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       # taz.de -- Nordirlands Fußballteam auf Erfolgskurs: Allen auf den Fersen
       
       > Siebenmal spielten die Nordiren in der WM-Qualifikation zu null. Gegen
       > Deutschland soll die imposante Bilanz ausgebaut werden.
       
   IMG Bild: Nordirischer Jubel nach dem Erfolg gegen Tschechien
       
       Belfast taz | „Wir werden Gruppensieger“, riefen Nordirlands Fans nach dem
       2:0-Sieg gegen Tschechien in September. Um die Gruppe zu gewinnen und sich
       direkt für die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr in Russland zu
       qualifizieren, müsste das Team jedoch nicht nur heute gegen Deutschland und
       am Sonntag in Norwegen gewinnen, sondern Deutschland müsste außerdem das
       letzte Gruppenspiel gegen Aserbaidschan verlieren. Das erscheint
       unwahrscheinlich, aber den zweiten Platz haben die Nordiren bereits
       sicher.
       
       Die besten acht Gruppenzweiten spielen im November die vier letzten
       europäischen Plätze für die Weltmeisterschaft aus. Es wäre das erste Mal,
       dass sich Nordirland für zwei große Turniere nacheinander qualifizieren
       könnte. Dass man voriges Jahr bei der Europameisterschaft in Frankreich
       dabei war, hatte selbst die eigenen Fans überrascht. Großen Anteil daran
       hatte Trainer Michael O’Neill.
       
       Der 48-Jährige war ein recht erfolgreicher Spieler und trat 31-mal für das
       nordirische Nationalteam an. Nach seiner Karriere arbeitete er zunächst
       als Finanzdienstleister, doch schon zwei Jahre später zog es ihn zum
       Fußball zurück. Er trainierte Brechin City in Schottland und das Dubliner
       Team Shamrock Rovers, bevor er 2011 der erste katholische Trainer der
       nordirischen Nationalmannschaft seit 50 Jahren wurde.
       
       Unter O’Neill sind die Nordiren in der Fifa-Rangliste von Platz 129 auf
       Platz 20 geklettert. Man liegt nur noch fünf Plätze hinter England, und das
       sei auch noch zu schaffen. „England, wir sind dir auf den Fersen“,
       twitterte der Verband. Zwar wird sich daran so schnell nichts ändern, aber
       mit zwei Siegen in den beiden restlichen Spielen würde Nordirland in der
       Rangliste weiter klettern und die Ausgangslage für die WM-Auslosung
       verbessern.
       
       ## Beliebte Quizfrage
       
       Natürlich haben O’Neills Erfolge in Nordirland das Interesse der englischen
       Premier-League-Vereine geweckt. „Aber als Vereinstrainer musst du sofort
       Ergebnisse liefern“, sagt er. „Als Trainer einer Nationalmannschaft hast du
       mehr Zeit, um eine Mannschaft zu formen, obwohl das bei unseren begrenzten
       Ressourcen manchmal schwierig ist.“ Die irrsinnigen britischen
       Fernsehgelder haben den Nationalmannschaften des Vereinigten Königreichs
       und Irlands nicht gut getan. Die Vereine aus der Premier League kaufen mit
       dem Geld fertige Spieler im Ausland, so dass der einheimische Nachwuchs
       kaum zum Zuge kommt.
       
       O’Neill reaktivierte deshalb den 37-jährigen Aaron Hughes, der 1998 für
       Nordirland debütiert hatte, um mit seiner Hilfe die Abwehr zu stärken. Das
       gelang: In den acht Qualifikationsspielen ließen die Nordiren nur zwei Tore
       zu, siebenmal spielten sie zu null. Das lag auch an Torwart Michael
       McGovern. Es ist inzwischen eine beliebte Quizfrage, wer das bisher letzte
       Tor gegen ihn erzielt hat. Es war Sami Khedira beim Hinspiel in Hannover.
       
       Seit 613 Minuten ist McGovern ohne Gegentor. Und neben San Marino und
       Aserbaidschan ging es immerhin gegen Tschechien und Norwegen. McGovern
       schreibt das seinen Verteidigern zu. „Es ist schwer, gegen uns zu spielen“,
       sagt er, „und in vielen Spielen habe ich gar nicht viel zu tun.“ Hughes
       fällt indes heute mit Wadenproblemen aus.
       
       Stürmer Gareth McAuley glaubt dennoch an Nordirlands Chance. „Es wäre das
       größte Ergebnis in der Geschichte des nordirischen Fußballs“, sagt er.
       „Aber es wird ein schweres Stück Arbeit. Die Deutschen haben schließlich
       noch nie ein Auswärtsspiel bei einer WM-Qualifikation verloren.“ Aber jede
       Serie geht einmal zu Ende, hofft McAuley.
       
       5 Oct 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Sotscheck
       
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