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       # taz.de -- Perspektive für Flüchtlinge: Hamburg will integrieren
       
       > Das vom Senat vorgelegte Integrationskonzept gibt konkret vor, wie
       > Migranten teilhaben sollen. Die Idee ist, altbekannte Strukturen für
       > Flüchtlinge zu öffnen.
       
   IMG Bild: Priorität hat die Integration in den Arbeitsmarkt: Flüchtling bei der Ausbildung
       
       HAMBURG taz | Es ist der Masterplan für die Integration aller MigrantInnen.
       Am Dienstag stellte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) das
       Integrationskonzept 2017 vor. Das Ziel: Eine „gleichberechtigte Teilhabe“
       in allen gesellschaftlichen Bereichen für die 630.000 HamburgerInnen mit
       Migrationshintergrund, darunter sind rund 57.000 Geflüchtete. Vor allem
       deren schnelle und umfassende Integration ist der Schwerpunkt des Konzepts.
       
       Ob Normen und Werte, Arbeitsmarktintegration oder Wohnungsmarkt, das 140
       Seiten starke Konzept beschreibt 26 Themen und setzt konkrete Zielvorgaben.
       Entwickelt wurde es in Zusammenarbeit mit zahlreichen Initiativen, dem
       Integrationsbeirat und anderen gesellschaftlichen Akteuren in über 40
       Veranstaltungen.
       
       Die Ziele sollen eine hohe Verbindlichkeit haben: Werden sie nicht
       erreicht, muss sich die zuständige Behörde Nachfragen gefallen lassen. So
       sollen etwa im kommenden Jahr 46 Prozent der SchulabgängerInnen mit
       Migrationshintergrund die Schule mit einem Abiturzeugnis in der Hand
       verlassen. Bei den nicht migrantischen Kindern liegt der Anteil bei 59
       Prozent.
       
       Als wichtigste Aufgabe nannte Leonhard die Integration der Geflüchteten in
       den Arbeitsmarkt. Hier vertraut sie wie in allen anderen Bereichen auf
       bewährte Regelsysteme, Hilfs- und Unterstützungsangebote also, die schon
       vor 2015 und 2016 existierten und nun an die Bedürfnisse der vielen
       Flüchtlinge angepasst werden sollen.
       
       Am Wochenende hatte der Sprecher der Initiativen für erfolgreiche
       Integration, Klaus Schomacker, in der taz diesen Ansatz hart kritisiert:
       Die alten Systeme seien „mit den neuen Aufgaben völlig überfordert“, der
       Ansatz sei „dramatisch verkehrt“ und könne dazu führen, dass die
       Integration in weiten Teilen scheitere. Leonhard hingegen betonte am
       Dienstag erneut: „Wir wollen keine Sonderprojekte aufbauen, das ist nicht
       Schwerpunkt unserer Arbeit.“
       
       Gute Noten erhält das Konzept vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen
       für Integration und Migration, der allerdings von Hamburg für seine
       Expertise bezahlt wird. Das Konzept sei in seiner Komplexität „bundesweit
       vorbildlich“, hieß es. Allerdings sei „nicht immer nachvollziehbar, wie die
       Zielwerte für das Jahr 2018 bestimmt wurden“. Deren Umsetzung aber ist
       letztlich der Gradmesser für den Erfolg des Masterplans.
       
       Es sei „wichtig, dass wir feste Kennzahlen haben, mit denen wir überprüfen
       können, wie gut die Integration in Hamburg gelingt“, verteidigte der
       SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Kazim Abaci den Fokus auf klare Zielvorgaben,
       während die FDP-Abgeordnete Jennyfer Dutschke anmahnte: „Starre Zielwerte
       und Indikatoren können nur ein kleiner Teil der Lösung sein.“
       
       Die integrationspolitische Sprecherin der CDU, Franziska Grunwald,
       kritisierte: „Schöne Worthülsen hat Rot-Grün jetzt geliefert, nun muss der
       Senat sie mit Inhalt füllen. Die wenigen Hundert Flüchtlinge in Ausbildung
       und Arbeit sind ein alarmierendes Signal. Der Senat muss dafür Sorge
       tragen, dass Flüchtlinge in öffentlich-rechtlichen Unterkünften nicht unter
       sich in einer Parallelwelt leben.“
       
       5 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Carini
       
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