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       # taz.de -- Kommentar Polizeigewalt in Katalonien: Das Problem sitzt in Madrid
       
       > Die Bilder vom Wahltag übertreffen noch die Repression der vergangenen
       > Tage. Die Polizeigewalt erinnert an die Tage der Franco-Diktatur.
       
   IMG Bild: Ein Demonstrant in Barcelona liegt am Boden, nachdem er von einem Gummigeschoss ins Gesicht getroffen wurde
       
       So sehen Verlierer aus, und schlechte Verlierer obendrein. Dass die
       Internetverbindungen gekappt wurden, um das Referendum über die
       Unabhängigkeit Kataloniens zu behindern, dass Politiker verhaftet, gegen
       Bürgermeister ermittelt wird, all das hat die roten Linien zwischen
       Demokratie und autoritärem Staat bereits seit Tagen weit überschritten.
       
       Doch die Bilder vom Wahltag selbst übertreffen alles. Polizisten in
       Kampfuniform schießen mit Gummigeschossen, stürmen Wahllokale und schlagen
       dabei selbst auf ältere Damen, die nichts weiter wollen als endlich nach
       einem langen Leben ihrer Stimme Gehör zu verleihen.
       
       Es gab keinen Anlass [1][für die brutalen Polizeieinsätze]. Wo die Polizei
       nicht sofort eingriff, bildeten sich lange Schlangen. Die Menschen in
       Katalonien wählen, friedlich und in festlicher Stimmung. Die spanischen
       Innenbehörden haben die Wahllokale für ihre brutale Repression ausgesucht.
       Es waren diejenigen, in denen bekannte katalanische Politiker wie der
       Autonomiepräsident Carles Puigdemont oder die Parlamentspräsidentin Carme
       Forcadell wählen gehen. Ministerpräsident Mariano Rajoy reagiert auf ein
       politisches Problem mit dem Ausnahmezustand wie einst die Franco-Diktatur.
       
       „Wir sehen uns dazu gezwungen zu tun, was wir eigentlich nicht wollten“,
       erklärt der Regierungsdelegierte in Katalonien, dem die Polizeikräfte
       unterstehen. Der Satz klingt nur zu bekannt. Er könnte von einem dieser
       brutalen Ehemänner stammen, die immer wieder durch häusliche Gewalt für
       traurige Schlagzeilen sorgen. Mit der Verteidigung der Verfassung hat das
       längst nichts mehr zu tun, es ist die altbekannte Unterdrückung all dessen,
       was anders ist.
       
       Der Katalonienkonflikt braucht eine politische Lösung, und die kann nur ein
       Referendum in beidseitigem Einverständnis sein. Der erste Schritt dahin ist
       ein Misstrauensvotum aller Parteien, die noch immer an eine demokratische
       Lösung glauben, gegen Rajoy. Denn es geht nicht mehr nur um Katalonien, es
       geht um die Demokratie als solche.
       
       1 Oct 2017
       
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