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       # taz.de -- Reformen bei den Öffentlich-Rechtlichen: Reicht das?
       
       > ARD, ZDF und Deutschlandradio sollen sparen. So will es die Politik. Nun
       > haben die Sender gezwungenermaßen ihre Pläne vorgelegt.
       
   IMG Bild: Die öffentlich-rechtlichen sind immerhin für schlechtes Wetter gewappnet
       
       „Nein“, betont ZDF-Intendant Thomas Bellut, das sei „kein taktisches
       Papier“. Die Pläne, die er und – in eigenen Ausführungen – auch die Spitzen
       von ARD und Deutschlandradio nun der Medienpolitik vorgelegt haben, seien
       „unter vielen Qualen“ entstanden. „Ich kann sinnvollerweise nicht mehr
       anbieten“, sagt Bellut nach einem Treffen mit seinem Fernsehrat auf dem
       Mainzer Lerchenberg, wo mit dem Sendezentrum die Opulenz des
       öffentlich-rechtlichen Rundfunks in seiner ganzen Pracht zu bewundern ist.
       „Vielleicht gehen in ein paar Jahren noch mal 40 Millionen mehr im Jahr –
       das ist nicht der Fall.“
       
       Die Politik hatte den Senderchefs vor zwei Jahren aufgetragen, Sparkonzepte
       vorzulegen – der Rundfunkbeitrag sollte künftig so wenig wie möglich
       steigen, das würde die Zahler nur frustrieren und das sind schließlich auch
       die Wähler. Je nach Lesart wollen ARD, ZDF und Deutschlandradio in den
       kommenden zehn Jahren bis zu zwei Milliarden Euro sparen: Die ARD knapp
       eine Milliarde und das ZDF etwa 270 Millionen, dazu sollen einmalige
       Effekte bei der Umstellung der Altersvorsorge kommen und ein bisschen vom
       ohnehin vergleichsweise kleinen Deutschlandradio, das bisher keine Prognose
       wagt.
       
       Die Sender wollen dafür erklärtermaßen überall dort zusammenarbeiten, wo
       sie es jenseits ihrer Angebote können: Software für die Produktion der
       Beiträge, die Pflege der Archive und die Abrechnung von Reisen und
       Honoraren sollen vereinheitlicht und möglichst auch einzelne dieser
       Aufgaben zentralisiert werden. Dazu wollen die Sender noch systematischer
       bei Großereignissen zusammenarbeiten und sich etwa Studio und Technik bei
       Olympischen Spielen und Europa- wie Weltmeisterschaften teilen. All das tun
       sie zwar teilweise schon, aber hier soll die Zitrone weiter ausgequetscht
       werden.
       
       Einige Werkzeuge, die den Sendern nun beim Drücken der Kosten helfen, sind
       ihnen wiederum praktisch in den Schoß gefallen: Spezial-Rucksäcke, die
       Fernsehbilder über mehrere LTE-Karten an die Funkhäuser streamen und
       Satelliten-Übertragungswagen bei immer mehr Einsätzen verzichtbar machen,
       genauso wie energiesparsamere Ausstrahlungswege für die Fernseh- und
       Radiosender, etwa über die Standards DVB-T2HD und DAB+, die ohnehin am
       Markt entwickelt wurden und eingeführt werden. Die Sender listen diese
       Effekte dennoch auf den Listen ihrer eigenen Spar-Ideen auf.
       
       ## Nicht genug
       
       Tatsächlich lobt SPD-Politikerin Heike Raab, die in der federführenden
       rheinland-pfälzischen Staatskanzlei die Medienpolitik der Länder
       koordiniert, nach einer ersten Durchsicht die „wichtigen Reformschritte“
       und den Willen der Intendanten, die Grenzen zwischen den Sendern bei
       Verwaltung und Technik einzureißen. Sie spricht aber auch davon, dass damit
       „nur die Bergetappe und noch nicht das Ziel“ erreicht sei.
       
       Auch Fritz Jaeckel, der von Dresden aus die Medienpolitik der
       unionsgeführten Länder koordiniert, wünscht sich, dass „noch eine Schippe
       draufgelegt“ wird. Kurzum: Die Sender sollen noch weiter sparen.
       Intendanten wie WDR-Boss Tom Buhrow warnen wiederum: Weitere Kürzungen
       seien nur möglich, wenn dabei das Programm angetastet werde. Raab geht
       dabei nicht in die Offensive. Ihr Kollege Jaeckel fordert allerdings, dass
       sich die Länder „auch noch mal“ mit dem Auftrag der Sender beschäftigen.
       
       Zwar solle inhaltlich gar nichts geändert werden, sagt Jaeckel, aber
       möglicherweise die Gefäße: „Es gibt bestimmt einige Plattformen, wo es
       besser wäre, online zu arbeiten. Dann muss man sich in dem Fall vielleicht
       auch mal einen Fernsehsender sparen.“ Außerdem könnten Dokumentations- und
       Nachrichtenkanäle „zusammengebracht“ werden – womit er letztlich auf
       Phoenix, ZDFinfo und Tagesschau 24 anspielt.
       
       Die Sender haben dazu keine Vorschläge gemacht, sondern sich in ihren
       Papieren – zumindest die ARD, für die auch der Autor dieser Zeilen als
       freier Mitarbeiter tätig ist, hat zunächst [1][einen Teil davon
       veröffentlicht] – auf die Strukturen hinter den Programmen konzentriert.
       „Es gibt Dinge, da hätte man auch früher schon mal stärker zusammenarbeiten
       können“, sagt CDU-Politiker Jaeckel. Er ist vor allem über die geplante
       Zusammenarbeit bei den Auslandsstudios erstaunt: Dass Radio- und
       Fernsehkorrespondenten, die in einigen Städten in verschiedenen Gebäuden
       sitzen, nun zusammenziehen und sich dabei teils auch mit anderen Sendern
       zusammentun, sei überfällig gewesen.
       
       Thomas Bellut erklärt, zumindest für seinen Sender seien die Studios
       ohnehin kein entscheidender Sparposten. „Das sind keine großen Maßnahmen“,
       sagt der ZDF-Intendant. „Wir haben eher zu wenige als zu viele
       Korrespondenten. Wenn es aber darum geht, dass wir bei der
       Basisinfrastruktur wie Produktionskapazitäten kooperieren, dann stehe ich
       dem sehr offen gegenüber.“
       
       30 Sep 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.ard.de/home/die-ard/presse-kontakt/pressearchiv/Zusammenfassung_des_ARD_Berichts__Auftrag_und_Struktur_/4364886/index.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Bouhs
       
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