URI: 
       # taz.de -- Konferenz zu Streubomben: Kritik an Deutschland
       
       > Immer mehr Staaten halten sich an das Verbotsabkommen. Doch Firmen
       > investieren in die Streubomben-Produktion und die Opferzahl steigt.
       
   IMG Bild: Suche und Entschärfung von Streumunition im Libanon (Archivbild aus dem Jahr 2006)
       
       GENF taz | Die Investitionen der Allianz Versicherung und der Deutschen
       Bank in ausländische Hersteller international geächteter Streubomben sowie
       die Weigerung der Bundesregierung, solche Investitionen zu verbieten,
       stoßen zunehmend auf Kritik. Bei der diesjährigen Genfer
       Vertragsstaaten-Konferenz der 2010 in Kraft getretenen Oslo-Konvention zum
       Streubombenverbot bezeichneten nicht nur VertreterInnen von
       Nichtregierungsorganisationen, sondern auch DiplomatInnen das Verhalten der
       Bundesregierung und der deutschen Unternehmen als vertragswidrig.
       
       Die bisher von Deutschland und 101 weiteren Staaten ratifizierte Konvention
       verbietet explizit Einsatz, Lagerung, Export und Produktion von
       Streumunition. Zwar werden Investitionen in die Herstellung in
       Nicht-Vertragsstaaten nicht ausdrücklich verboten. Doch heißt es in dem
       Abkommen: „Jeder Vertragsstaat verpflichtet sich, unter keinen Umständen
       jemals (…) irgendjemanden zu unterstützen, zu ermutigen oder zu
       veranlassen, Tätigkeiten vorzunehmen, die einem Vertragsstaat aufgrund
       dieses Übereinkommens verboten sind.“
       
       „Einem Unternehmen, das diese menschenverachtenden Waffen produziert, Geld
       zur Verfügung zu stellen, ist definitiv eine Ermutigung“, erklärte
       Eva-Marie Fischer von Handikap International. Die Bundesregierung solle
       „endlich dem Beispiel anderer Staaten folgen – darunter Belgien, Luxemburg,
       Schweiz, Niederlande und Italien –, die Gesetze zum Investitionsverbot
       verabschiedet haben“. Entsprechende Initiativen der Opposition im Bundestag
       scheiterten in den letzten Jahren am Widerstand der Großen Koalition.
       
       Die Allianz und ihre Tochterfirmen investierten allein seit Juni 2013 72
       Millionen US-Dollar in zwei Hersteller von Streubomben: Südkoreas Konzern
       Poongsan sowie den US-Konzern Orbital ATK. Die Deutsche Bank hält noch
       diverse kleinere Investments sowie eine Beteiligung von 20 Millionen Euro
       beim US-Konzern Textron.
       
       Zwar setzen immer mehr Staaten ihre Verpflichtungen aus dem Verbotsabkommen
       um. Doch verdoppelte sich in den letzten zwölf Monaten die weltweit
       registrierte Zahl der Opfer im Vergleich zum Vorjahr – vor allem in Folge
       des Einsatzes von Streumunition in Syrien und im Jemen.
       
       Dies geht aus dem Streubomben Monitor 2017 hervor, den die NGO-Allianz
       „Cluster Munition Coalition (CMC)“ bei der Genfer Konferenz vorlegte. Fast
       alle Opfer waren Zivilisten. Allein in Syrien wurden 860 Menschen durch
       Streumunition getötet oder verletzt, die meisten während der Angriffe. Laut
       Monitor gab es zwischen August 2016 und Juli 2017 mindestens 238
       Streubombeneinsätze in Syrien.
       
       6 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Zumach
       
       ## TAGS
       
   DIR Streubomben
   DIR Lesestück Interview
   DIR Streubomben
   DIR Schwerpunkt Syrien
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Tochter eines Ex-Präsidenten Afghanistans: „Mein Vater sagte: Es ist Krieg“
       
       Heela Nadschibullah war noch Kind, da versuchte ihr Vater, als Präsident
       Afghanistan zu befrieden. Vergeblich. Heute versucht sie, Wunden zu heilen.
       
   DIR Produktion von Streubomben: USA haben ausgestreut
       
       Der letzte US-Hersteller stellt die Produktion von Streubomben ein. Human
       Rights Watch hofft auf den Beitritt der USA zur Konvention gegen
       Streumunition.
       
   DIR Giftgas- und Streubomben in Syrien: Kritik an Moskaus Haltung
       
       Das Assad-Regime hat bereits hundertfach Streubomben abgeworfen. Die
       Abrüstungsinitiative CMC wirft auch Russland vor, die geächtete Munition
       einzusetzen.