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       # taz.de -- Regeln für zivile Drohnen: Ordnung im Luftraum
       
       > Sie können vermessen, Schädlinge auf Äckern ausmachen – aber auch
       > Flugzeuge stören. Ab dem 1. Oktober gilt deshalb die Drohnenverordnung.
       
   IMG Bild: Die meisten Drohnenpiloten fliegen bisher nur zum Hobby
       
       BERLIN taz | Sssss … Wie ein riesiger Bienenschwarm summt die sechsrotorige
       Drohne über das Berliner Messegelände. „Die Flugroute ist komplett
       vorprogrammiert“, bejubelt der Kassler Hersteller Hexagon Systems seine
       Aibot X6, ein 4,5 Kilogramm schweres Fluggerät mit einem Meter Durchmesser.
       Während sie fliegt, misst die X6 das Messegelände unter ihr aus. Dort
       findet noch bis Donnerstag die Interaerial Solutions statt, die größte
       Fachmesse für Drohnen in Europa. Derzeit drängeln sich hier 158 Hersteller
       in einer Halle. Die Branche boomt. Allein dieses Jahr kauften die Deutschen
       nach Schätzungen der Deutschen Flugsicherung (DFS) 400.000 Drohnen.
       
       Die unbemannten Fluggeräte dürften schon bald in Kombination mit
       hochauflösenden Kameras zahlreiche Branchen revolutionieren. In der
       Landwirtschaft finden sie gezielt Schädlinge und Äcker, die Wasser
       brauchen. Auf dem Bau erledigen sie Vermessungsarbeiten wesentlich genauer
       und schneller als bislang die Spezialisten am Boden. Andere Drohnen
       können sogar kleinste Risse in Gebäuden entdecken.
       
       „Das geht auch da, wo es für den Menschen gefährlich wird“, schwärmt Kay
       Wackwitz, Gründer des Marktforschungsunternehmens Drone Industry Insights,
       „zum Beispiel bei Offshore-Konstruktionen.“ In Mali und Ruanda bringen
       Drohnen bereits Medizin in unzugängliche Dörfer. Weitere
       Anwendungsmöglichkeiten finden die Flieger im Katastrophenschutz oder in
       der Sicherheitsbranche.
       
       Noch fliegen die meisten Drohnen nur zum Hobby. Die Europäischen Kommission
       schätzt, dass in Europa bereits im kommenden Jahr 45.200 professionelle
       Drohnen eingesetzt werden. Zum Vergleich: Zusammen mit den Hobbydrohnen
       kauften die Europäer 2016 zwischen einer und eineinhalb Millionen Drohnen.
       
       ## Flugzeugpiloten melden Störungen
       
       Das bringt Probleme am Himmel mit sich. Für die Überwachungssysteme der
       deutschen Flugsicherung sind die Drohnen unsichtbar. Flugzeugpiloten
       meldeten dieses Jahr bereits 60 Behinderungen durch Drohnen in der Nähe von
       Flughäfen, Tendenz stark steigend. „Die Drohnen können im schlimmsten Fall
       die Triebwerke von Verkehrsflugzeugen schädigen oder durch Cockpitscheiben
       von Helikoptern schlagen“, warnt Ralf Heidger von der DFS. Die
       Flugsicherung entwickele daher zusammen mit der Telekom ein System, dass
       helfen könne, wenigstens die neuen Drohnen für die Luftsicherung sichtbar
       zu machen.
       
       Gegen die Hobbyflieger hat er gar nichts: „Diese Vorfälle geschehen durch
       Menschen ohne böse Absicht. Sie sind sich der Gefahren nicht bewusst.“ Bei
       professionellen Anwendern seien die Gefahren nicht so groß: „Die fliegen
       Geräte für mehrere 10.000 Euro. Da hat man kein Interesse, die Kontrolle
       über die Drohne zu verlieren.“
       
       Um Unfallverursacher feststellen zu können und um die Sicherheit im
       Luftraum zu erhöhen, hat das Bundesverkehrsministerium im April eine
       Drohnenverordnung erlassen. Ab einem Viertel Kilogramm Gewicht müssen die
       Fluggeräte mit einer Plakette mit dem Namen und der Adresse des Eigentümers
       gekennzeichnet sein. Wer eine Drohne über zwei Kilogramm fliegt, braucht ab
       1. Oktober sogar einen Drohnenführerschein. Modelle ab fünf Kilogramm
       dürfen nur noch mit Sondererlaubnis abheben.
       
       28 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Roland Lindenblatt
       
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