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       # taz.de -- EU-Parlament von Lobbyisten brüskiert: Monsanto muss draußen bleiben
       
       > Das EU-Parlament hat Monsanto-Lobbyisten die Ausweise entzogen. Vertreter
       > des Konzerns hatten bei einer Glyphosat-Anhörung gefehlt.
       
   IMG Bild: Protest gegen Monsanto: Demonstranten vor dem EU-Parlament
       
       Brüssel taz | Die Drohung stand schon länger im Raum. Bereits bei den
       Anhörungen zum Panama-Steuerskandal 2016 hat das Europaparlament damit
       gedroht, Firmenvertreter auszuschließen, wenn sie nicht Rede und Antwort
       stehen wollen. Nun macht die Straßburger Kammer ernst: Lobbyisten und
       andere Mitarbeiter des Pharmakonzerns Monsanto müssen draußen bleiben.
       
       Den Monsanto-Experten wurden die Zugangsausweise entzogen, teilte der grüne
       Europaabgeordnete Sven Giegold mit. Der Beschluss sei bei der Konferenz der
       Präsidenten – also der Fraktionsvorsitzenden plus Präsident Antonio Tajani
       – gefallen, bestätigte die Pressestelle des Parlaments. Er sei sofort
       anwendbar und unbefristet, hieß es auf Nachfrage der taz. Tajani soll dem
       Konzern die Entscheidung schriftlich mitteilen.
       
       Die Initiative zu diesem ungewöhnlichen Schritt war von den Grünen
       ausgegangen. Möglich wurde sie durch neue Regeln, die Anfang dieses Jahres
       in Kraft getreten sind und die Macht der Ausschüsse gegenüber den oft
       eigenwilligen Lobbyisten stärken sollen. Vertreter von Monsanto dürfen die
       Parlamentsgebäude in Brüssel und Straßburg nun nicht mehr betreten.
       
       Entzündet hat sich der Streit bei Nachforschungen des Parlaments zum
       Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, das von Monsanto hergestellt wird. Der
       Konzern wird verdächtigt, EU-Studien über die möglicherweise
       krebsauslösende Wirkung von Glyphosat in seinem Sinne manipuliert zu haben.
       Am 11. Oktober findet eine Anhörung zu den so genannten Monsanto-Papers
       statt.
       
       ## Zweifel an positiver Beurteilung von Glyphosat durch die EU
       
       „Wenn Monsanto in Europa Geschäfte macht, muss es sich auch vor dem
       EU-Parlament seiner Verantwortung stellen“, kommentiert Giegold die
       brisante Affäre. Es gebe erhebliche Zweifel an der bislang positiven
       Beurteilung von Glyphosat durch die EU. So lange ein Gesundheitsrisiko
       nicht ausgeschlossen werden kann, dürfe die Zulassung nicht verlängert
       werden.
       
       Genau das – eine erneute Zulassung – plant jedoch die EU-Kommission.
       Ursprünglich wollte sie ihre Empfehlung bereits Anfang Oktober aussprechen.
       Wegen des Experten-Streits hat sie ihre Stellungnahme nun aber auf Ende des
       Jahres verschoben. Auch die Regierungen Österreichs und Frankreichs hatten
       sich zuletzt dagegen ausgesprochen, die Zulassung von Glyphosat zu
       verlängern.
       
       29 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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