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       # taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Kein Fußball den Falschen!
       
       > Der DFB reagiert erfreulich professionell auf die Nazi-Gesänge deutscher
       > Fans in Prag. Was die Prävention betrifft, gibt es noch Nachholbedarf.
       
   IMG Bild: Der braune Block aus Deutschland in der Prager Eden-Arena
       
       Die deutsche Fußballnationalmannschaft hat ein Problem. Es ist ein
       Nazi-Problem. Immer wieder nutzen einschlägig bekannte Nazi-Kader und
       rechtsradikale Eventtouristen Auftritte der DFB-Elf, um sich in Szene zu
       setzen. Mal tun sie das vor dem Stadion, nicht selten auch im Stadion, so
       wie am Freitagabend in Prag, als während des Spiel der Deutschen gegen
       Tschechien „Sieg Heil!“-Rufe durch das Stadion schallten.
       
       Und auch wenn der DFB sich inzwischen glaubhaft von derartigen Exzessen zu
       distanzieren weiß, auch wenn die Spieler deutlich machen, dass sie null
       Bock auf Nazis in der Kurve haben, so ist ein Ende der rechten Fankultur
       rund um die Nationalmannschaft nicht absehbar.
       
       Der DFB hat gewiss viel richtig gemacht in der Distanzierung von
       rassistischen Exzessen. Die Reaktion des Verbands auf die Äußerungen von
       AfD-Vize Alexander Gauland etwa, er könne verstehen, wenn man nicht neben
       Jérôme Boateng wohnen wolle, ließ nichts an Deutlichkeit vermissen.
       
       Im Reagieren ist der DFB mittlerweile überaus korrekt. Im proaktiven
       Agieren gegen rechte Umtriebe indes gibt es noch reichlich Handlungsbedarf.
       Der Verband und sein Aushängeschild, die Nationalmannschaft, müssen noch
       verinnerlichen, dass sie mehr sind als ein Klub, der eine Profimannschaft
       betreibt.
       
       Bei all dem Brandingwahnsinn (Die MannschaftTM) und Megasponsorendeals,
       die da etwa mit dem Wechsel von Mercedes zu Volkswagen inszeniert werden,
       muss man den Eindruck haben, das sei den Verantwortlichen beim DFB nicht
       bewusst.
       
       ## Gesellschaftliche Verantwortung
       
       Ein Verband, der 7 Millionen Mitglieder hat, muss sich seiner
       gesellschaftlichen Verantwortung immer bewusst sein. In einer
       Nationalmannschaft, vor deren Spielen die deutsche Hymne in über 10
       Millionen Haushalten gesendet wird, kann nicht nur über die Frage
       nachgedacht werden, ob ein 4-1-4-1-System besser funktioniert als eine
       4-2-3-1-Formation. Am besten tut man das, bevor wieder einmal ein paar
       Hundert Nazis ihren großen Auftritt in den Nachrichtensendern der großen
       TV-Anstalten haben.
       
       Solange es aber einen Fanclub Nationalmannschaft gibt, der vor allem ein
       Marketing-Instrument von Coca-Cola ist, wird es schwer sein, diesen so zu
       Positionieren, dass sich Nazis in seiner Nähe nicht wohlfühlen. Die
       Sportgerichte der Verbände auch für die unteren Ligen so zu positionieren,
       dass die in unteren Ligen immer wiederkehrenden Nazi-Pöbeleien und
       rassistischen Exzesse wirklich bestraft werden, sollte sich der DFB zu
       einer seiner Hauptaufgaben machen. Da gibt es viel zu tun.
       
       Auch kleine Schritte könnten eine große Wirkung zeitigen. Als der DFB 2014
       mal im Stadion des FC St. Pauli trainiert hat, ließ er die dort angebrachte
       Parole „Kein Fußball den Faschisten“ überkleben. Wie wäre es, wenn er sich
       das Motto einfach zu eigen machte? Bei St. Pauli hätten sie sicher nichts
       dagegen.
       
       3 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
       ## TAGS
       
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