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       # taz.de -- Kommentar Asylpolitik in Deutschland: Wahlversprechen: Abschiebung
       
       > Die Parteien versuchen, aus gestrigen Debatten ein Antiflüchtlingsmenü
       > für AfD-affine Wähler zu kochen. Von Integration ist kaum noch was zu
       > hören.
       
   IMG Bild: Nach Deutschland kommen soll möglichst keiner mehr – syrische Flüchtlinge auf Zypern
       
       Die Flüchtlingspolitik war das Megathema der letzten Legislaturperiode.
       Erstaunlich lange spielte sie dafür im Wahlkampf nur eine geringe Rolle.
       Doch auf den letzten Metern, nachdem die anderen Themen offenbar
       abgefrühstückt sind, verhalten sich die Parteien wie jemand, der am Samstag
       vergessen hat einzukaufen und am Sonntag alle Küchenschränke durchwühlt, ob
       nicht noch irgendwo ein paar Reste liegen.
       
       So ähnlich ist es mit dem Asylrecht: Seit zwei Jahren kommen fast ein
       Dutzend neuer Gesetze zu seiner Beschränkung durch. Viel ist nicht mehr da.
       Also wird nun versucht, aus den Resten von gestern ein Antiflüchtlingsmenü
       für AfD-affine Wähler zu kochen. De Maizière und Seehofer wärmten die
       bislang bis 2018 befristete Aussetzung des Familiennachzugs wieder auf –
       für die Betroffenen eine seelische Grausamkeit.
       
       SPD-Kandidat Martin [1][Schulz] kaut auf der schon von Gerhard Schröder
       angesetzten Formel herum, kriminelle Flüchtlinge „aus diesem Land raus“ zu
       schaffen – als ob die Große Koalition nicht gerade diesem Ziel dienende
       Gesetze durchgebracht hätte. Auch FDP-Chef Christian [2][Lindner] legte
       alte Forderungen zur Migrationspolitik auf den Tisch, vorgetragen aber in
       einem Tonfall, der klarmachen soll: Die AfD braucht kein Mensch, abschieben
       können wir selber.
       
       Die Grünen haben sich solche Töne zwar gespart, weil sie auch von Leuten
       gewählt werden, denen Menschenrechte und Integration wichtig sind. Doch die
       Schwarz-Grün-Befürworter in der Partei haben sich klar durchgesetzt. Ihre
       asylpolitischen Vorstellungen sind in Baden-Württemberg zu besichtigen.
       Abschiebungen selbst nach Afghanistan haben sie mitgetragen.
       
       Sicher ist: Die Vorzeichen der nächsten Legislaturperiode werden andere
       sein. 133.000 Asylanträge wurden in diesem Jahr bislang gestellt. Die
       Obergrenze, für die die CSU sich so abgekämpft hatte, ist faktisch
       eingehalten, der Türkei-Deal und die Schließung der Mittelmeerroute machten
       es möglich.
       
       Getrieben von der AfD, werden in der nächsten Zeit also jene Flüchtlinge,
       die schon hier sind, umso stärker ins Visier geraten. Die große
       asylpolitische Linie wird heißen: Abschiebung statt Integration. Das ist,
       unterm Strich, das Wahlversprechen, das die meisten Parteien derzeit geben.
       
       18 Sep 2017
       
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