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       # taz.de -- UN-Generalversammlung in New York: Trump trifft die Welt
       
       > In einer Rede vor der UNO will der US-Präsident seine Forderung nach
       > Reformen wiederholen. Er meint, die USA würden zu viel zahlen. Stimmt
       > das?
       
   IMG Bild: Hi
       
       Genf taz | „Die Vereinten Nationen haben ein so großes Potenzial. Aber
       derzeit ist die UNO nur ein Club, in dem Leute zusammenkommen, quatschen
       und eine gute Zeit haben. Wie schade!“
       
       So ahnungslos und arrogant hatte sich Donald Trump im letztjährigen
       Wahlkampf und auch noch nach seinem Sieg über Hillary Clinton über die UNO
       geäußert. Dienstagmorgen, New Yorker Ortszeit, spricht der US-Präsident nun
       erstmals vor der Generalversammlung der 193 UN-Mitgliedstaaten.
       
       Hauptthema der Rede werden – neben Birma/Myanmar, Nordkorea und anderen
       aktuellen Krisen – die Forderung nach Reformen der UNO sein, insbesondere
       nach finanziellen Einsparungen und einer Entlastung des – in absoluten
       Dollarbeträgen – größten Beitragszahlers USA. Bereits am Montagabend wollte
       Trump bei einem Treffen mit ausgesuchten Staats-und Regierungschefs eine
       10-Punkte-Erklärung zur UNO-Reform absegnen lassen. Die darin enthaltene
       Behauptung, die USA würden bislang einen überproportionalen Anteil der
       Kosten des UNO-Systems tragen, ist allerdings falsch: Die Pflichtbeiträge
       Washingtons von 22 Prozent zum regulären UNO-Haushalt und von 28,57 Prozent
       zum Budget für die Friedensmissionen entsprechen exakt dem
       Bruttosozialprodukt und den anderen Kriterien, die für die Berechnung der
       Pflichtbeiträge sämtlicher Mitgliedstaaten gelten.
       
       ## Trumps Kritik
       
       Alle drei Jahre wird der prozentuale Anteil aller Mitgliedsländer vom
       Haushaltsausschuss der Generalversammlung überprüft und bei Bedarf
       angepasst. Lediglich die freiwilligen Beiträge Washingtons für das
       UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) und andere humanitäre
       Organisationen fielen in den acht Jahren der Obama-Administration leicht
       überproportional aus. Das aber hat die Trump-Administration durch ihre
       bereits beschlossenen dramatischen Kürzungen dieser Leistungen um bis zu 40
       Prozent bereits korrigiert. Infolge dieser Kürzungen könne das UNHCR seine
       Aufgabe bei der Versorgung von derzeit über 65 Millionen Flüchtlingen
       „nicht mehr erfüllen“, erklärte Filippo Grandi am Sonntag nach einem
       Treffen mit US-Außenminister Rex Tillerson.
       
       Die Kritik Trumps, dass infolge unklarer Arbeitsteilung von
       UNO-Organisationen in ihren Einsatzländern finanzielle, personelle und
       logistische Ressourcen nicht effektiv eingesetzt werden und Mehrkosten
       entstehen, ist richtig, wenn auch nicht neu. Die Forderung,
       UNO-Generalsekretär António Guterres solle diesen Zustand beenden und für
       „größere Transparenz und Berechenbarkeit bei benötigten Ressourcen“ sorgen,
       führt allerdings in die Irre. Denn über das Mandat, den/die Direktorin und
       das Budget der meisten UNO-Organisationen entscheiden nur die
       Mitgliedstaaten. Und: Die von Trump bemängelten Zustände sind in den von
       US-BürgerInnen geführten UNO-Organisationen nicht besser als in anderen.
       
       ## Whistleblower-Schutz
       
       Trumps Forderung nach einem verbesserten Schutz für Whistleblower, die auf
       Missstände im UNO-System hinweisen, ist richtig und geht weiter als
       bisherige Pläne des UN-Generalsekretärs. Guterres könnte den Druck aus
       Washington nutzen, um bestehende Widerstände sowohl im UNO-Apparat als auch
       bei manchen Mitgliedsregierungen zu überwinden. Relevant war die Frage des
       Whistleblower-Schutzes in den vergangenen Jahren vor allem, wo es um die
       Aufdeckung und Untersuchung sexueller Übergriffe durch Blauhelmsoldaten
       ging.
       
       Selber hatte Guterres im Vorfeld der UNO-Generalversammlung einen
       überfälligen Reformplan zur Geschlechtergerechtigkeit in der UNO vorgelegt.
       Im bislang noch immer sehr männerlastigen UNO-System sollen bis 2021 die
       höherrangigen Positionen zu 50 Prozent von Frauen besetzt sein, bis 2028
       sämtliche Stellen. Die Umsetzung dieses Vorhabens würde allerdings
       voraussetzen, dass die Mitgliedstaaten in sehr viel stärkerem Ausmaß als
       bislang Frauen als Kandidatinnen für UNO-Posten anbieten.
       
       18 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Zumach
       
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