URI: 
       # taz.de -- Berliner Wochenkommentar II: Zählt die verlorenen Stimmen!
       
       > Ginge man nach der Wahlpanne beim Volksentscheid Tegel einfach zur
       > Tagesordnung über, wäre der Frust groß. Die Sache muss geklärt werden.
       
   IMG Bild: Das Kreuz mit der Wahl: Beim Volksentscheid gingen viele Stimmen verloren
       
       Der Volksentscheid Tegel ist – auch ganz abgesehen vom Ergebnis – nicht gut
       gelaufen. Zehntausende, möglicherweise bis zu 100.000 BriefwählerInnen
       hatten den Stimmzettel für den Volksentscheid in den falschen Umschlag
       gesteckt, bestätigte Geert Baasen von der Landeswahlleitung am Dienstag der
       taz. All diese Stimmen wurden nicht gewertet – für die Betroffenen ein
       Ärgernis.
       
       Im Netz entbrannte eine Diskussion: Sind die Berliner zu blöd, die
       Anleitung zur Briefwahl zu lesen? Oder war sie zu unklar formuliert?
       
       Schaut man sich die Briefwahlunterlagen an, dann entdeckt man im
       Kleingedruckten zwar die Anweisung, man solle „die Stimmzettel in den
       blauen Stimmzettelumschlag legen“. In der bebilderten Kurzanleitung, an der
       sich viele sicher eher orientierten, reduziert sich das aber auf die
       Anweisung: „Stimmzettel in den blauen Stimmzettelumschlag legen“.
       
       Nun kann „Stimmzettel“ sowohl Singular als auch Plural sein – viele haben
       denn auch nur einen Zettel in den blauen Umschlag gepackt. Blöd oder nicht
       ist dabei gar nicht mehr die Frage: Wenn eine so große Zahl von Menschen
       der Anleitung nicht folgen kann, hat die Landeswahlleitung Fehler gemacht.
       
       Es ist zwar unwahrscheinlich, dass gerade bei den BriefwählerInnen, die
       ihre Zettel falsch abgegeben haben, die Mehrheiten völlig anders verteilt
       waren als im Rest der Stadt. Und selbst wenn, könnte sich das Ergebnis
       höchsten um einzelne Prozentpunkte ändern, die Mehrheit für die
       Offenhaltung des Flughafens bliebe bestehen.
       
       Trotzdem ist es wichtig, jetzt aufzuklären: Wie viele waren es genau, die
       den Zettel falsch eingetütet haben? Und wie hätten sie abgestimmt? Wurden
       ihre Stimmen gar nicht gewertet – oder teilweise doch den ungültigen
       Stimmen zugeordnet, was die hohen Zahlen in einzelnen Briefwahllokalen
       nahelegen?
       
       Geht man über die Sache einfach hinweg, würde das für viel Frust sorgen. Es
       wäre ein Zeichen: Die verlorenen Stimmen sind uns nicht so wichtig. Man
       müsste sich dann nicht wundern, wenn sich Menschen an der nächsten Wahl gar
       nicht mehr beteiligten. Das kann nicht im Sinne der Landeswahlleitung sein.
       
       30 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Antje Lang-Lendorff
       
       ## TAGS
       
   DIR Volksentscheid Tegel
   DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
   DIR Auszählung
   DIR Volksentscheid Tegel
   DIR Flughafen Tegel
   DIR Briefwahl
   DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
   DIR Auszählung
   DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Massenpanne bei Briefwahl in Berlin: Dumm gewählt – nachgezählt!
       
       Beim Volksentscheid Tegel haben fast 77.000 Briefwähler ungültig
       abgestimmt. Die Landeswahlleiterin ließ deswegen nachzählen.
       
   DIR Zukunft von Tegel: Wer soll da schlichten?
       
       Eine Woche nach dem Vorschlag von Regierungschef Müller, in Sachen Tegel
       einen Schlichter einzusetzen, ist die Flughafen-Diskussion verfahrener denn
       je.
       
   DIR Briefwahl: Hätten Sie es richtig gemacht?
       
       Beim Volksentscheid Tegel gingen viele Stimmen von Briefwählern verloren.
       Betroffene sind verärgert. Auch die Linkspartei fordert nun Aufklärung.
       
   DIR Tegel: Unregelmäßigkeit bei Briefwahl: Die Stimme versagt
       
       Beim Volksentscheid Tegel haben bis zu 100.000 Briefwähler ihren
       Stimmzettel in den falschen Umschlag gesteckt – und wurden gar nicht
       gezählt.
       
   DIR Auszählung der Wahl in Berlin: Schlusslicht wegen Software-Ausfall
       
       Alle waren fertig, nur Berlin zählte noch: Erst gegen vier Uhr früh lagen
       die Ergebnisse der Wahl vor. Nach einem Software-Ausfall mussten Stift und
       Telefon ran.​
       
   DIR Hürden am Wahltag in Berlin: „Alle erreichen ihr Wahllokal“
       
       Viele Straßen sind durch den Marathon blockiert, die Briefwahl ist
       kompliziert, der Tegel-Stimmzettel sorgt für Irritationen: Was tun, Frau
       Wahlleiterin?