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       # taz.de -- Kommentar Befristete Arbeitsverhältnisse: Noch eine Leerstelle
       
       > Die Zahl der befristeten Neueinstellungen nimmt weiter zu. Es ist offen,
       > ob Leiharbeit und Befristung ausgeweitet werden, falls die Konjunktur
       > nachlässt.
       
   IMG Bild: Gilt leider nur für zwei Jahre: Viele neue Arbeitsverträge sind befristet
       
       Die Zahl [1][der befristeten Neueinstellungen] nimmt zu, wenn auch nur
       leicht. 2016 waren 45 Prozent der Verträge zeitlich beschränkt – gegenüber
       41 Prozent im Vorjahr. Die Zahlen stammen aus einer Antwort der
       Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Beate
       Müller-Gemmeke, die anschließend zu Recht kommentierte, diese Zahlen seien
       „für unsere Gesellschaft nicht gut“.
       
       Das ist richtig, aber auch eine Binsenweisheit. Spannender ist die Frage,
       ob sich hinter dem Anstieg ein Anfang des Endes der deutschen
       Sonderkonjunktur verbirgt – und was die Parteien tun werden, falls
       Deutschland wieder in die Krise gerät.
       
       Der Grundsatzkonflikt zwischen Angebots- und Nachfragepolitik ist ja nicht
       gelöst, sondern nur von der guten Wirtschaftslage überdeckt. In der Krise
       Anfang der nuller Jahre entschied sich die rot-grüne Bundesregierung für
       ein Austeritätsprogramm, die Große Koalition in der Eurokrise ab 2008 für
       ein keynesianisches Nachfrageprogramm (Abwrackprämie!) plus Austerität in
       Südeuropa. Tiefergehenden ökonomischen Debatten in den Parteien und
       Fraktionen entsprangen beide Reaktionen nicht.
       
       Deshalb ist offen, ob Deutschland wieder mit einer noch größeren Ausweitung
       befristeter Arbeit oder Leiharbeitsstellen reagieren wird, falls die
       Konjunktur nachlässt. Die Frage, wie in einer Krise wirtschaftspolitisch
       gegengesteuert werden soll, kommt zu all den anderen Leerstellen des
       Wahlkampfs – Flüchtlinge, Digitalisierung, Europa – noch hinzu.
       
       Deshalb: Fragen Sie Ihre Kandidaten, wie Deutschland reagieren soll, falls
       etwa Frankreich und Italien ihre Arbeitskosten so senken, dass sie
       Deutschland ökonomisch wieder gefährlich werden können. Soll Deutschland
       dann seinerseits das Arbeitsrecht und den Mindestlohn lockern, um mithalten
       zu können? Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Ausflüchte zur Antwort bekommen
       werden, dürfte recht hoch sein.
       
       7 Sep 2017
       
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