URI: 
       # taz.de -- Schwesig erntet Kritik für Privatschule: Sie kann es sich leisten
       
       > SPD-Ministerpräsidentin Manuela Schwesig schickt ihren Sohn auf eine
       > Privatschule. Dafür bekommt sie Kritik von links und rechts.
       
   IMG Bild: Manuela Schwesig macht gerne Wahlkampf mit ihrer Familie
       
       Berlin taz | Darf eine Sozialdemokratin ihr Kind auf eine Privatschule
       schicken? Zumindest im Wahlkampf sorgt die Entscheidung der früheren
       Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig, ihren älteren Sohn nicht weiter
       staatlich unterrichten zu lassen, für ungeahnte Koalitionen. Sowohl die CDU
       als auch die Linkspartei schießen sich auf die Ministerpräsidentin von
       Mecklenburg-Vorpommern ein und werfen ihr Doppelmoral vor.
       
       Den Aufschlag machte CDU-Generalsekretär Peter Tauber in der letzten
       Bundestagsdebatte in dieser Legislaturperiode am Dienstag: „Ich verstehe,
       warum so viele Bürger ratlos sind, wenn sie Sie im Wahlkampf beobachten“,
       schoss er in Richtung SPD. „Sie reden über Bildungspolitik, und Frau
       Schwesig schickt ihr Kind auf eine Privatschule.“
       
       Am Mittwoch legte die Linkspartei nach. „Frau Schwesig trägt als
       Regierungschefin die oberste Verantwortung für die staatlichen Schulen – wo
       sie offenbar auch Verbesserungsbedarf sieht“, sagte die Vorsitzende der
       Linksfraktion in Mecklenburg-Vorpommern, Simone Oldenburg, der taz. Es gehe
       nicht an, dass die Wahl einer guten Schule eine Frage des Geldbeutels ist.
       Sie sprach von einem „fatalen Signal“. Schwesig habe mit ihren Kindern
       bereits Wahlkampf gemacht, deswegen dürfe man bei ihr auch genauer
       hinschauen.
       
       Eine Anfrage der taz zu ihrer umstrittenen Schulwahl ließ Schwesig
       unbeantwortet. Dem NDR gegenüber begründete sie die Schulwahl mit der Nähe
       zur Wohnung der Familie und dem damit kurzen Schulweg. „Die Frage, auf
       welche Schule das eigene Kind geht, ist eine persönliche Entscheidung“,
       ließ sie ihren Regierungssprecher mitteilen. Ansonsten halte sie es „für
       falsch, Schulen in staatlicher und in freier Trägerschaft gegeneinander
       auszuspielen“. Im Übrigen habe Schwesigs Sohn bisher eine staatliche
       Grundschule besucht.
       
       Schwesig machte zwar keine Angaben, in welche Einrichtung ihr ältester Sohn
       nun genau geht. Es dürfte sich wohl um eine Schule in freier Trägerschaft
       am Rande der Schweriner Innenstadt handeln, deren „Patin“ Schwesig ist. 200
       Euro kostet deren Besuch im Monat.
       
       Die Lehranstalt selbst schreibt auf ihrer Homepage, sie sehe Privatschulen
       als „Beitrag zur Vielfalt des Schulwesens“. Die Bildungsangebote basierten
       auf denen der staatlichen, man biete jedoch mehr.
       
       Wenn es Schwesig bei ihrer Wahl tatsächlich nur um den kurzen Schulweg
       gegangen wäre, hätte es auch eine Alternative gegeben: Im Umkreis von zwei
       Kilometern befindet sich auch eine staatliche Integrierte Gesamtschule, ein
       Modell des „längeren gemeinsamen Lernens“, für das sich die SPD in
       Mecklenburg-Vorpommern immer stark eingesetzt hat.
       
       ## Kein Vertrauen in staatliche Schulen?
       
       „Ich hätte mir gewünscht, dass Frau Schwesig Vertrauen in die staatlichen
       Schulen hat“, sagte Heike Kagel, die zweite Vorsitzende der
       Schulleitungsvereinigung Mecklenburg-Vorpommern. Sie seien den Weg der
       Gesamtschule stets gemeinsam mit der SPD gegangen, sagte Kagel, die selbst
       eine Integrierte Gesamtschule leitet. Deswegen wundere sie Schwesigs
       Entscheidung. Aber die Wahl der Schule liege selbstverständlich bei den
       Eltern. Das respektiere sie.
       
       In Mecklenburg-Vorpommern entscheiden sich Eltern von etwa 11 Prozent aller
       SchülerInnen für private Einrichtungen. Damit ist es das Bundesland mit den
       zweitmeisten PrivatschülerInnen. Nur in Bayern ist der Anteil höher.
       
       6 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tanya Falenczyk
       
       ## TAGS
       
   DIR Privatschule
   DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
   DIR Manuela Schwesig
   DIR Privatschule
   DIR Bildungschancen
   DIR Schule
   DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
   DIR Bundestag
   DIR Manuela Schwesig
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Debatte Privatschulen: Der falsche Gegner
       
       Privatschulen fördern nicht per se gesellschaftliche Spaltung. Ihre
       Gebühren aber müssen auch für Eltern mit schmalem Einkommen erschwinglich
       sein.
       
   DIR Bildungsgerechtigkeit: „Ich bin eine Strebermigrantin“
       
       Maja Lasić ist eine der neuen HoffnungsträgerInnen der SPD-Fraktion. Mit
       der taz spricht sie über Schulpolitik – und warum sie nicht Fraktionschefin
       werden will.
       
   DIR Digitales Klassenzimmer: Auf die lange Bank geschoben
       
       Fünf Milliarden Euro hat der Bund versprochen, um die Schulen zu
       digitalisieren. Wann der Digitalpakt umgesetzt wird, ist jedoch völlig
       offen.
       
   DIR SPD-Familienministerin im Wahlkampf: Das Lächeln der Katarina B.
       
       Katarina Barley wurde Familienministerin wider Willen. Auf Wahltour mit
       einer, deren Vorgängerin alles abgeräumt hat.
       
   DIR Abschiedsdebatte im Bundestag: Schon im Wahlkampfmodus
       
       In seiner letzten Sitzung debattiert der alte Bundestag alles – von Trump
       bis zum Diesel. Manche nutzten die Gelegenheit zum Angriff
       
   DIR Wahl der neuen Ministerpräsidentin: Schwesig ist erste Regierungschefin
       
       Manuela Schwesig hat als SPD-Ministerin für mehr Gleichberechtigung
       gekämpft. Mit ihr regiert nun erstmals eine Frau in Mecklenburg-Vorpommern.