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       # taz.de -- Kommentar Diesel-Fahrverbote: Schnelle Klärung in Sicht
       
       > Die Regierung in Baden-Württemberg will Dieselfahrverbote verzögern. Ein
       > Skandal? Nein, ein vernünftiger Kompromiss.
       
   IMG Bild: Teilnehmerin einer Demo für eine Annahme des Fahrverbot-Urteils in Stuttgart
       
       Auf den ersten Blick klingt es nach einer skandalösen Nachricht:
       Ausgerechnet das grün regierte Baden-Württemberg [1][wehrt sich gegen ein
       Urteil], das Dieselfahrverbote im abgasgeplagten Stuttgart für notwendig
       und zulässig erklärt hat – statt den Richterspruch einfach zu akzeptieren
       und ab Januar tatsächlich für saubere Luft am Neckartor zu sorgen.
       
       Bei genauerer Betrachtung ist die Entscheidung von Ministerpräsident
       Winfried Kretschmann aber ein vernünftiger Kompromiss. Denn immerhin haben
       die Grünen sich gegen CDU, Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften
       durchgesetzt, die Berufung gegen das Urteil einlegen wollten. Das hätte
       eine endgültige Entscheidung erheblich verzögert und wäre wirklich
       skandalös gewesen.
       
       Stattdessen hat sich das Land nun für die sogenannte Sprungrevision
       entschieden, bei der der Fall direkt in die letzte Instanz geht, das ist in
       diesem Fall das Bundesverwaltungsgericht. Weil dort im Februar bereits eine
       Entscheidung zum gleichen Thema angekündigt ist, stehen die Chancen gut,
       dass der Stuttgarter Fall dann gleich mit entschieden wird.
       
       Und wenn sich die obersten Richter wie erwartet dem Votum aus Stuttgart
       anschließen, dass örtliche Fahrverbote für schmutzige Dieselfahrzeuge
       notwendig und zulässig sind, dürfte auch der Druck auf die neue
       Bundesregierung steigen: Sie muss schnell die Voraussetzungen für eine
       blaue Plakette schaffen, mit der man saubere von dreckigen Dieseln
       unterscheiden kann.
       
       Das hat die Union bisher blockiert, weil sie hofft, dass Fahrverbote ohne
       dieses Kennzeichen kaum umgesetzt werden können. Praktisch dürfte ein
       Verzicht auf die blaue Plakette jedoch bedeuten, dass in den betroffenen
       Städten einfach alle Dieselfahrzeuge ausgesperrt werden. Und daran dürften
       auch Union und FDP kein Interesse haben. Wenn eine höchstrichterliche
       Entscheidung hier für Bewegung sorgt, hat sich Verzögerung um wenige Monate
       durch die Revision auf jeden Fall gelohnt.
       
       3 Oct 2017
       
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