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       # taz.de -- Comeback der Bettwanze: Winzige Weltenbummler
       
       > Längst galt sie bei uns als erledigt, doch jetzt ist sie zurück: die
       > Bettwanze. Schuld sind allerdings nicht Flüchtlinge, sondern Touristen.
       
   IMG Bild: Bei Befall hilft nur einer: der Kammerjäger
       
       In den Alpen herrscht derzeit große Aufregung. Weil Berghütten wegen
       Bettwanzen gesperrt werden müssen. Auch deutsche Großstädte verzeichnen
       stark steigende Befallszahlen. Und dann tauchen die Blutsauger noch in
       Flüchtlingsunterkünften auf, sehr zur Freude der besorgten Bürger, die sich
       auf das Thema so begierig stürzen wie eine ausgehungerte Bettwanze auf
       einen eingemummelten Alpinisten. Wo kommen die nur alle her?
       
       Tatsächlich galt Cimex lectularius bei uns schon als weitgehend erledigt.
       Doch in den letzten Jahrzehnten gelang den kleinen Kerbtieren ein Comeback.
       Flüchtlinge sind dafür allerdings kaum verantwortlich, sondern vor allem
       viel herumreisende Touristen und globale Warenströme. Als Hotspots der
       internationalen Bettwanzen-Community gelten etwa New York oder Sydney.
       Besonders gerne sitzen sie oder ihre Eier in Koffern, Antiquitäten und
       Verpackungskartons. Am Menschen selbst hingegen reisen sie nicht.
       
       Die Bettwanze ist ein vorsichtiger Gesell, an ihre Nahrungsquelle traut sie
       sich nur, wenn diese im Tiefschlaf vor sich hin schnorchelt. Dann kommen
       die zähen Kerlchen, die auch gut mal zig Monate ohne Nahrung durchhalten,
       aus ihren Verstecken und stechen zu. Zurück bleiben fies juckende Quaddeln,
       zum Glück aber wohl keine Krankheiten.
       
       Gerade haben Forscher herausgefunden, dass die Wanzen magisch von
       Schmutzwäsche angezogen werden. So springen sie schnell in Koffer oder
       Schlafsäcke und treten mit dessen Besitzer die Reise um die Welt an.
       Übrigens, bei Befall hilft nur einer: der Kammerjäger.
       
       Doch trotz dessen Mühen werden Mensch und Wanze wohl auch zukünftig weiter
       gemeinsam durch die Evolution schreiten – die eine mehr, der andere weniger
       begeistert.
       
       5 Oct 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Heiko Werning
       
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