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       # taz.de -- Gastkommentar Grüner Heimatbegriff: Heimat ist ein Projekt
       
       > Der Begriff „Heimat“ darf nicht den Rechten überlassen werden. Denn
       > gerade für eine offene Gesellschaft ist es wichtig, dass sie Halt bietet.
       
   IMG Bild: Auch in der idyllischsten Heimat gibt es Konflikte. Worüber wohl der Gartenzwerg grübelt?
       
       Gerade für eine offene Gesellschaft ist es wichtig, dass sie Halt bietet.
       Die Sehnsucht nach „Heimat“, nach Zuhause, danach sich zurechtzufinden,
       sicher zu sein, ist als solche nicht reaktionär, aber sie lässt sich für
       eine reaktionäre Agenda missbrauchen. [1][Die Antworten auf das Gefühl der
       Unbehaustheit, das viele Menschen angesichts der rasanten Veränderungen
       unserer Lebens- und Arbeitswelt heimsucht, dürfen deshalb nicht den Rechten
       überlassen werden].
       
       Wenn Rechte meinen, ihre Heimat gegen innere und äußere Feinde verteidigen
       zu müssen, verweisen sie auf unsere angeblich selbstverständliche „eigene
       Identität“. Seine Heimat ist wie seine Identität für Menschen aber gerade
       nichts unveränderlich Gegebenes, sondern etwas, das sie immer erst finden
       und einrichten, sich neu begründen müssen.
       
       Warum aber sollte all dies dadurch beeinträchtigt werden, dass andere von
       anderswo dazukommen? Sie sehnen sich nach einer Sicherheit, die sie in
       ihrem alten Zuhause nicht hatten, weil dort Krieg oder Armut herrschen.
       Heimat kann ich nur als offen, weltzugewandt und europäisch denken.
       Übrigens als ökologische Partei eben auch als Schutz für die Umwelt. Als
       soziale Partei als Ort des Zusammenhalts. Als weltoffene Partei als Ort der
       Humanität. Heimat ist nicht statisch, sie entwickelt sich.
       
       Und natürlich gibt es noch in der idyllischsten Heimat Konflikte, einfach
       weil man sich mit Leuten auseinandersetzen muss, die anders ticken. Die
       Rechten verkaufen uns ihre Idee von Heimat hingegen als etwas, das alle
       Konflikte verschwinden lässt, weil „wir“ dort „unter uns“ sind. Es hat
       diese vollkommene Homogenität aber in Wirklichkeit nie gegeben – zum Glück.
       Und dafür zu kämpfen, dass weder Abschottung noch Gleichschaltung eine
       Chance haben, ist das, worauf es jetzt ankommt.
       
       Gegen die rechte Heimatschutzpropaganda gilt es deshalb, unbeirrt für ein
       offenes Verständnis von Heimat zu kämpfen. Und damit für ein Land, das
       europäisch bleibt, das ökologischer, sozialer und noch weltoffener wird.
       
       5 Oct 2017
       
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