schützen. Er wurde wegen schweren Landfriedensbruchs, gefährlicher
       Körperverletzung und Widerstand und tätlichem Angriff gegen
       Vollstreckungsbeamte verurteilt.
       
       Olaf Scholz hatte nach dem Gipfel geäußert, dass er auf eine „harte
       Bestrafung der Täter“ hoffe. Der vollstreckende Amtsrichter Johann Krieten
       sagte hingegen am Montag, er wolle nicht die „törichte Forderungen von
       Politikern nach möglichst harten Strafen“ erfüllen.
       
       Er rechtfertigte die Höhe der Strafe mit einer Gesetzesverschärfung zum
       Schutz von Amtsträgern bei Diensthandlungen. Die gilt seit Ende Mai. Mit
       Blick auf G20 wurden darin die Hürden für den Nachweis von schwerem
       Landfriedensbruch gesenkt und die Strafen bei Angriffen auf Polizeibeamte
       erhöht.
       
       „Gerichte hätten sich schützend vor Personen zu stellen, die unter
       besonderem Schutz stehen,“ sagte Krieten: „Polizisten sind kein Freiwild
       für die Spaßgesellschaft oder erlebnisorientierte Gewalttäter.“ Krieten
       gilt als Richter, der durchaus harte Strafen ausspricht.
       
       Am Dienstag wurde in einem weiteren G20-Prozess ein 24-jähriger Pole zu
       sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Er wurde am G20-Samstag in der
       Hamburger Innenstadt kontrolliert und hatte verbotene Gegenstände wie
       Feuerwerkskörper und Pfefferspray bei sich. MOR
       
       2 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Morten Luchtmann
       
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