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       # taz.de -- Canan Bayram über ihr Direktmandat: „Mein Nein zu Jamaika steht“
       
       > Canan Bayram hat das grüne Direktmandat in Kreuzberg verteidigt. Falls
       > eine Jamaika-Koalition kommt, sieht sie ihre Partei vor einer
       > Zerreißprobe.
       
   IMG Bild: „Die nächsten Wochen werden eine echte Zerreißprobe für uns“: Canan Bayram
       
       taz: Frau Bayram, gegen drei Uhr morgens war es amtlich: Sie haben den
       Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost [1][knapp gegen den
       Linken-Kandidaten Pascal Meiser verteidigt] und treten damit die Nachfolge
       des Grünen-Übervaters Hans-Christian Ströbele an. Wir nehmen an, Sie sind
       zufrieden? 
       
       Canan Bayram: Ja, klar. Natürlich bin ich sehr froh darüber, dass es uns
       gelungen ist, als Grüne den Wahlkreis zu verteidigen. Das war das erste
       Gefühl gestern Nacht. Dann kam aber auch gleich der Gedanke, dass es
       wirklich schlimm ist, dass die AfD drin ist im Bundestag, und vor allem so
       stark. Da wartet sehr viel Arbeit auf uns. Auch im Hinblick auf die
       Koalitionen, die jetzt im Raum stehen.
       
       Eine Koalition aus CDU, FDP und Grüne wird als wahrscheinlichste Option
       gehandelt. Sie haben am Sonntagabend erneut bekräftigt, dass Sie einer
       Jamaika-Regierung Ihre Stimme im Bundestag verweigern werden. Sie bleiben
       dabei? 
       
       Natürlich. Mein Nein zu Jamaika steht. Ich hatte auch bereits heute Morgen
       viele Reaktionen aus meiner Partei, die sagen: Bitte keine Regierung mit
       der CDU und der FDP. Die nächsten Wochen werden eine echte Zerreißprobe für
       uns.
       
       Sie haben im Wahlkreis 26,3 Prozent der Erststimmen geholt, Ihr Vorgänger
       Ströbele kam auf Zustimmungswerte von bis zu 40 Prozent. 
       
       Mein primäres Ziel war, den Wahlkreis zu verteidigen. Natürlich hatte
       Ströbele ganz andere Bekanntheitswerte als ich. Zudem waren die Umstände im
       Wahlkampf nicht immer einfach.
       
       Sie meinen die Angriffe aus den eigenen Reihen? Volker Ratzmann, Leiter der
       Landesgeschäftsstelle in Baden-Württemberg, hatte Sie vor allem im Hinblick
       auf Ihre linke Mietenpolitik als „nicht wählbar“ bezeichnet. 
       
       Naja, man sieht ja mit Blick auf das Zweitstimmenergebnis für die Grünen in
       Kreuzberg, wo wir klar hinter der Linken liegen: Die realpolitischen
       Freunde und Freundinnen kamen auch nicht so super an. Ich konnte deutlich
       machen, dass ich eine eigenständige, streitbare Stimme für Kreuzberg bin…
       
       …viele Grüne sagen: Sie sind ein wenig zu eigenständig, Sie vertreten
       eigentlich vor allem sich selbst… 
       
       …und dass ich diese Stimme für die Grünen nun im Bundestag vertreten will.
       
       [2][Lesen Sie mehr zur Bundestagswahl 2017 in unserem Schwerpunkt]
       
       25 Sep 2017
       
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   DIR Anna Klöpper
       
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