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       # taz.de -- Leicht zu knacken: Gefährliche Lücken in Wahlsoftware
       
       > Hacker deckten auf, dass ein PC-Programm zur Übertragung von
       > Wahlergebnissen bei der kommenden Wahl manipuliert werden kann.
       
   IMG Bild: Manche Passwörter der Software waren sogar im Internet zu finden
       
       Berlin taz | Die Wahl-Software, die viele Bundesländer am 24. September
       nutzen werden, hat offenbar große Sicherheitslücken. Das könnte zur
       Manipulation der Wahlergebnisse führen, wie die Zeit am Donnerstag als
       erstes berichtete. Der Informatiker Martin Tschirsich hatte die
       Sicherheitsprobleme entdeckt, die Hacker-Vereinigung Chaos Computer Club
       (CCC) bestätigte seine Ergebnisse. Stimmen werden zwar per Hand abgegeben
       und gezählt, aber anschließend mit einem PC-Programm gebündelt und an die
       Wahlleiter übertragen.
       
       In Deutschland wird bei der Wahl zwar im Vergleich zu den USA per Hand
       gewählt und gezählt, doch die ausgezählten Stimmen werden mit einem
       PC-Programm zusammengefasst und an den jeweiligen Wahlleiter übertragen.
       Tschirsich wollte das Programm „PC-Wahl“ aus Interesse auf Schwachstellen
       testen und stieß schnell auf grobe Sicherheitslücken. Die Software wird von
       allen Bundesländern am häufigsten verwendet.
       
       Die Verschlüsselung des Programms konnte Tschirsich umgehen, weil er die
       meisten Passwörter einfach im Internet finden konnte, ein anderes lautete
       schlicht „test“ und war dadurch schnell geknackt. „Das ist keine richtige
       Verschlüsselung, sondern nur eine Maskierung“, sagt auch Linus Neumann
       [1][vom CCC zu Zeit Online]. Er verglich die Sicherheit des Programms mit
       einem Mietshaus, in dem zwar alle Wohnungen abgesperrt sind, aber überall
       der gleiche Schlüssel passt.
       
       Das Programm hatte bisher kaum Sicherheitsmechanismen, weil die Kommunen
       nie danach gefragt hatten, wie der Entwickler von „PC-Wahl“, Volker
       Berninger erklärte. Auch eine umfassende Analyse des Programms habe es nie
       gegeben.
       
       Es ist noch nicht klar, ob es gelingt, die Sicherheitslücken bis zur Wahl
       am 24. September zu schließen. Das Bundesamt für Sicherheit in der
       Informationstechnologie (BSI) legte Vorschläge zur Verbesserung der
       Software vor. Der CCC meldete jedoch kurz darauf, dass auch die
       vorgenommenen Softwareverbesserungen bereits bei oberflächlichen Versuchen
       leicht zu knacken waren.
       
       ## Amtliches Endergebnis nicht gefährdet
       
       Was bedeutet das für die kommende Wahl? Bundeswahlleiter Dieter Sarreither
       gibt Entwarnung. Die Zwischenergebnisse seien zwar manipulierbar, was
       zwischenzeitlich zu Chaos führen könnte, doch das Endergebnis sei nicht
       gefährdet. Dem stimmt auch Informatiker Tschirsich zu.
       
       In ihrer Analyse der Software forderte der CCC, dass bei den Wahlvorgängen
       nicht nur auf Schnelligkeit geachtet wird: „Geschwindigkeit ist kein Wert
       an sich – Sicherheit hingegen schon.“ Deshalb müsse die Softwareauswertung
       der Ergebnisse zwingend auch manuell überprüft werden.
       
       Das ist auch der Notfallplan des Bundeswahlleiters: Die Ergebnisse der
       Stimmauszählungen am Wahlabend sollen im Zweifel auch „unabhängig von
       IT-Tools“ weitergegeben werden. Also über das gute alte Telefon.
       
       7 Sep 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2017-09/bundestagswahl-wahlsoftware-hackerangriff-sicherheit-bsi-bundeswahlleiter
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tanya Falenczyk
       
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