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       # taz.de -- Senat reagiert auf Krise im Kreißsaal: Geburten sollen jederzeit möglich sein
       
       > Gesundheitssenatorin Kolat verspricht, angesichts steigender
       > Geburtenzahlen die „nötigen Kapazitäten“ bei der Geburtshilfe bereit zu
       > stellen.
       
   IMG Bild: Es ist schon von Kreißsaaltourismus die Rede: Untersuchung einer Schwangeren
       
       Berlin (taz, dpa) | Der Senat reagiert auf die Kritik, dass Berlin nicht
       auf die steigende Zahl von Geburten eingerichtet ist und es immer wieder zu
       Schwierigkeiten bei der Versorgung Schwangerer in den Kreißsälen kommt.
       „Wir werden gemeinsam die nötigen Kapazitäten für dieses Wachstum
       bereitstellen“, kündigte SPD-Gesundheitssenatorin Dilek Kolat am Freiag an.
       Vorausgegangen war ein Runder Tisch mit allen Beteiligten, darunter
       Kliniken, Hebammen und Ärzten.
       
       In der taz hatte Redakteurin Anne Fromm [1][beschrieben], was alles vor und
       bei der Geburt ihres Kindes schiefgelaufen ist: wie unzureichend die
       Versorgung wegen fehlender Hebammen war; dass sie sogar einmal in ein 80
       Kilometer entferntes Krankenhaus weggeschickt werden sollte, weil in ganz
       Berlin kein Kreißsaal mehr frei sei. Der Text hat eine große Debatte über
       die Lage in Berlins Krankenhäusern ausgelöst.
       
       Denn Berlins Baby-Boom dauert an und sorgt für volle Geburtsstationen und
       Kreißsäle. Im vergangenen Jahr wurden so viele Kinder in der Hauptstadt
       geboren wie seit der Wiedervereinigung nicht: 42.618 an der Zahl, wie die
       Verwaltung von Kolat unter Berufung auf eine Umfrage unter Kliniken
       mitteilte. Ganz so viele Geburten werden demnach bis Ende dieses Jahres
       zwar voraussichtlich nicht wieder erreicht, aber Hochrechnungen lassen ein
       weiter hohes Niveau von 41.100 Geburten erwarten.
       
       Die Daten stammen aus einer Umfrage der Gesundheitsverwaltung unter den 19
       Berliner Geburtskliniken und sind am Freitag bei einem ersten Runden Tisch
       zu den Engpässen in der Geburtshilfe vorgestellt worden. Die Ergebnisse
       sollen Diskussionsgrundlage sein. Das Statistische Landesamt hat für 2016
       noch keine Daten vorgelegt. 2015 wies es rund 39.000 Neugeborene in Berlin
       aus, 1991 waren es nur etwa 31.000. Ein Anstieg wird insbesondere seit 2011
       beobachtet.
       
       Die Folge: Schwangere können nicht immer im Wunschkrankenhaus entbinden,
       sondern müssen bei dort belegtem Kreißsaal andere Kliniken aufsuchen. Von
       „Kreißsaaltourismus“ ist teils schon die Rede. Zudem beklagen Hebammen – an
       denen es bundesweit mangelt – Überlastung. In Kreißsälen muss eine von
       ihnen oft mehrere Gebärende parallel betreuen. Vor diesem Hintergrund haben
       sich Vertreter unter anderem von Geburtskliniken, Krankenkassen,
       Verwaltung, Feuerwehr und Hebammen nun mit der Senatorin zu einem Gespräch
       getroffen.
       
       Wie laut den Angaben aus der Umfrage hervorgeht, haben fünf Kliniken
       bereits konkrete Pläne zur Erweiterung von Kreißsälen, weitere denken
       darüber nach. 8 von 19 Kliniken begrenzen von vorneherein die Zahl der
       Anmeldungen zur Geburt, 4 weitere planen dies. „So sollen sich Frauen schon
       frühzeitig eine weniger frequentierte Geburtsklinik aussuchen können“,
       sagte ein Sprecher der Gesundheitsverwaltung.
       
       Wenn Kliniken keine Kapazitäten für Geburten mehr haben, melden sie
       Kreißsäle bei der Feuerwehr ab, so dass diese nicht mehr angefahren werden.
       Gründe hierfür sind der Umfrage zufolge vorrangig räumliche Engpässe, aber
       auch ein Mangel an Hebammen und freien Betten. Wie Kolat ankündigte, soll
       die geplante Einführung eines elektronischen Systems zur Bettenverwaltung
       für Entlastung sorgen.
       
       Aus den abgefragten Daten geht nach Angaben des Sprechers auch hervor, dass
       die Zahl der Hebammen in Berlin leicht steigt, während die Zahl der zu
       betreuenden Geburten pro Hebamme leicht sinkt. „Die meisten Kliniken
       bemühen sich auch um bessere Arbeitsbedingungen für Hebammen“, so der
       Sprecher. Das betreffe zum Beispiel die Übernahme der Kosten für die
       Berufshaftpflichtversicherung in Gänze oder in Teilen, das Angebot
       außertariflicher Leistungen und die Entlastung von anderen Aufgaben.
       
       15 Sep 2017
       
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